Maurers Luxusproblem
Im offensiven Mittelfeld der Löwen konkurrieren zehn Profis um drei freie Plätze – und der Chefcoach freut sich. „Da wird’s scheppern im Training“.
MÜNCHEN Nein, angriffslustig waren die Löwen vergangene Saison unter Trainer Ewald Lienen wahrlich nicht. Dazu passte, dass mit Stefan Aigner ein Mittelfeldspieler mit acht Treffern der beste Torschütze der Sechzger war. Geht es nach Reiner Maurer, soll sich das ändern. Klar, darf Aigner weiter Tore machen, doch der neue Trainer setzt generell auf Angriff. Und, kaum zu glauben, er hat die Qual der Wahl. Gesetzt sind bei Maurer in der Offensive bislang lediglich die beiden Stürmer Benny Lauth und Djordje Rakic.
Zwar macht der Chefcoach vor dem ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal in Verl am Samstag (15.30 Uhr, sky live) ein Geheimnis aus seinem System, jedoch sagt er: „Das ist aber auch gar nicht entscheidend, der einzelne Spieler auf seiner Position ist mir wichtiger als das System.“ Geht man von drei Positionen im offensiven Mittelfeld aus, konkurrieren hier zehn Profis: Daniel Bierofka, Daniel Halfar, Savio Nsereko, Sandro Kaiser, Kevin Volland, Alexander Ludwig, Moritz Leitner, Tarik Camdal, Emanuel Biancucchi und Stefan Aigner.
Maurer hat ein Luxusproblem – und genießt es. Denn: „Alle Spieler sind auch andersseitig einsetzbar. Ein Daniel Bierofka ist grundsätzlich auch rechts einsetzbar. Ich mache mir keine Sorgen.“ Aber viele Gedanken, denn entscheiden muss er sich bis Samstag trotzdem.
Die rechte Seite: Aigner dürfte gesetzt sein. Jugendspieler wie Volland und Camdal müssen sich wohl zunächst mit dem Platz auf der Bank begnügen.
Das Zentrum: Hier konkurrieren Ludwig, der junge Österreicher Leitner (17) sowie Messi-Cousin Emanuel Biancucchi, der aber auch auf den Flügeln spielen kann. Favorit ist Routinier Ludwig, den Maurer „ganz klar hinter den Spitzen sieht". Der Ex-Paulianer selbst sagt: „Wir haben sehr viele Offensivspieler für wenige Positionen. Da wird's bestimmt mal scheppern im Training.“ Denn auch Rückkehrer Savio Nsereko fühlt sich auf allen offensiven Positionen wohl.
Die linke Seite: Mit Bierofka, Nsereko, Halfar und Kaiser sowie unter Umständen Volland gibt es hier das größte Überangebot. Und da kommt Maurer tatsächlich ins Grübeln. Denn: „Ich muss ganz besonders auf Daniel Bierofka schauen. Er stellt für die Mannschaft eine Spielerpersönlichkeit dar.“ Und weiter: „Ihn muss ich anders einsetzen, weil ich dauernd auf seine Verfassung achten muss.“ Zumal Hoffnungsträger Nsereko dem Kapitän den Platz streitig macht. „Es ist gut, dass offensive Konkurrenz da ist“, sagt der 20-Jährige, „das treibt die Leistung voran.“ Und meint frech: „Ich weiß, was ich kann und gehe davon aus, dass ich spielen werde." Maurer jedoch meint: „Savio hat letzte Saison nur 43 Minuten gespielt.“
Doch auch Zugang Daniel Halfar hofft auf einen Stammplatz. „Wir haben mit Sicherheit auf der linken Seite viele gute Leute, aber im Endeffekt entscheidet der Trainer, wo er mich sieht." Womit Halfar gesagt haben wollte, dass er auch zentral spielen könnte: „Ich fühle mich auf beiden Positionen wohl. Eine Saison ist lang, da kann so viel passieren. Bei so viel offensiver Qualität wird jeder seinen Teil zum Erfolg beitragen.“
Genau dies dürfte im Sinne Maurers sein. Seine Maxime ist ganz einfach: „Normal wird der Beste spielen.“
Reinhard Franke