Markus von Ahlen: "Sehe mich als Diener dieses Vereins"
Der Tiger der Löwen: Nach dem Spiel in Berlin wird Markus von Ahlen beim TSV 1860 München wieder zum Adjutanten - wie Hermann Gerland bei Bayern. "Ich habe immer gesagt, dass ich mich als Diener dieses Vereins sehe." Luzern will derweil eine Ablöse für Carlos Bernegger.
München - Nach dem Training ist vor dem Frühstück. Zumindest galt dies am Mittwoch für die Löwen. Nach der bereits um 9.30 Uhr begonnenen Vormittagseinheit bat Trainer Markus von Ahlen seine Jungs zum gemeinsamen späten Frühstück im Jugendhaus. Noch einmal das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mannschaft stärken vor dem letzten Saisonspiel am Sonntag bei Union Berlin.
Wenn von Ahlen eines wirklich geschafft hat in seinen vier Wochen als Interimstrainer, dann der Mannschaft, die sich schon in Auflösung befindet, noch einmal Spaß an der Arbeit zu vermitteln; schon während der Trainingseinheit unter strömendem Regen wurde viel gelacht.
Der Erfolg gibt dem Interimscoach Recht. Nach dem vor allem in den ersten 20 Minuten desolaten 2:4 zum Auftakt in Dresden gewannen die Löwen unter von Ahlen die letzten drei Spiele, haben vor dem Spiel bei Union die Chance, Platz sechs zu erreichen – und dem Klub somit wenigstens einen einigermaßen versöhnlichen Saisonabschluss zu bescheren.
Von Ahlen wird in Berlin sein vorerst letztes Spiel als Cheftrainer absolvieren, so viel scheint sicher. Das Führungs-Quartett der Löwen hat sich auf den Gaucho-Schweizer Carlos Bernegger als neuen Chefcoach eingeschossen.
Der derzeitige Coach des FC Luzern überlegt zwar noch, ob er die Schweiz wirklich verlassen und den Sprung nach München und zum notorisch nervösen TSV 1860 wagen möchte, doch sein aktueller Arbeitgeber muss muss einen harten Sparkurs fahren.
Die Löwen wären bereit, für Bernegger, dessen Vertrag in Luzern 2015 ausläuft, eine Ablöse im niedrigen sechsstelligen Bereich in die Innerschweiz zu überweisen. In zwei Wochen, nach dem Saisonende in der Schweiz, könnte der Deal unter Dach und Fach gebracht werden.
Von Ahlen würde dann wieder ins zweite Glied rücken, sehr gerne sogar. "Ich habe immer gesagt, dass ich mich als Diener dieses Vereins sehe und dort arbeite, wo ich gebraucht werde. Ich bin bereit, für jeden Cheftrainer, den der Verein holt, zu arbeiten", sagte er am Mittwoch.
Dabei ist es nicht so, dass von Ahlen nicht ehrgeizig wäre oder keine Lunte gerochen hätte während seiner vier Wochen als Cheftrainer. "Ich habe schon versucht, neue Impulse zu setzen und ich denke, dass ich auch einige richtige Entscheidungen getroffen habe. Ich traue mir den Job als Cheftrainer zu, ich fühle mich dem gewachsen. Aber für mich zählen wichtigere Dinge."
Vereinstreue, Loyalität dem Löwen gegenüber. "Wir haben nur noch einen Boss: den Löwen", sagte Investoren-Berater Noor Basha im AZ-Interview. Ein Satz, den von Ahlen sofort unterschreiben würde. Der Rheinländer von Ahlen, der seine ganze aktive Spielerkarriere im Westen verbracht hat, scheint einen Narren gefressen zu haben an den Löwen, wieso auch immer.
"Ich wäre schon 1994 gerne zu den Löwen gekommen, damals als Spieler. Ich empfinde es jetzt als zweite Chance und große Ehre, hier arbeiten zu dürfen. Wo auch immer der Verein mich braucht."
Wenn man ihm so zuhört, fühlt man sich an einen anderen Mann aus dem Westen erinnert, der in München seine Bestimmung gefunden hat: An Hermann "Tiger" Gerland nämlich, der beim FC Bayern nicht nur zum Inventar zählt, sondern eher das Regal ist, in dem das Inventar untergebracht ist.
Gerland versuchte es ein paar Mal als Cheftrainer bei anderen Klubs, doch erst bei Bayern wurde er richtig glücklich. Als Entdecker der Stars, als väterlicher Freund der Talente, als loyalster Diener der jeweiligen Cheftrainer. Von Ahlen – der Tiger der Löwen? Er hätte nichts dagegen, im Gegenteil.