Mayrhofer, Christl und der Stüberl-Friede

Nach einer Aussprache zwischen 1860-Präsident Gerhard Mayrhofer und Wirtin Christl Estermann: Die Fans dürfen weiterhin beim Training zuschauen – auch mit Weißbier.
von  Filippo Cataldo, Maximilian Wessing
Gerhard Mayrhofer und Wirtin Christl Estermann trafen sich zum Stüberl-Gipfel.
Gerhard Mayrhofer und Wirtin Christl Estermann trafen sich zum Stüberl-Gipfel. © Rauchensteiner

Nach einer Aussprache zwischen 1860-Präsident Gerhard Mayrhofer und Wirtin Christl Estermann: Die Fans dürfen weiterhin beim Training zuschauen – auch mit Weißbier.

München - Seit 20 Jahren führt Christl Estermann schon das Löwenstüberl, diesen Flachdachbau samt angeschlossenem Biergarten in Spuckweite vom Einser-Trainingsplatz der Löwen.

Den Pachtvertrag handelte die 70-Jährige einst mit Karl-Heinz Wildmoser selig aus, auf Lebenszeit. Dennoch schlief sie in den letzten Wochen eher schlecht.

Christl hatte Angst um ihr Lebenswerk, hatte doch Präsident Gerhard Mayrhofer angekündigt, das Trainingsgelände hin und wieder absperren zu wollen, um Geheimtrainings durchführen zu lassen.

Der Eingang zum Stüberl sollte an die Straße verlegt werden, der Zugang zum Biergarten wäre nur noch eingeschränkt möglich gewesen. Viel schlimmer war Christl und ihren Stammgästen aber die Wortwahl Mayrhofers aufgestoßen. Von „sogenannten Fans“, die „mit einem Weißbier in der Hand“ die Spieler beleidigen würden, sprach der Präsident in der „SZ“.

Nun ist Mayrhofer als Typ ähnlich resolut und in seiner Wortwahl manchmal ähnlich bärbeißig wie Christl selbst. Aber sie sind auch aus München. Nach dem Gewitter kommt der Föhn, kommt die Sonne, kommt die Aussöhnung. Wenn es um die Löwen geht sowieso.

Vor wenigen Tagen war Mayrhofer also bei Estermann im Stüberl. „Ich hab ihr gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen muss. Unser Löwenstüberl gehört zu 1860, daran wird sich selbstverständlich auch nichts ändern“, sagt Mayrhofer.

Christl hat’s mit Freude aufgenommen. „Der Präsident ist extra zu mir ins Stüberl gekommen, um mit mir zu reden“, sagt sie. Das allein hätte schon gereicht, um die 70-Jährige, die seit zwei Jahren ein Löwen-Tattoo am Rücken trägt, milde zu stimmen. Doch Mayrhofer brachte auch noch frohe Kunde mit. „Herr Mayrhofer hat gesagt, dass sich nichts ändern wird für uns. Es wird keiner ausgeschlossen und es bleibt alles so, wie es ist. Ich Freude mich natürlich sehr und werde das Stüberl mit Freude so weiterführen.“

In diesem Fall scheint es wirklich ein Missverständnis gewesen zu sein zwischen dem impulsiven Mayrhofer, der zum Zeitpunkt seines „SZ“-Interviews wohl generell etwas grantig war, und Estermann, der Löwin ohne Berührungsängste, die etwa auch zu Franz Beckenbauer eine herzliche Bussi-Bussi-Bekanntschaft pflegt.

Ein Missverständnis, das nun, da es geklärt ist, allen helfen könnte. Stüberl wie Trainingsgelände könnten ohnehin eine Renovierung vertragen; wegen der oft schlechten Platzverhältnisse (und der im Winter nicht richtig funktionierenden Rasenheizung) trainiert Trainer Friedhelm Funkel ohnehin lieber auf einem etwas abgelegenen Platz.Und dass der Coach hin und wieder ohne Zaungäste, Reporter und Scouts der Konkurrenz trainieren möchte, stößt im Löwen-Umfeld ohnehin auf größeres Verständnis als die Löwen-Bosse zunächst vielleicht gedacht hatten. Der Plan wird also weiter verfolgt. Allerdings würde man dann eben einen der hinteren Plätze absperren. Wo man kostengünstig Abdeckplanen bekommt, wissen die Löwen ja – man denke an den Oberrang der Allianz Arena.

Noch ein weiteres Missverständnis klärten die Löwen diese Woche auf dem kurzen Dienstweg: Am Dienstag war bekannt geworden, dass der am chronischen Erschöpfungssyndrom erkrankte Olaf Bodden auch vier Monate später noch auf die Einnahmen seines Benefizspiels warte. Geschäftsführer Markus Rejek griff zum Hörer, rief Bodden an, erklärte dem Ex-Stürmer, wieso die Abrechnung länger gedauert hätte und versprach, das Geld in den kommenden zehn Tagen zu überweisen. Bodden bedankte sich daraufhin mit einem Statement auf der Facebook-Seite des Klubs.

Miteinander reden hilft wirklich manchmal.

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