Maulkorb-Debatte bei den Löwen

Kurz möchte nicht, dass die Talente mit der Presse sprechen. Stevic sieht das ganz anders.
MÜNCHEN Der Maulkorb für junge Spieler bei 1860 scheint für Marco Kurz unantastbar zu sein. Der Löwen-Trainer hält den Schutz seiner Talente vor den Fragen der Journalisten für so wichtig, dass er am Freitag zum ersten Mal öffentlich Sportdirektor Miroslav Stevic widersprach. „Ich sage immer noch, wann welche Spieler den Medien zur Verfügung stehen“, sagte Kurz. Das vom früheren Geschäftsführer Stefan Reuter einst eingeführte Interview-Verbot für die Löwen-Talente bleibt also bestehen. Kurz’ Begründung: „Die Medien können nicht mit den jungen Spielern umgehen, also muss man sie schützen, damit sie sich sportlich entwickeln können.“
Das sieht Stevic freilich ganz anders. „Gar nichts“ halte er nämlich von einem Interview-Verbot, ließ Stevic eine breite Journalisten-Runde am Donnerstag wissen. „Wie soll ein junger Spieler Verantwortung übernehmen, wenn er dauernd im Keller versteckt wird? Die Spieler sollen mit der Presse sprechen, sollen auch Fehler machen und dafür auf die Fresse kriegen“, meinte Stevic. Nur „wer sich die Haut verbrennt, der wird erwachsen“.
Es ist der erste Konflikt zwischen dem „sachlich-unterkühlten Strategen und dem extrovertierten Anpacker“, wie der neue Geschäftsführer Manfred Stoffers Trainer und Sportdirektor bezeichnet hatte. Eine Meinungsverschiedenheit über die richtigen Methoden. Hier Kurz, der seine Spieler schützen möchte, da Stevic, der sogar Medienschulungen als „das Ende der Kommunikation“ bezeichnet, der mündige, authentische Spieler haben will, die ihre Gefühle nicht unterdrücken.
Vorerst durchgesetzt scheint sich übrigens Kurz zu haben. „Das ist mit Miki so abgesprochen“, sagte Kurz. „Marco entscheidet. Er ist der Trainer“, sagte Stevic.
fil, mau