Mayrhofer neuer Präsi? Wir versprechen, dass...
München - Ein wenig skurril war es schon. Da sitzt Gerhard Mayrhofer im ehemaligen Präsidentenzimmer von Karl-Heinz Wildmoser und stellt sich und seine Pläne vor. Gerade im ehemaligen Arbeitszimmer desjenigen, der vor Jahren dafür verantwortlich war, dass Mayrhofer seine Mitgliedschaft, seit den 80er Jahren bestehend, bei den Löwen kündigte. „Damals habe ich viele Dinge unter ihm skeptisch gesehen, deshalb bin ich ausgetreten.“ Sehr lange hielt der Entzug nicht. Nach der Wildmoser-Ära meldete er sich wieder an. Kurze Begründung: „Ich war einsam!“
Nun gut, jetzt zur Gegenwart. Gerhard Mayrhofer, gelernter Nachrichtentechniker, zuletzt in der Geschäftsführung von den Mobilfunkunternehmen O2 und Vodafone und nun als Betreiber einer Marketingfirma selbstständig, soll der neue Ober-Löwe werden. Am 14. Juli ist sein Stichtag, dann soll er bei der Mitgliederversammlung gewählt werden. Alternative Kandidaten? Gibt's keine.
Entweder Mayrhofer oder gar keiner. „Wenn wir nicht gewählt werden, schlittert der Verein in eine ungewisse Zukunft“, sagt er. In diesem Fall würde der gesamte Verwaltungsrat zurücktreten. So setzen die Löwen auf einen einzigen Trumpf, um das Chaos in den Griff zu kriegen. „Viele meinen, ich würde mich hier auf ein Himmelfahrtskommando einlassen. Ich sehe das nicht so. Dieses schwierige Amt ist meine Motivation“, betont Mayrhofer. Neben ihm stehen der jetzt schon amtierende Vize-Präsident Heinz Schmidt, Peter Helfer und Erik Altmann als Assistenten zur Verfügung. Und das sind ihre Pläne:
Die Einigung mit Investor Hasan Ismaik! „Ich kenne ihn bislang nur aus der Zeitung“, sagt Mayrhofer. Das wird auch erst einmal so bleiben. Das erste Treffen mit dem Jordanier und Mayrhofer soll erst nach der Mitgliederversammlung stattfinden. „Vorher nicht“, sagt der 51-Jährige. So müssen die Mitglieder Mayrhofer also mit Vorschusslorbeeren ausstatten, um das Verhältnis eventuell zu retten.
„Ismaik ist ein wichtiges Element in der Kette. Es ist einiges mit ihm schiefgelaufen. Da muss man einiges anders machen“, sagt er. Die Frage ist nur: Wann? „Ich bin unbelastet, was das Verhältnis zu ihm angeht. Ich werde an der Spitze vorweggehen, aber keine Entscheidungen im Alleingang treffen.“
Ein neues Stadion! Klamme Kassen? Abschreckende Beispiele in Aachen und Duisburg? Gekonnt ignoriert. Mayrhofer: „Wir brauchen und wollen ein neues Stadion, einen Löwen-Käfig. Allein schon für unsere Identität.“ Dafür wurde bereits eine Arbeitsgruppe gebildet. „Wir werden uns nun ein Konzept überlegen.“ Dass sich die Löwen damit finanziell gewaltig verheben könnten, fürchtet Mayrhofer nicht. „Ein neues Stadion wäre finanziell besser als die aktuelle Situation in der Arena.“ Dort spielen die Löwen zur Miete, müssen pro Jahr knapp 4,5 Millionen Euro an den Eigentümer FC Bayern zahlen. Aber Mayrhofer betont: „1860 ist DER Münchner Verein!“
Sportlichen Erfolg! „Die Mannschaft ist sehr stark belastet. Wir müssen einen Rahmen schaffen, um erfolgreichen Fußball zu spielen“, sagt er. Und ist er sich sicher: „Ich glaube daran, dass die Mannschaft in der Lage ist, aufzusteigen. Wir haben einen sehr guten Kader mit viel Potenzial.“ Gemeinsam mit der Mannschaft wolle man die Ziele nun erreichen. Mayrhofer, leicht poetisch: „Wir sind ein Löwenrudel. Und ein Rudel jagt immer zusammen oder gar nicht.“
Ende des Komödienstadls. „Wir wollen weg von den ständig schlechten Nachrichten“, meint der zukünftige (?) Ober-Löwe. „Wir müssen weg vom personellen Kleinkrieg und hin zu professionellen Strukturen. Mein Weg ist es, das zu verändern“, verspricht er, „unter mir wird es nicht vorkommen, dass man nicht miteinander redet. Das ist nicht meine Art. Ich wurde ja häufig als Marketingexperte bezeichnet. Ich glaube, dass das dem Verein sehr guttun kann.“
Zuletzt wurde bei 1860 oft übereinander geredet. Nur selten miteinander.