Miller: Relegation? "Wir Löwen regeln das vorher"
AZ: Herr Miller, wie erleichtert sind Sie nach dem 2:1-Sieg gegen Nürnberg, mit dem die Löwen auf Rang 15 gesprungen sind und den Nichtabstieg wieder selbst in der Hand haben?
THOMAS MILLER: Schon ziemlich, das dürfen Sie glauben! Aber nach diesem Sieg bin ich zuversichtlich.
Rückstand, Spiel gedreht, annulliertes Tor zum 2:2 – ein irres Spiel, oder?
Da war alles drin. Die Fans waren überragend, haben die Mannschaft nach vorne getrieben, sie auch nach der schwächeren ersten Halbzeit nicht ausgepfiffen. In so einem Endspiel vor fast 70 000 um alles oder nichts, da rührt sich was. Ich war mit den alten Kollegen Manni Schwabl und Bernhard Winkler auf der Tribüne, auch Gabor Kiraly, Kevin Volland und Timo Ochs waren da. Wir sind alle herumgesprungen. Bei so einem Spiel hält dich nichts mehr auf den Plätzen.
Trainer Torsten Fröhling hat mehrfach betont, dass er bei den Löwen – erst recht bei solchen Spielen – ein bisschen schneller altert als anderswo. Wie beurteilen Sie seinen Job?
Ich finde, er hat das bisher wirklich gut gemacht: Immer nur von Spiel zu Spiel gedacht, vollkommen wurscht, ob die Mannschaft vorher gewonnen oder verloren hat. Deswegen hat er auch in zwölf Spielen 18 Punkte geholt. Ich habe schon vorher gesagt: Wir brauchen einen Trainer, der den Verein kennt. Peter Pacult hätte gepasst. Fröhling passt. Ein Wildfremder hätte nicht gepasst. Fehlt nur noch, dass wir im nächsten Jahr auch in der Zweiten Liga spielen. Fröhling dürfte dann aus meiner Sicht gerne bleiben.
Im Saisonfinale beim KSC wird’s aber nicht einfacher: Die wollen noch aufsteigen…
Das wird eine ganz harte Nuss. Aber: Ich denke nicht, dass irgendeiner da unten gewinnt. Heidenheim ist absolut heimstark, Düsseldorf darf sich zuhause überhaupt nichts mehr erlauben, hat die Fans schon zu sehr vergrault. Deswegen war es auch wichtig, vor Aue und Frankfurt zu stehen, die gegen die beiden ran müssen. Vielleicht wird sogar das Torverhältnis entscheidend, da müssen wir aufpassen.
Mit Guillermo Vallori und Gary Kagelmacher werden zwei Löwen fehlen, die ihr Spiel über den Kampfgeist und Willen interpretieren. Vom Typ her ja zwei Millers…
Bitter, dass sie ausfallen, vor allem Guis Verletzung schmerzt. Er war gut in Form und ein absolutes Vorbild. Kagelmacher war in der Hinrunde eine Katastrophe, aber in der Rückrunde hat er mir bisher sehr gut gefallen. Es stimmt schon, dass die Biss haben und über den Kampf kommen. Solche Leute brauchst du in jeder Mannschaft. In erster Linie zählen Kampf, Kondition, Ausdauer. Dann erst kommen Technik und schön spielen. In der Zweiten Liga Tiki-Taka? Geht nicht. Heißt nicht, dass du keinen Techniker drin haben darfst. Die Mischung muss passen.
Wie kann man diese Ausfälle kompensieren?
Mit Kai Bülow hintendrin, der das gut spielt und auch eine gute Einstellung hat. Dominik Stahl ist noch so ein Hundertprozentiger und hat nach seiner Verletzung wieder mehr Spiele auf dem Buckel. Und Daniel Adlung ist gut drauf, hat das nicht nur gegen den Club gezeigt. Aber es kommt auf alle an: Das muss kein schönes Spiel werden. Und vor einem hat auch der KSC Angst…
Wer wäre das?
Rubin Okotie.
Obwohl er nach seinem Innenbandriss noch nicht wieder der Alte ist?
Egal. So ein Torjäger braucht Schnelligkeit und Fitness gar nicht unbedingt. Zack, eine Ecke oder Flanke, dann wird es schon gefährlich und er haut einen rein.
Das Miller-Rezept für die ganze Mannschaft?
Jeder muss sich was zutrauen und marschieren, dann kannst du gar nicht untergehen. Über Konter geht was. Und im letzten Spiel kannst du gar nix verlieren. Was gibt es denn Schöneres, als in so einem Endspiel zu stehen? Mit irgendwelchen Ausreden oder Wehwehchen braucht mir da keiner kommen. Jetzt müssen alle noch einmal Gas geben. Danach haben sie frei und können das auskurieren.
Vielleicht war es noch gar nicht das letzte Spiel und Sechzig muss in die Relegation gegen Holstein Kiel.
Sechzig muss nicht in die Relegation. Wir regeln das vorher.
Was macht Sie so sicher?
Wenn man so viel Glück hat, dass so ein Tor zurückgenommen wird, dann bleibt man drin. Das haben wir alle gesagt im Stadion. Das war ein gutes Omen.