Merveille Biankadis Traumstart beim TSV 1860: So tickt der Bayern-Besieger
München - Duell gegen den Jugendverein, Startelfdebüt und Schütze des entscheidenden Treffers zum 2:0, der die Sechzger zu einem ausgiebigen Derby-Jubel animierte: Das Drehbuch von Merveille Biankadis erstem Einsatz für den TSV 1860 hätte man viel besser nicht schreiben können.
Der 25-jährige Leih-Stürmer von Zweitligist 1. FC Heidenheim feierte gegen seinen Ex-Klub FC Bayern einen Traum-Einstand. In der Nachspielzeit tankte sich der Außenangreifer bei einem 1860-Konter zuerst bis vor den Kasten durch und überwand schließlich auch Schlussmann Ron-Thorben Hoffmann. Biankadi, der Bayern-Besieger.

"Ich freue mich sehr für ihn, dass er das 2:0 gemacht hat. Es wird ihm das nötige Selbstvertrauen geben, hier schnell Fuß zu fassen", lobte der Mann, der den Deutsch-Kongolesen für zwei Jahre an die Isar holte: Günther Gorenzel.
Gorenzel: Bei Biankadi fehlt noch das richtige Timing
Der Sport-Geschäftsführer hatte beim Neu-Löwen sowohl dessen gute Anlagen, aber auch Eingewöhnungsprobleme ausgemacht. "Bei Merv hat man gesehen, dass er in der ein oder anderen Aktion – nach seinen ersten zwei Wochen und seinem ersten Spiel – vom Timing und von der Abstimmung her noch nicht so weit ist", sagte Gorenzel, "aber das kann ja nach zwei Wochen noch nicht so sein wie nach zwei Monaten."
Trainer Michael Köllner beorderte Biankadi auf den linken Flügel, Jung-Löwe Fabian Greilinger wich dafür auf die rechte Seite aus. Prompt hätte das Duo beinahe die Führung besorgt. Pass von Biankadi in die Spitze, doch der durchstartende Greilinger wurde im letzten Moment von Chris Richards abgegrätscht (6.).
Im zweiten Durchgang dasselbe Bild: Biankadi bereitet die Großchance von Marius Willsch vor (49.), bleibt ansonsten aber weitgehend blass. So griff sich Gorenzel Biankadis Treffer heraus, um auf dessen Qualitäten hinzuweisen: "Gerade in der Situation, in der er das 2:0 macht, hat man seine Stärken gesehen: seine extreme Athletik, sein Tempo."
TSV 1860: Merveille Biankadi jetzt schon erfolgreicher als Martin Pusic
Erstes Spiel, erstes Tor. Damit erwischte Biankadi nicht nur einen Traumstart, er ist jetzt schon besser als sein Vorgänger Martin Pusic: Der Ende 2020 plötzlich aus privaten Gründen abgewanderte Austro-Kroate ist in seinen acht Einsätzen für 1860 ohne Torerfolg geblieben.
In der Kategorie "Winter-Transfer, der funktioniert" misst sich der für zwei Jahre verpflichtete Leih-Löwe eh nicht mit vielen Soforthelfern: 2018/19 kam ein gewisser Prince Owusu (16 Spiele, 3 Tore), der 1860 nach mittelprächtigem Wirken immerhin zum Klassenerhalt schoss. Ein Jahr früher holte Sechzig Michael Görlitz (8/0) – ein Fehleinkauf.
In der Abstiegssaison 2016/17 sollte der dänische Hochkaräter Christian Gytkjaer den TSV in höhere Sphären schießen – auch wegen seiner schwachen Bilanz von nur zwei Treffern in 15 Spielen stiegen die Giesinger sang- und klanglos ab.
Merveille Biankadi deutet an, was er den Löwen geben kann
In der Spielzeit 2015/16 kam ein Mann, der zwar nicht sofort funktionierte, aber inzwischen nicht mehr wegzudenken ist: Sascha Mölders. Vier Treffer in seinen ersten 15 Einsätzen, in der Abstiegssaison lange verletzt – als Regionalliga-Aufstiegsheld und in den vergangenen Drittliga-Jahren aber als "Fußballgott" unsterblich geworden auf Giesings Höhen.
Fazit: Biankadis Start bei den Sechzgern ist geglückt. Mit seiner Schnelligkeit, seiner Wucht und seiner Torgefahr soll er im Gegensatz zu den meisten Winter-Neulöwen-Stürmern noch viele Treffer (und Vorlagen) folgen lassen. Mancher Sechzger-Fan hofft vielleicht schon auf ein Déjà-vu der etwas anderen Art: "Biankadi steigt mit den Löwen auf" – diese Schlagzeile gab es schon nach der letzten Leihe des Heidenheimers zu Eintracht Braunschweig, 2019/20 hatte Biankadi mit drei Toren und fünf Assists in 17 Partien zum Aufstieg der Niedersachsen beigetragen.
Nun soll es, mit dem Rückenwind des Top-Einstands – inklusive Derby-Sieg – auch mit den echten Löwen klappen.