Manipulationsverdacht beim Löwenspiel: „Da wird ewig etwas haften bleiben“

Manipulationsverdacht in Oberhausen: Beim TSV 1860 ärgern sich Sportdirektor Stevic und Trainer Lienen über den Besuch von Hellmut Krug vor Anpfiff – und der DFB gibt schon wieder Entwarnung
von  Abendzeitung
Gabor Kiraly: Die besten Bilder vom Löwen-Keeper - auf dem Rasen und abseites des Platzes
Gabor Kiraly: Die besten Bilder vom Löwen-Keeper - auf dem Rasen und abseites des Platzes © dpa/sampics,Schmalz

Manipulationsverdacht in Oberhausen: Beim TSV 1860 ärgern sich Sportdirektor Stevic und Trainer Lienen über den Besuch von Hellmut Krug vor Anpfiff – und der DFB gibt schon wieder Entwarnung

MÜNCHEN An der Grünwalder Straße 114 war am Montag wenig Betrieb. Nach dem 1:0 in Oberhausen hatten die Profis trainingsfrei, bei der sportlichen Leitung des TSV 1860 war aber keine Ruhe eingekehrt. Grund: Der Wirbel um den Manipulationsverdacht der Partie, die durch ein Eigentor des RWO-Verteidigers Marinko Miletic entschieden wurde.

Verärgert waren Miki Stevic und Ewald Lienen über den Besuch von Schiedsrichter-Beobacher Hellmut Krug in der Kabine. Kurz vor Anpfiff hatte der Ex-Fifa-Schiri den beiden Mannschaften und dem Schiedsrichter-Gespann berichtet, dass das Spiel unter besonderer Beobachtung stünde, weil auf dem Wettmarkt in Asien verdächtig viel Geld auf einen 1860-Sieg gewettet worden sei.

Doch genau diese Ansage brachte gerade Miki Stevic in Rage: „Ich bin seit 1992 in Deutschland und habe so etwas noch nie erlebt, und ich will das auch nie wieder erleben“, zürnte der Manager. „Das hat ein komisches Gefühl ausgelöst, die Art und Weise hat mir nicht gefallen, das hätte man ruhiger lösen können.“ Vor allem weil laut Stevic Mannschaften und Spieler in Verruf gebracht werden könnten. „Sehen Sie sich den Fall Reichenberger in Osnabrück an. Der Mann ist unschuldig, aber an ihm und seiner Familie wird wahrscheinlich ewig was haften bleiben.“

Irritiert zeigte sich auch Ewald Lienen über Krugs Besuch. „Das kann Spieler schon verwirren“, meinte der Trainer, „vielleicht befürchtet einer, dass er angezählt wird, wenn er einen Ball versiebt.“

Und abstruse Spekulationen, nach denen Mate Ghviniadize wegen seiner vergessenen Schuhe (siehe Link) in Verbindung mit dem Manipulationsverdacht gebracht wurde, erzürnten Lienen noch mehr: „Eine Unverschämtheit, das ist doch lächerlich!“

Fraglich bleibt jedoch, ob die Unparteiischen in solch einem Wissen wirklich noch befreit urteilen können. Ob der Schiedsrichter einen Elfmeter deswegen eher nicht pfeift? Ob ein Linienrichter eine Abseits-Entscheidung im Zweifel lieber anders entscheidet, damit sie nicht zum spielentscheidenden Tor führt?

Schiedsrichter-Sprecher Manfred Amerell sieht das nicht so. „Wir sind kampferprobt, ich glaube nicht, dass die Situation für den Schiedsrichter belastend war. Wie jeder andere geht der auf den Platz und versucht, Leistung zu bringen.“ DFB-Vize Rainer Koch jedenfalls verteidigte Krugs Ansprache an die Teams: „Das ist ein Vorgang, der nicht jedes Wochenende vorkommt, sondern nur bei gravierenden Ausschlägen.“

Montagmittag übrigens gaben DFB und DFL in einer gemeinsamen Erklärung leichte Entwarnung: „Bei der Analyse des Spielverlaufs vor Ort, der TV-Bilder sowie der Auswertung des Schiedsrichterberichts ergaben sich keine besonderen Auffälligkeiten“, hieß es. Viel Wirbel um nichts also? Wäre wohl allen am liebsten. Damit wieder Ruhe einkehrt. fk/thi

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