Michael Köllner klebt am Schleudersitz: 1860-Trainer erreicht Meilenstein

München - Er ist eines der wichtigsten Gesichter des Klubs, gehört mittlerweile fest zum Inventar und ist beim TSV 1860 längst nicht mehr wegzudenken: Michael Köllner. An diesem Samstag begeht der sympathische Oberpfälzer seinen 881. Tag als Löwen-Coach. Es ist ein Meilenstein, auch wenn ihm das selbst wohl nicht einmal bewusst ist.
Mit diesem 881. Tag auf dem Trainerstuhl, der bei Sechzig in den vergangenen Jahrzehnten eher einem Schleudersitz glich, überholt der 52-Jährige nämlich seinen direkten Vorgänger und 1860-Legende Daniel Bierofka als Trainer mit der längsten Amtszeit bei den Löwen in diesem Jahrtausend.
Bierofka, der mit 1860 2017 den bitteren Doppel-Abstieg in die Regionalliga durchlebte und seinen Herzensklub ein Jahr später zurück in den Profifußball führte, hatte seinen Dienst am 5. November 2019 entnervt von ständigen Reibereien zwischen den Gesellschaftern nach 880 Tagen beendet.
Michael Köllner und der TSV 1860 – eine Erfolgsgeschichte
"Es ist natürlich etwas Besonders, bei 1860 München Cheftrainer zu sein. Es ist ein Traditionsverein, der immer wieder mal für Highlights sorgt, aber nicht über einen konstanten Zeitraum – das schaffen auch nur wenige Klubs", schwärmte der Oberpfälzer unter der Woche im Interview bei "transfermarkt.de" über seinen Job bei den Löwen: "Dass ich seit mehr als 100 Spielen hier bin, ist außergewöhnlich und freut mich. Das zeigt, dass die Dinge, die wir machen, nicht so verkehrt sein können. Sonst würden die Leute mir nicht so lange das Vertrauen schenken."
Tatsächlich entwickelte sich die im November 2019 gestartete Zusammenarbeit zwischen Köllner und 1860 zur Erfolgsgeschichte. In den vergangenen beiden Saisons durften die Fans bis zum Schluss vom Aufstieg träumen, wobei die Löwen insbesondere in der vergangenen Spielzeit phasenweise mit ihrem Offensivfußball begeisterten.
Nur zwei Trainer holten seit 2000 im Schnitt mehr Punkte als Köllner
Insgesamt kommt Köllner in seinen 102 Spielen als Chefcoach auf einen guten Schnitt von 1,73 Punkten pro Spiel und liegt damit nur knapp hinter Vorgänger Bierofka (1,75), wenngleich bei Letzterem die Umstände mit einem Jahr Regionalliga sowie der Phase nach dem Drittliga-Aufstieg andere waren. Einen besseren Punkteschnitt hatte seit der Jahrtausendwende übrigens ausschließlich Rainer Maurer, der während seiner Amtszeit zwischen Dezember 2004 und Januar 2006 1,80 Zähler holte.
Nicht nur aufgrund seiner guten Ausbeute erfreut sich der Coach auch unter den Fans großer Beliebtheit – keine Selbstverständlichkeit im sonst gerne ziemlich unruhigen Löwen-Umfeld. "Für mich war von Anfang an wichtig, bei 1860 ein Trainer für alle zu sein. Bei meiner Vertragsunterzeichnung war es für mich elementar, dass der Verein einen nachhaltigen und langfristigen Plan verfolgt. Nur so kann man etwas entwickeln", erklärte Köllner zuletzt.
Michael Köllner lebt den TSV 1860 "24 Stunden sieben Tage die Woche"
Auf der anderen Seite merkten die Anhänger, "dass ich den Klub 24 Stunden sieben Tage die Woche lebe. Ich bin nicht hier, um ein paar Monate zu verbringen, sondern will etwas schaffen, den Verein weiterbringen und jeden einzelnen Fan, der in der Westkurve steht und seinen letzten Euro gibt, um seine Löwen im Stadion anzufeuern, dabei mitnehmen".
Der Traum vom Aufstieg sollte sich in den zweieinhalb Jahren seit Köllners Ankunft bekanntlich nicht erfüllen, auch in dieser Saison haben die Münchner mit sechs Punkten Rückstand auf Platz drei eher Außenseiterchancen. Seine langfristige Zukunft bei den Löwen will er aber ohnehin nicht vom Aufstieg abhängig machen, erklärte der Oberpfälzer kürzlich.
Dann hätte sich womöglich sogar noch Werner Lorant Sorgen um seinen Rekord als Trainer mit der längsten Amtszeit machen müssen. Die kauzige Löwen-Legende stand zwischen 1992 und 2001 sogar ganze 3.396 Tage an der Seitenlinie...