"Man kann mal länger schlafen": Lauth und Bierofka über ihre Trainingslager-Erfahrungen

AZ: Herr Bierofka, Herr Lauth, Sie dürften zusammen insgesamt mehr als 50 Trainingslager erlebt haben. Montag Nachmittag geht’s nun wieder nach Belek. Für Sie, Herr Bierofka, könnte es das letzte sein als Profi...
DANIEL BIEROFKA: Okay, ich geh dann mal wieder! Guter Einstieg, gleich mal mit dem Holzhammer kommen (lacht).
Na gut, zurück auf Anfang! Ihr erstes Trainingslager war damals unter Werner Lorant.
BIEROFKA: Oh, ja! Im Sommer 2000, ich kam von den Bayern-Amateuren und es ging gleich mal eine Woche zum Laufen.
Eines der berüchtigten Lauftrainingslager.
BIEROFKA: Ja, das war schon brutal. Jeden Tag zwei bis drei Läufe. Nach drei Tagen spürst du deine Beine nicht mehr, läufst aber trotzdem weiter. Peter Pacult (damals Co-Trainer) vorne weg, Borimirov, Schroth dahinter und der Rest musste schauen, wo er bleibt.
Zwischendurch auf dem Weg mal einen Spieler verloren?
Wir mussten ja mit dem Bus wieder zurück ins Hotel, waren immer vollzählig. Ich war jung und fit damals, das hat schon gepasst.
BENNY LAUTH: Die Lauftrainingslager sind an mir vorübergegangen. Als ich anfing, hatten wir meistens eine Laufeinheit und eine mit dem Ball.
BIEROFKA: Heute macht das auch keiner mehr. Lorant hat total auf die Fitness gesetzt. Wir sind drei, vier Wochen nur gelaufen und irgendwann kam der Ball dazu. Aber wir waren am ersten Spieltag immer topfit. Bei meinem Vater war es noch extremer. Bei Intervallläufen mussten die noch Medizinbälle schleppen.
Sie mussten mal ein Trainingslager abbrechen, weil Sie Vater wurden.
Das war unter Reiner Maurer. Nicky war schon zehn Tage über dem Termin, dann wurde die Geburt eingeleitet. Ich glaube, ich habe zwei Tage verpasst.
Waren Sie die Tage davor mit dem Kopf im Trainingslager?
Ich hab mein Handy vor dem Training immer dem Wolfi (Zeugwart Wolfgang Fendt, die Red.) gegeben, dass er ein Auge drauf hat. Wenn Training ist, konzentrierst du dich aber aufs Training.
Herr Lauth, konnten Sie sich bei Ihrem ersten Winter-Trainingslager auf Fußball konzentrieren?
LAUTH: Unser Trainingslager in Dubai 2003 – da war ein bisschen was los (lacht). Ich hatte davor für die Nationalmannschaft diesen Fallrückzieher geschossen, das zum Tor des Jahres gewählt wurde. Ein Jahr später war dann unser Katastrophen-Trainingslager unter Falko Götz.
Das Kälte-Trainingslager in der Türkei?
Ja, schlimm, das war nix! Wir waren irgendwo bei Alanya, zwischendurch hat’s geschneit. Das Trainingslager hatte Falko Götz eingefädelt, der in der Türkei gespielt hat. In der ersten Nacht haben wir in Wärmejacken geschlafen, weil die Heizung nicht ging. Das Hotel hatte nur für uns aufgesperrt, das Essen war nix, zu den Testspielen mussten wir immer ewig fahren.
BIEROFKA: Da war ich schon in Leverkusen, in dem Jahr waren wir in Miami, glaub ich - absolut top. Bei mir hat das Wetter eh immer gepasst. Mit 1860 war ich seit meiner Rückkehr zwei Mal auf Teneriffa, auch Belek ist gut.
LAUTH: Stimmt schon. Ich war nach meiner ersten Türkei-Erfahrung immer ganz froh, wenn es nach Dubai oder Spanien ging. Aber mittlerweile klappt es in der Türkei auch sehr gut. Gerade in Belek sind die Bedingungen optimal. Die Hotels sind auf die Bedürfnisse der Fußballer eingerichtet, die Plätze sind super. Eigentlich muss man heute nicht mehr so weit reisen – nach Dubai oder Katar – außer man wird eingeladen.
Können sich Fußballer denn aufs Trainingslager Freude?
LAUTH: Teils, teils. Man ist natürlich weg von der Familie...
BIEROFKA (prustet los): ... wenigstens kann man mal länger schlafen.
LAUTH: Andererseits ist das Wetter besser, letztes Jahr hätte ich ungern in München trainiert. Aber „Freude“ ist wohl das falsche Wort.
Sie beide gehören wahrscheinlich nicht mehr zur Playstation-Fraktion, oder?
LAUTH: Früher war ich da ganz vorne mit dabei, aber ich schlepp’ jetzt keine Konsole mehr mit mir rum. Aber wenn die Jungs Abends auf dem Zimmer ein Turnier machen sollten, dann werden wir schon dabei sein.
BIEROFKA: Ein bisschen können wir schon noch mitmischen. Sonst ist ja Abends meistens nicht so viel los. Und viele Kartenspieler gibt es bei uns ja leider nicht mehr.
LAUTH: Letztes Jahr haben wir in Belek viel Schafkopf gespielt. Da war der Halfi (Daniel Halfar, die Red.) noch da, auch Kai (Bülow, die Red.) spielt und natürlich Dieter Schneider. Mal sehen, vielleicht kann Präsident Mayrhofer Schafkopfen.
Was ist mit Markus Schwabl? Sein Vater galt doch fast als Profi-Kartler!
BIEROFKA: Der kann’s bestimmt, vielleicht klappt’s.
Was macht man Abends sonst so?
BIEROFKA: Schlafen.
Und davor?
LAUTH: Zeitung lesen, bei der Familie anrufen, Videos schauen.
BIEROFKA: Das Dschungelcamp läuft ja wieder, das ist ganz wichtig (lacht).
Zurück zur Anfangsfrage: Wird es Ihr letztes Trainingslager als Profi?
Keine Ahnung, ehrlich. Ich bin froh, dass ich zurück bin und will jetzt bis Juni Gas geben. Und überhaupt: Wann ist der richtige Zeitpunkt fürs Karriereende? Wahrscheinlich, wenn man sich nicht mehr richtig motivieren kann...
LAUTH: ...oder merkt, dass man nicht mehr mithalten kann.
BIEROFKA: Mir macht das alles noch viel Spaß, bin top-motiviert. Warten wir’s ab.
Auch Ihr Vertrag läuft aus, Herr Lauth. Was wäre, sollte 1860 Sie nicht mehr wollen?
LAUTH: Ich werde auch nach dem Sommer noch Fußball spielen.