Maurer darf weiter verlieren
München - Den wahren Grusel erlebte Robert Schäfer dann doch erst am Tag danach. Eigentlich hatte der Geschäftsführer der Löwen ja noch massiv an der Pleite bei Hansa Rostock vom Vorabend zu knabbern – doch schon wenige Stunden später versuchte er sich beim Musical „Rocky Horror Picture Show“ im Fröttmaninger Zelttheater ein wenig abzulenken. Und siehe da: Die Maßnahme wirkte. „Eigentlich dachte ich ja, unser Spiel hätte mich erschreckt“, sagte Schäfer, „aber dann habe gemerkt, dass es im Vergleich zum Musical dann doch ziemlich wenig mit Horror zu tun hatte. Trotzdem ist mir eigentlich nicht nach lachen zu mute. Das Rostock-Spiel war ein Rückschlag für uns alle.“
Dennoch: Der junge Löwen-Boss war und ist mit Kräften darum bemüht, nach dem dem 0:2 an der Ostsee – der dritten Sechzig-Flaute am Stück und der fünften Niederlage im sechsten Auswärtsspiel der Saison – nicht allzu dramatische Schlüsse zu ziehen. Zwar gestand Trainer Reiner Maurer, nachdem er mit seiner Mannschaft am Samstagmittag fast eine Stunde lang zur Frustbewältigung in den Isarauen laufen gewesen war: „Nach drei Niederlagen infolge ist Kritik ganz normal. Die muss ich mir anhören. Ich weiß, wie es läuft. Aber ich darf mich davon nicht ablenken lassen, und deswegen konzentriere ich mich nur auf meine Arbeit.“
Doch Schäfer wusste den in die Kritik geratenen Trainer sofort zu stützen. Noch am Samstagabend rief der 35-Jährige bei Maurer an und vermittelte ihm, dass er sich um seinen Job keinerlei Sorgen machen müsse und begründete dies wie folgt: „Wir können doch den Trainer nicht für etwas verantwortlich machen, was er nicht verbockt hat. Er kann nichts für die Verletzungen und für die Roten Karten. Er kann nichts für die Schlafmützigkeit bei Standards. Außerdem hat er die Verstärkungen nicht bekommen, die er sich gewünscht hatte.“ Und daraus folgert Schäfer: „Hätte der Trainer eine Topmannschaft, in der alle fit sind, wären es andere Bedingungen. Aber so wäre es viel zu einfach, ihm die Schuld für die Niederlagen zu geben.“
Auch die Profis, die in Rostock zwar zunächst sehr gut losgelegt hatten, nach einigen vergebenen Großchancen (zwei Mal Benny Lauth) und dem Rückstand aber in sich zusammenfielen, stützten nun ihren Trainer. Verteidiger Collin Benjamin etwa sagte: „Es ist ganz bitter, aber wir müssen jetzt alle zusammen den Karren aus dem Dreck ziehen.“ Benny Lauth verdeutlichte: „Wenn ich meine Chancen nicht nutze, kann der Trainer nichts dafür.“ Und Daniel Halfar ergänzte offen: „Wenn man jetzt den Trainer infrage stellen würde, wäre das in meinen Augen viel zu billig. Bei uns könnte auch José Mourinho Trainer sein. Der könnte auch nichts machen, wenn wir die Chancen nicht nutzen und hinten bei den Standards nicht wachsam sind.“
Und weil man nun bei 1860 weit davon entfernt ist, personelle Konsequenzen nach dem neuerlichen Rückschlag zu ziehen, gibt es diese Woche auch weder Krisengespräche noch Sondertraining. „Was diesem Verein in den letzten Jahren gefehlt hat, war Kontinuität“, erklärt Schäfer. „Und jetzt ist genau der Zeitpunkt, in dem wir beweisen können, dass sich bei uns etwas verändert hat. Was wir sagen, halten wir auch, und das gilt auch für unseren Trainer.“ Der Treueschwur des Geschäftsführers geht nach der fünften Niederlage aus den letzten sieben Spielen sogar so weit, dass er voller Überzeugung sagt: „Ein Trainer, der Angst um seinen Job haben muss, ist nicht frei im Kopf und deshalb auch kein guter Trainer. Genau diese Situation wollen wir hier nicht zulassen.“ Und darum sagt Schäfer schon jetzt mit Blick auf Freitag, wenn das nun schon um sechs Punkte enteilte Sinnbild der biederen Zweitklassigkeit, der SC Paderborn, in München zu Gast sein wird: „An unserer Haltung wird sich nichts ändern, sollten wir dann verlieren.“