Michael Köllner tritt gegen den TSV 1860 nach: "Ich wurde gefühlt ausradiert"

"Ich wurde bei Sechzig gefühlt ausradiert", klagt Ex-Löwe und Ingolstadt-Trainer Michael Köllner vor dem Derby-Duell mit seiner großen Liebe am Samstag. TSV-1860-Coach Maurizio Jacobacci sagt: "Wir wissen um die Brisanz."
von  Matthias Eicher, Ruben Stark
Der ehemalige Löwen-Trainer Michael Köllner.
Der ehemalige Löwen-Trainer Michael Köllner. © IMAGO / Eibner

München - Es war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick, hielt dreieinviertel Jahre lang - und endete für beide Seiten schmerzhaft: Michael Köllner und die Löwen, sie waren unzertrennlich. Jetzt kehrt der Fußball-Lehrer zu seiner, zu Münchens großer Liebe zurück – und zwar mit einer von Ärger getränkten Portion Wehmut.

"Dass man mir noch nicht mal drei Sätze in der Pressemitteilung lässt, um mich zu verabschieden, das tut schon weh. Ich wurde bei Sechzig gefühlt ausradiert", haderte der Trainer des FC Ingolstadt 04 vor dem Oberbayern-Derby gegen den TSV 1860 (Samstag, 16.30 Uhr/Magenta Sport und im AZ-Liveticker) mit seinem Aus bei den Giesingern: "Die Entscheidung wurde damals auch nicht von allen gutgeheißen."

Michael Köllner tritt gegen Günther Gorenzel nach: "Versucht, sich als Trainer auszuprobieren"

Und doch wurde sie getroffen, und zwar von einem einstigen kühlen Analytiker unter den Löwen, dessen Sympathien für jenen Mann, den er selbst nach Giesing geholt hatte, irgendwann im Herbst 2022 erkalteten und im Januar 2023 schließlich zu Köllners Rauswurf führten.

Deutlicher Seitenhieb des Oberpfälzers gegen Günther Gorenzel, der im Anschluss als Interimscoach übernommen hatte: "Der Aufstieg war erst mit den vier Spielen danach abgeschrieben. Da hat sich der Geschäftsführer versucht, als Trainer auszutoben." Rumms! Wäre Gorenzel nicht zu Austria Klagenfurt abgewandert, das Aufeinandertreffen und die Rache an Köllners "Radierer" wäre wohl noch etwas frostiger geworden.

Michael Köllner (hinten) lässt kein gutes Haar an Ex-1860-Sportchef Günther Gorenzel.
Michael Köllner (hinten) lässt kein gutes Haar an Ex-1860-Sportchef Günther Gorenzel. © IMAGO/Kirchner

Übrigens: Aus Köllner brachen diese Aussagen erst heraus, nachdem er eingangs erklärt hatte: "Für mich steckt keine besondere Brisanz drin. Ich weiß, dass Szenarien geschmückt werden, aber es steckt keine Rache drin. Ich bin Trainer vom FC Ingolstadt." Es fühle sich zudem "nicht wie ein Derby an", vielmehr "wie ein oberbayerisches Duell."

Maurizio Jacobacci will so lange wie Michael Köllner beim TSV 1860 bleiben

So aber hat 1860, in Ermangelung eines neuen Sportchefs, mit Köllners Nachfolger Maurizio Jacobacci einen Mann am Ruder, der Köllner Respekt entgegenbringt. "Das muss man honorieren", meinte Jacobacci über die für blaue Maßstäbe respektabel-lange Amtszeit seines Vorgängers: "Mein Wunsch ist schon, hier mindestens so lange arbeiten zu dürfen wie er."

In der Pressekonferenz am Freitag spielte aber auch der 60-Jährige das anstehende, emotionale Duell wohl nicht ganz unbewusst ein bisserl herunter: "Klar wissen wir um die Brisanz dieses Spiels, ein Derby ist immer etwas Spezielles. Aber ob es gegen den Ex-Trainer von 1860 München geht oder nicht, das sollte nicht im Fokus stehen." Nun ja, gerade Köllner wird es offensichtlich nicht kalt lassen, wenn die Sechzger zu den Schanzern kommen.

TSV 1860 beim FC Ingolstadt: Köllner und Jacobacci bei Frage nach Favoritenrolle uneinig

In einer Sache waren sich beide Trainer kolossal uneinig: Nachdem Köllner, dessen Pressekonferenz etwas früher startete, die Favoritenrolle auch aufgrund einiger Spielerausfälle wie Lukas Fröde und Ex-Löwe Simon Lorenz zu 1860 schob, konterte Jacobacci, als er wenig später damit konfrontiert wurde: "Ich weiß nicht, wieso er Außenseiter sein sollte", stellte der Berner klar: "Das denke ich nicht. Sie spielen doch zuhause!"

Beim TSV fallen übrigens Fabian Greilinger (Hüftbeuger) und wohl Morris Schröter (Adduktoren) aus. Sechser Tim Rieder sei dagegen "bereit, von der Leine gelassen zu werden." Zwei der drei Namen dürften auch bei Köllner noch was auslösen.

Tim Rieder ist bereit für sein Comeback.
Tim Rieder ist bereit für sein Comeback. © IMAGO / Ulrich Wagner

Zum Schluss kam er nicht umhin, den alten Schwarm noch mal mit warmherzigen Worten zu bedenken: "Die vier Buchstaben heißen etwas, für Sechzig ist wie vorher für Nürnberg in meinem Herzen Platz", sagte der Ex-Clubberer über den 1860-Sinnspruch und ergänzte: "Die dreieinviertel Jahre lassen sich nicht ausradieren. Einmal Löwe, immer Löwe, das hat auch bei mir tiefe Spuren hinterlassen." Welche Spuren das pikante erste Wiedersehen wohl hinterlassen wird?

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