Miller, Pacult & Co.: "1860 braucht neue Helden!"

Die Aufstiegshelden von ’94 haben ihre Nachfolger gefunden. Vor dem wichtigen Spiel der Löwen gegen St. Pauli erzählen die Stars von einst, warum sie glauben, dass sich die Erfolgsstory wiederholt
München - Zurückhaltung: Das ist derzeit Reiner Maurers höchstes Gebot. Bloß keine lautstarken Kampfansagen, bloß keine falschen Hoffnungen. Volle Konzentration auf die Aufholjagd – die am Montagabend beim Heimspiel in Fröttmanuing gegen den FC St. Pauli (20.15 Uhr, Sport1, Sky) fortgesetzt werden soll.
Diese Sätze des Trainers könnten genauso gut aus dem Jahre 1994 stammen – dem Aufstiegsjahr der Löwen. Denn die Saisonverläufe ähneln sich doch verblüffend. „Puh, das ist ja schon ein paar Tage vorbei”, sagt der damalige Abwehrchef Reiner Maurer. Aber klar: „Ich erinnere mich natürlich schon noch gut daran”, sagt der Allgäuer. So viel habe sich im Gegensatz zu früher auch gar nicht im Umfeld der Löwen verändert, stellt Maurer scherzhaft fest. „Nach der ersten Niederlage haben sie damals vom Abstieg gesprochen, nach dem ersten Sieg vom Aufstieg.”
Die Löwen machten den Aufstieg – es war übrigens ein Durchmarsch von der dritten in die erste Liga – am letzten Spieltag in Meppen perfekt. Dieses Jahr könnte genau das wieder im Heimspiel gegen Alemannia Aachen geschehen. Damals folgte eine „riesige Gaudi”, erinnert sich Maurer. Heuer hat OB Christian Ude den Rathausbalkon schon reserviert.
In der AZ erinnern sich vier damalige Aufstiegshelden.
Thomas Miller, heute Finanzbeamter: „Wir brauchen neue Helden, dann müssen die Alten nicht mehr gefragt werden. Wenn die Mannschaft es tatsächlich schaffen sollte, würde man 20, 30 Jahre über diese Spieler reden. Sie würden sich damit ein Denkmal setzen. Ein großes Lob natürlich an Reiner Maurer. Was ich am meisten an ihm schätze: Er ist kein Blender. Davon hat 1860 schon genug gehabt. Ich bin der Meinung: Es gibt keine drei Trainer in Deutschland, welche die Gegner besser kennen als er. Er hat sich damals als Spieler schon Gedanken über die kommenden Gegner gemacht. Deshalb traue ich den Löwen auch den Aufstieg zu. Ich habe vor vier Wochen mit Daniel Bierofka gesprochen. Er hat mir da genau das gesagt, was nun eingetreten ist.”
Armin Störzenhofecker, heute Inhaber einer Fußballschule: „Der Aufstieg damals war einmalig – ein Durchmarsch von der dritten in die erste Liga. Wir haben es einfach durchgezogen, alle miteinander. Es war ein überragendes Gefühl. Der jetzigen Mannschaft traue ich den Aufstieg freilich zu. Sie sind auf einem sehr guten Weg. Wenn eine Mannschaft einmal so einen Lauf hat, ist alles möglich. Wichtig ist, dass die Mannschaft eine Einheit ist, das war damals unser ganz großes Plus. Jeder wusste, was der andere macht und keiner hat sich gescheut, die Drecksarbeit zu machen. Wenn die Verantwortlichen an uns denken, komme ich natürlich gerne zur Aufstiegsfeier.”
Peter Pacult, heute Trainer von RB Leipzig: „Für die jetzige Mannschaft ist es noch ein harter Weg, aber Reiner Maurer hat die Mannschaft sehr gut aufgestellt. Wir hatten es damals am letzten Spieltag in Meppen in der eigenen Hand. Dann gibt es auch immer die schönsten Feiern. Wir hatten eine lange Busfahrt zurück, anschließend haben wir im Hacker-Pschorr-Keller gefeiert, für die meisten ging es noch weiter in die Disco. Am nächsten Tag waren die Augenringe auf dem Marienplatz auch nicht zu übersehen. Aber so soll es auch sein. So etwas erlebt man meistens nur einmal im Leben.”
Bernhard Trares, heute Trainer von Schalkes U23: „An die Aufstiegssaison kann ich mich noch sehr gut erinnern. Leider war ich am letzten Spieltag verletzt und bin mit Karl Heinz Wildmoser nach Meppen nachgeflogen. Die ganze Saison habe ich Vollgas gegeben. Als wir es dann geschafft hatten, musste ich mich zügeln, als wir auf den Tischen getanzt haben. Für die jetzige Mannschaft geht es darum, nicht nervös zu werden. Dann haben sie eine reelle Chance. Wenn sie es schaffen sollten, würde ich mich riesig Freude und Reiner Maurer sofort eine Gratulations-SMS schreiben.”