Maurer will niemals mauern

MÜNCHEN - Nach dem ersten Training der Saison kündigt der neue Löwen-Coach offensiven, mutigen Fußball an – und macht sich im Löwenstüberl gleich beliebt. „Der Reiner ist einer, der hierher gehört." Mit Video
Zwölf Trainer hat Christl Estermann nun schon kommen und gehen sehen bei den Löwen. Freundlich empfangen hat die Wirtin des Löwenstüberls sie erstmal alle. Doch bei einigen hat die Christl recht schnell gemerkt, dass sie gar nicht so richtig zu den Blauen passen. Meistens seien das jene Übungsleiter gewesen, die einen weiten Bogen um das Löwenstüberl und dessen Gäste gemacht haben.
Im Umkehrschluss muss Reiner Maurer also ein Trainer sein, der sehr gut zu 1860 passt. Erst um 14 Uhr – die erste Übungseinheit der Saisonvorbereitung ist mehr als zwei Stunden vorbei – verabschiedet sich Maurer gestern per Handschlag von einigen der noch verbliebenen Fans im Löwenstüberl. Christl Estermann urteilt: „Der Reiner hat das richtige Gefühl für uns. Er ist einer, der hierher gehört.“
Auch Maurer, bereits von 1989 bis 1995 als Spieler und von 2001 bis Januar 2006 als Co- und Cheftrainer bei 1860 beschäftigt, weiß, wie wichtig die Akzeptanz der Fans, wie wichtig das Zusammengehörigkeitsgefühl für ihn ist.
Vielleicht ist genau das ja auch seine einzige Chance.
Die Löwen erfinden sich ja gerade zum siebten Mal im siebten Jahr seit dem Abstieg wieder neu. Zum ersten Mal scheint man ohne übertriebene Erwartungen in die Saison zu gehen. Die Verantwortlichen scheinen sich bewusst zu sein, dass man wohl noch ein achtes Jahr in der Zweiten Liga erleben könnte. Nun setzt der Löwe auf Gelassenheit. „Ich bin in den letzten Jahren in Griechenland lockerer und stresserprobter geworden. Das wird man in den Spielen sehen“, sagt Maurer, der zuletzt AS Rhodos trainiert hat.
Video: Impressionen vom Trainingsauftakt
Zunächst aber sieht man, dass da ein freundlich lächelnder Realist ans Werk geht. „Wir gehen als Außenseiter in die Saison“, sagt der Trainer, „Die Hertha, Bochum und Augsburg sind sicher die Favoriten.“ Maurer und die Löwen 2010/2011 sind dagegen vor allem: eine wieder mal sehr junge, sehr hungrige Mannschaft. „Wir haben mit den Abgängen von Michael Hofmann, Torben Hofmann, Radhouene Felhi und Sascha Rösler viel Erfahrung verloren“, sagt Maurer.
Von den drei bisherigen Neuzugängen Savio Nsereko, Daniel Halfar und Kai Bülow ist keiner älter als 24. Dazu kommt Daniel Bierofka, der nach über einem Jahr und unzähligen Verletzungen in die Mannschaft zurückkehren soll. „Ich würde am liebsten gar nichts sagen. Sonst sage ich, dass es mir gut geht – und morgen passiert wieder was“, meint Bierofka, den Maurer wieder zum Kapitän ernennen wird – als Anführer einer, wie Maurer hofft, spielstarken und offensiven Truppe.
„Meine Mannschaft soll nach vorne spielen, den Gegner früh angreifen. Daniel, Savio und auch Stefan Aigner sollen viel dribbeln“, sagt Maurer. Er will nicht mauern lassen. Wenn andere schon stärker sind, dann will Maurer wenigstens den Fans etwas bieten. Schönen Fußball. Das käme auch im Löwenstüberl gut an.
Filippo Cataldo, Marco Plein