Mayrhofer wird Präsident: Es wildmosert wieder
Der neue Oberlöwe Gerhard Mayrhofer erinnert in vielem an den legendären Ex-Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser . Er ist ein Macher. Und kann für sich in Anspruch nehmen, Verein und Investor versöhnt zu haben.
München - Von Rock’n’Roll hat Gerhard Mayrhofer lange nicht mehr öffentlich geredet. Von Löwen-Blues, den es zu vertreiben gelte, aber auch nicht. Ebenso wenig vom baldigen Aufstieg oder von irgendwelchen Viren, die noch aus der Mannschaft heraus müssten. Mayrhofer hat sich ziemlich zurückgehalten in letzter Zeit. Wenn er was zu sagen hatte, dann tat er dies vornehmlich schriftlich. Auf seiner Lieblings-Kommunikations-Plattform Facebook.
Dort verkündete er etwa, dass man den Prozess zwischen dem TSV 1860 und Noor Basha, dem Vertreter von Investor Hasan Ismaik in München, abgesagt hätte. Im selben Post offenbarte Mayrhofer auch, dass Basha und er mittlerweile echte Freunde geworden wären – garniert mit einem Bild, auf dem beide die Daumen hochrecken. Auch die erfolgreiche Nachlizenzierung durch die DFL verkündete er auf der Plattform im Netz.
Als echter Facebook-Präsident kommuniziert er dort auch mit den Fans, liest deren Kommentare und beantwortet einige auch. Mal freundlich, mal ungehalten, mal rücksichtsvoll, mal beinahe schon brutal und schonungslos. Eben immer hundert Prozent Mayrhofer. Ein Präsident, der so viel auf Facebook aktiv ist, das klingt natürlich ziemlich modern. Aber es ist auch eine Möglichkeit, sich lästigen Fragen zu entziehen. Vor allem jenen der Reporter.
Der Organisations- und Markenberater (Selbstbeschreibung), der vier Jahr lang Vorstandsmitglied beim Telekommunikationsriesen O2 und dann ein Jahr bei Vodafone war, kam bei 1860 quasi aus dem Nichts. Die wenigsten Fans werden ihn gekannt haben, als der Aufsichtsrat ihn im Juni als Nachfolger des an der letzten Delegiertenversammlung gescheiterten Hep Monatzeder in den Ring schickte. Wahlkampf betrieb Mayrhofer nicht. Er besuchte die Mannschaft im Trainingslager, traf sich mit Vertretern der wichtigsten Fan-Gruppierungen.
Erst am 14. Juli, dem Tag seiner Wahl, sagte er, was er eigentlich vorhabe mit den Löwen. Den Klub aufräumen! Chaos und die Intrigen beseitigen! Kurz: Mehr Rock’n’Roll statt Löwen-Blues! Die Mitglieder wählten ihn, mit überwältigender Mehrheit. 95,8 Prozent – so eine Zustimmungsquote hatte einst nicht mal Karl-Heinz Wildmoser erreicht.
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Mittlerweile dürfte die Zustimmungsquote etwas geringer sein, Mayrhofer hat sich nicht nur Freunde gemacht mit seiner Art. Aber populär ist er doch. Eben genau so wie Wildmoser. Der war ebenso umstritten wie beliebt und wurde mit all seinen Widersprüchen und Unzulänglichkeiten zur Legende.
Mayrhofer ähnelt Wildmoser – nicht nur von der Statur her. Beide sind sie schwer zu beraten, aber eben resolute Anpacker. Beide umweht auch diese Aura des unbedingten Erfolgsstrebens. Es wildmosert wieder bei 1860.
Und Mayrhofer, den die AZ auch schon Mayrmoser nannte, erreichte auch schon etwas während seiner Amtszeit. Zusammen mit Ismaik beurlaubte er Trainer Alexander Schmidt nach einer Niederlage am sechsten Spieltag. Nachdem dann Geschäftsführer Robert Schäfer nach einigen Sticheleien Mayrhofers in der AZ seine Bereitschaft zum Rückzug signalisierte, beurlaubte der Präsident auch ihn. Die Suche nach einem Nachfolger dauert an.
Dafür schaffte es Mayrhofer, das Verhältnis zu Ismaik vielleicht sogar zu kitten. Genau weiß man es nicht, Ismaik zeigte sich zuletzt im April öffentlich in München. Zuletzt aber half Ismaik dem Klub bei der Nachlizenzierung und gewährte ein Darlehen bis Saisonende. Über die Rückzahlungsmodalitäten oder ob noch weitere Gelder fließen sollen, redet Mayrhofer nicht.
Nicht mal auf Facebook