Milchraum: "Am Abstieg will man nicht Schuld sein"

Er weiß, wie es sich anfühlt, den Klassenerhalt mit dem TSV 1860 zu feiern. Patrick Milchraum war der Retter 2006. Die AZ sprach mit ihm.
Marc Merten |
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Auf den Schultern: Patrick Milchraum wird von seinen Mitspielern gefeiert.
Rauchensteiner Auf den Schultern: Patrick Milchraum wird von seinen Mitspielern gefeiert.

Stuttgart - Sein Treffer zum 1:0 über Saarbrücken am 33. Spieltag der Saison 2005/06 hat ihn bei den Löwen unsterblich gemacht. Patrick Milchraum traf auf Vorlage von Matthias Lehmann und machte so den Klassenerhalt für den TSV perfekt. Neun Jahre später erinnert er sich und zieht erschreckende Parallelen zu dieser Saison.

AZ: Hallo Herr Milchraum, erinnern Sie sich eigentlich noch an den 7. Mai 2006?
PATRICK MILCHRAUM: Natürlich. Da haben wir mit 1860 vor 60 000 Zuschauern gegen Saarbrücken den Klassenerhalt perfekt gemacht. Mit Ach und Krach haben wir uns da durchgezittert.

Und Sie haben in der 7. Minute das Goldene Tor geschossen.
(lacht) Daran erinnere ich mich natürlich noch gut. Matze Lehmann hat mir den Ball in die Gasse gespielt und ich wusste, dass ich einen guten Schuss habe. Da habe ich nicht lange nachgedacht und zum Glück ist das Ding reingegangen. Das war eine Riesen-Erleichterung.

Beschreiben Sie mal, was nach dem Schlusspfiff los war!
Jiayi Shao hat mich auf seinen Schultern durchs Stadion getragen. Auf den Rängen war die Hölle los. Wir sind noch vier oder fünf Mal aus der Kabine wieder rausgegangen, weil wir die Fans noch immer gehört haben. Da hat jeder gemerkt, wie fatal der Abstieg für den Verein gewesen wäre. Alleine die Auswirkungen auf die ganzen Leute, die ihre Jobs verloren hätten. Daran will man nicht Schuld sein.

Das droht dem TSV auch diese Saison wieder. Was waren die Probleme damals?
Wir wussten selbst nicht so genau, wie wir da rein geschlittert sind. Ehe wir uns versahen, waren wir unten drin. Plötzlich lief alles gegen uns, die Nerven lagen blank. Das war ein schleichender Prozess. Wir hatten einen Heimfluch und haben zwischenzeitlich kein Spiel mehr zuhause gewinnen können. So ging es stetig bergab.

Das klingt erschreckend nach dieser Saison.
Irgendwie schon. Wir sind auch damals mit ganz anderen Erwartungen in die Saison gestartet. Der Trainer hat davon gesprochen, dass wir aufsteigen würden. Die Frage schien nur, ob als Erster, Zweiter oder Dritter. Da gibt es schon Parallelen. Manchmal ist eben besser, erst mal die Hausaufgaben zu machen und dann zu quatschen.

Was macht Ihnen Hoffnung, dass es auch dieses Jahr mit der Rettung noch klappt?
Ich habe am Wochenende die Konferenz geschaut. Ich sehe es positiv. Sie haben gewonnen. Alles andere wäre ein Riesen-Rückschlag gewesen. So können sie mit einem guten Gefühl ins Spiel gegen Nürnberg gehen. Und dann habe ich das Gefühl, dass der Trainer ein wirklich guter Typ ist. Ein Arbeiter, das ist ganz wichtig in dieser Situation.

Dennoch stehen mit Nürnberg und Karlsruhe noch richtig schwere Spiele an.
Das Spiel in Karlsruhe könnte echt zum Problem werden. Das war bei uns damals auch so. Wir wussten, dass wir am letzten Spieltag noch nach Cottbus müssen und die eigentlich auch noch aufsteigen wollten. Wie der KSC heute. Da kann der Trainer noch so sehr erzählen: Wir denken nur von Spiel zu Spiel. Aber als Spieler fängst du trotzdem an zu rechnen. Das abzuschalten und den Kopf frei zu kriegen, ist fast unmöglich.

Haben Sie einen Tipp parat?
Nein, Klugscheißer-Tipps wollen die Spieler auch gar nicht hören. Die kann man eh nicht geben. Ich hoffe einfach, dass sie die Nerven im Griff haben und Nürnberg so schlecht spielt wie meistens diese Saison. Und dass die Fans wie eine Wand hinter den Spielern stehen und sie nach vorne peitschen. Die Kulisse wird der Wahnsinn sein. Pfiffe wären da Gift für das Nervenkostüm.

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