Maximal flexibel: 1860 ist offensiv nicht mehr von Sascha Mölders abhängig

München – Vergangene Saison war die Torjäger-Rolle bei den Löwen glasklar verteilt. Da konnte es nur einen geben. Und der hieß Sascha Mölders. Nun, da die Sechzger nach ihrer Unentschieden-Flut kurz vor der Winterpause besser ins Rollen zu kommen scheinen, zeichnet sich eine andere Tendenz ab.
In der Spielzeit 2020/21 schnappte sich der stürmende Kapitän Mölders, nach zuvor bereits bärenstarken 15 Toren und 15 Vorlagen im Vorjahr, seinen Oldie-Rekord: 22 Saisontreffer, ältester Torschützenkönig im Profifußball aller Zeiten. So weit, so bekannt. Da der sportlichen Leitung der Löwen und Coach Michael Köllner und Sportchef Günther Gorenzel schon schwante, dass die Tor- und Leistungskurve des alternden 36-Jährigen früher oder später wieder nach unten zeigen werde, holten sie einen weiteren Angreifer: Marcel Bär.
Mölders und Bär führen Löwen-Torjägerliste an
"Gut für mich, dann brauch’ ich vielleicht nicht mehr so viele Tore zu schießen", scherzte Mölders vor Saisonbeginn in einer DFB-Pressekonferenz und meinte über seinen neuen Kollegen Bär wie Sechzigs alte Garde: "Wir sind von seinen Qualitäten überzeugt, aber auch Stefan Lex wird seine Tore machen, Merveille Biankadi, wer auch immer."
Die Genannten kommen nach magerer Ausbeute nach dem Auftakt langsam aber sicher ins Rollen – Siegtreffer beim 3:2 gegen den MSV Duisburg, Tor beim Dreier in Havelse mit demselben Ergebnis: Zuletzt traf Neulöwe Bär gleich zwei Mal am Stück. In der internen Torjägerliste zeigt sich daher Stand jetzt ein deutlich anderes Bild als im letzten Sommer: Mölders (fünf Saisontreffer) und Bär (ebenfalls fünf) liegen gleichauf auf Rang eins.
Knapp dahinter lauert mit Biankadi (4) und Lex (3) aber schon das von Mölders angesprochene Duo. "Wir haben die letzten zwei Wochen hart gearbeitet, wollten den Bock umstoßen", erklärte Bär kürzlich nach dem bitteren 1:3 in Osnabrück und dem so lange anhaltenden Auswärtsfluch. Bei diesem Unterfangen hatte 1860 zwar durchaus Mühe, die Trendwende aber auch dank starker sechs Treffer in zwei Partien geschafft.
Halles Eberwein führt Drittliga-Torjägerliste an
Vergangene Saison hatte sich Alpha-Löwe Mölders zumeist alleine vor dem gegnerischen Kasten gepirscht, um eiskalt zuzuschlagen. Bezeichnend: Mit neun Saisontoren lag in Phillipp Steinhart auf Rang zwei ein Verteidiger – Sechzigs Elfmeterschütze.
Nun heißt es eher: Löwen-Jagd im Rudel.
Im gesamten Drittliga-Ranking müssen die Sechzger allerdings noch zulegen, wenn auch heuer ein weiß-blauer Stürmer in der Torjägerliste ganz vorne mitmischen will: Derzeit führt Michael Eberwein vom Halleschen FC mit zehn Treffern, dahinter liegen Duisburgs Orhan Ademi (9) und Ex-Löwe Adrian Grimaldi (8) im Trikot des 1. FC Saarbrücken. Gut möglich, dass sich die Herren Mölders und Bär, beide gelernte Stoßstürmer, in den kommenden Monaten ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern.
Chefcoach Köllner sieht sein Team "in einer konstanten Aufwärtsentwicklung", die sich nach Möglichkeit noch lange fortsetzen soll: "Wir wollen uns bis zur Winterpause eine gute Basis fürs neue Jahr schaffen." Hauptsächlich gilt das für das Punktekonto der Giesinger, die ihre zuletzt wackelnde Abwehr tunlichst stabilisieren sollten. Eine funktionierende, auf mehrere Schultern verteilte Tor-Produktion kann dabei ganz gewiss auch nicht schaden.