Maurer und Volland: Die Allgäuer Allianz

Löwen-Trainer Maurer fühlt sich befreit – und weiß genau, wem er dafür zu danken hat: Siegtorschütze Volland. „An Kevin werden wir noch viel Freude haben”.
von  Marco Plein
Kevin Volland entpuppt sich mehr und mehr zur Lebensversicherung der Löwen.
Kevin Volland entpuppt sich mehr und mehr zur Lebensversicherung der Löwen. © Augenklick

Nach dem zweiten Sieg der Rückrunde fühlt sich Löwen-Trainer Maurer befreit – und weiß genau, wem er dafür zu danken hat: Siegtorschütze Volland. „An Kevin werden wir noch viel Freude haben”.

München -  Es sind keine einfachen Wochen für den TSV 1860. Neben all den Zukunftssorgen und ständigen Ängsten um eine mögliche Insolvenz hatte ja auch sportlich fast nichts mehr geklappt bei den Löwen. Aus vier Spielen hatten sie nur zwei Punkte geholt, in der Tabelle waren sie auf Platz elf gestürzt – und das Tor hatten sie so gut wie gar nicht mehr getroffen. Zwar gelang ihnen auch am Freitag beim 1:0 bei Union Berlin erst kurz vor Abpfiff mit viel Glück der entscheidende Treffer, doch der hatte erlösende Wirkung. „Es war wie eine Befreiung”, sagte Trainer Reiner Maurer am Sonntag, „es konnte ja jeder sehen, dass es uns nicht gutging. Bei uns war alles festgefahren, da brauchten wir ganz dringend mal solch ein Erlebnis.” Und der Befreier selbst, Jungstürmer Kevin Volland, der in Berlin das späte Tor schoss, fügte an: „Zuletzt hatten wir ja eine Blockade vor dem Tor. Aber ich denke, das ist wie bei einer Ketchup-Flasche: Wenn’s mal läuft, dann läuft's!"

Zwar sieht der vorbildlich austrainierte Volland nicht so aus, als ob er sich regelmäßig fettige Ketchupsaucen über sein Steak schütten würde, immerhin sagt Maurer ja über ihn: „Er rennt so viel auf und ab, dass er sogar noch weiterrennt, wenn er eigentlich schon lange nicht mehr kann.” Dennoch hat der 18-Jährige mit seiner Aussage recht: Denn wenn die Löwen in dieser Saison noch mal die Kurve kriegen wollen, bietet sich nach dem Sieg von Berlin jetzt eine Chance dazu: Die nächsten drei Gegner – Oberhausen, Bielefeld, Karlsruhe – hängen alle tief unten drin im Tabellenkeller. Und vor diesen Wochen hat Maurer erkannt: „Wir haben diese schlechten Wochen jetzt aus den Kleidern geschüttet und können endlich mal mit Selbstvertrauen nach vorne schauen.” Er hätte noch anfügen können – dank Volland.

„Welche Wertschätzung ich ihm entgegenbringe, das habe ich ja schon letzten Sommer gezeigt, als Kevin im Jubiläumsspiel gegen Borussia Dortmund im Grünwalder Straße von Anfang an spielen durfte. Und auch seitdem bin ich mit seiner Entwicklung hochzufrieden.” Und das ist auch verständlich, denn Maurer, der zuletzt wegen der ausbleibenden Erfolge in die Kritik geraten war („Unter dem Strich muss ich mich an den Ergebnissen messen lassen und mich dafür rechtfertigen”) hat Volland mittlerweile fast genauso viel zu verdanken, wie der U19-Nationalstürmer seinem bemühten Förderer: Ohne den Jungstürmer hätte 1860 in der Rückrunde noch keinen einzigen Sieg errungen. Denn vor dem 1:0 in Berlin hatte der Linksfüßer ja auch schon beim 1:0-Erfolg in Osnabrück das Tor geschossen. Die beiden Allgäuer – Volland stammt aus Marktoberdorf, Maurer aus Mindelheim – dürfen sich also gegenseitig auf die Schultern klopften und danke sagen. „An Kevin werden wir noch viel Spaß haben. Manchmal müsste ich ihn eigentlich fast schon bremsen. Aber er steckt das alles gut weg. Er ist eben ein klares Köpfchen”, sagt Cheftrainer Maurer und fügt im Spaß hinzu: „Das überrascht mich auch gar nicht, er ist ja ein Allgäuer. Genau wie ich.” Die Allgäuer Allianz, sie funktioniert bestens.

Zwar sieht es Maurer nicht gerne, wenn junge Profis vorzeitig die Schule abbrechen. Doch bei dem bereits an 1899 Hoffenheim verkauften Volland, der dieses Jahr sein Abitur hätte machen sollen, hatte auch der 51-Jährige Verständnis. Monatelang war sich das Löwen-Talent unsicher, ob der Schulabschluss oder die sofortige Profikarriere wichtiger sei. „Nachdem er aber immer wieder durch DFB-Lehrgänge länger gefehlt hat, war die Entscheidung klar”, sagt Maurer. „Jetzt hat er die Mittlere Reife und damit kann er gut leben.” Maurer auch.

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