Maurer in der Offensive

Der Trainer hat alle Querelen bei den Löwen mit Gleichmut über sich ergehen lassen. Jetzt, vor dem Heimspiel gegen den KSC, wirkt er plötzlich forsch und pocht auf eine Vertragsverlängerung
von  Marco Plein
Bloß nicht auf Schnee spielen: Reiner Maurer
Bloß nicht auf Schnee spielen: Reiner Maurer © Rauchensteiner/Augenklick

MÜNCHEN Am heutigen Freitag ist genau ein Monat vergangen seit dem Tiefpunkt der Löwen-Saison. Damals, am 18.Februar, verlor der TSV 1860 daheim 0:2 gegen Augsburg, die Mannschaft rutschte ab bis auf Rang elf. Nichts klappte mehr; und die Nerven lagen dermaßen blank, dass sich Trainer Reiner Maurer am Morgen danach sogar ein hitziges Wortgefecht mit einem aufgebrachten Fan lieferte.


Heute wirkt Maurer wie ausgewechselt. Sieben Punkte hat seine Mannschaft aus den folgenden drei Spielen eingefahren. „es ist hier alles viel angenehmer, wenn man gewinnt”, sagt er selbst. „Es war direkt eine viel positivere Stimmung im Umfeld spürbar. Das ist für alle wichtig. Auch die Mannschaft wirkt viel lockerer und befreiter.” Den größten Unterschied zu den brenzligen Wochen, in denen die Kritik an ihm – vor allen von Geschäftsführer Robert Schäfer und zum Teil auch von Sportchef Miki Stevic – immer heftiger wurde, liefert Maurer aber selbst. Die ganze Saison über hatte sich der Allgäuer kleinlaut zu möglichen Ambitionen gegeben und versucht, sich all die ungünstigen Umstände – Punktabzug, Gehaltsverzicht, Spielerverkäufe – bloß nicht anmerken zu lassen. Nun aber, da feststeht, dass sich die Sechzger nicht mehr mit Abstiegssorgen beschäftigen müssen und am Freitag im Heimspiel gegen Karlsruhe (18 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) die von Maurer vor wenigen Wochen als „Nahziel” vorgegebenen 40 Punkte erreichen können, wagt sich der 51-Jährige mehr und mehr aus der Reserve und tritt auf einmal forscher auf.
Klar, auch er hat gespürt, dass neben Präsident Dieter Schneider zuletzt auch die Mannschaft klare Signale für seinen Verbleib bei 1860 sendete. Am Donnerstag betonte Stefan Aigner noch mal: „Man muss dem Trainer einfach mal das Vertrauen aussprechen. Wir haben eine ordentliche Saison gespielt, auch wenn wir eigentlich alle den Aufstieg im Hinterkopf hatten.”


Diese Rückendeckung und die zuletzt erfolgreichen Wochen haben Maurer nun dermaßen gestärkt, dass er die lange als missraten geltende Saison auf einmal positiv darstellt, sogar forsche Ziele nennt und „das beste Ergebnis seit 2006” vor Augen hat. „Wir wollen 50 Punkte plus x”, sagte er unter der Woche, nachdem er sich zuvor nie getraut hatte, weiter als auf ein anstehendes Spiel vorauszuschauen. Außerdem stellte er klar: „Wir haben es trotz der Turbulenzen und Schwierigkeiten geschafft, junge Spieler einzubauen. Ein Kevin Volland ist mittlerweile Leistungsträger. Und Dominik Stahl war in den letzten Wochen immer einer der besten Spieler auf dem Platz. Christopher Schindler hat als Verteidiger in Bielefeld sogar ein Tor geschossen.”


Maurer geht in die Offensive, er betreibt Eigenwerbung und verdeutlicht, was Präsident Schneider zuletzt meinte: „Wie wir trotz der unruhigen Bedingungen aufgetreten sind, das war aller Ehren wert. So schlecht war das gar nicht.”


Freilich, Selbstlob dürfte Maurer auch künftig fremd bleiben. Dennoch hat sich der Trainer, der am Donnerstag erstmals über seine Vertragsverlängerung sprach („Es besteht keine Eile, aber generell gilt: je früher, desto besser”), klar positioniert und sein Werk so dargestellt, wie er es sieht: souverän, bodenständig, zielstrebig. Ob die Vereinsführung dies ebenso sieht? Dass Maurer in den hitzigen Wochen ruhig blieb, sogar gestärkt daraus hervorging, könnte ihm jedenfalls helfen. 

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