Makos, der Löwe im Käfig
MÜNCHEN Auf einmal war da dieses Gefühl von Heimat. Grigoris Makos hatte keine Ahnung, wo es plötzlich herkam. Und ein paar Stunden zuvor war es für ihn ganz schwer gewesen, in einen Flieger aus seiner Heimat Athen nach Deutschland zu steigen - doch als Makos am Mittwoch in München ankam, „da habe ich mich zum ersten Mal wie zu Hause gefühlt. Ich gewöhne mich langsam an meine neue Heimat”, sagt der 25-jährige Grieche. Für 1860 ist das eine gute Nachricht – auch wenn Makos, der Topzugang des Vereins, derzeit gar nichts für die Löwen machen kann.
Seit vier Wochen schon muss Makos, den Sechzig im Sommer als Hoffnungsträger für Präsenz und Ordnung im Zentrum geholt hatte, wegen eines Risses des Syndesmosebandes am linken Fuß aussetzen. Es gibt schlimmere Verletzungen, doch man muss Makos’ Situation kennen, um verstehen zu können, wieso er sagt: „Das ist die schwierigste Zeit meiner Karriere. Es ist eine riesige Herausforderung. Aber ich will nicht weinen, ich will stark sein.” Vor ein paar Monaten hatte Makos seine Heimat Athen verlassen – also musste er sich erst mal gewöhnen: an Stadt, Land, Sprache, Verein, Leute. Zudem war er vorher in seiner Karriere nie ernsthaft verletzt gewesen. Doch jetzt das.
„Wenn man fit ist und spielt, hat man nur das Training und den nächsten Gegner im Kopf. Jetzt ist alles anders. Es ist schrecklich. Ich will, dass es vorbeigeht. Ich habe Wut auf diese Situation. Wut auf mich selbst, dass mir das passiert ist. Ich fühle mich wie ein Tier, das aus dem Käfig raus will. Oder wie ein Gefangener, der mit Kreide die Striche an die Zellenwand malt, um die Tage herunterzuzählen”, sagt er – doch es gibt Hoffnung. Am Montag steht für ihn ein Termin zur Kernspintomografie an, dann wird Makos erfahren, wie schnell er Krücken und Schutzstiefel ablegen kann. „Dann geht es hoffentlich wieder los.” Zum einen will er dem Löwen-Umfeld endlich beweisen, dass er die Mannschaft tatsächlich führen und an die Ligaspitze treiben kann. Zum anderen plagen ihn seit dem verschuldeten Elfmeter in seinem einzigen Spiel (gegen Regensburg) Schuldgefühle. „Zum Glück wurde er gehalten. Aber ich will mein Foul wiedergutmachen, es liegt wie eine Last auf mir.”
Und da wäre ja auch noch die Nationalmannschaft. Erst diese Woche reiste der EM-Spieler zum Griechen-Team, um sich mit den Trainern und Ärzten zu besprechen – doch schon bei den nächsten WM-Qualifikationsspielen (am 12. Oktober gegen Bosnien und am 16. in der Slowakei) will er wieder dabei sein. „Das ist mein Ziel. Ich will nicht zu viel verpassen, weil es danach ja auch erst im März mit der Nationalmannschaft weitergeht. Ich habe großen Stolz für mein Land zu spielen.”
Bis Makos aber wieder auf dem Platz steht, will er sich weiter in München einleben. Noch wohnt er im Hilton-Hotel, in zwei Wochen ist seine 140-Quadratmeter-Wohnung am Trainingsgelände bezugsfähig. „Endlich, die Einrichtung habe ich schon gekauft. Das gibt mir ein Stück Leben zurück. Ich brauche ein zu Hause. Ohne geht es nicht.” Genauso wie Freunde, doch in seinem Kumpel Safer, einem Immobilienmakler, und dem Taxifahrer Dimi hat er „schon Vertraute gefunden, auf die ich mich voll verlassen kann”. Mit denen geht Makos ab und an mal ins Barka, ein griechisches Restaurant am Fasangarten, oder lässt sich die Stadt zeigen.
Und außerdem kommt ja in drei Wochen zur Wiesn auch seine Freundin Athena nach München. „Ein Dirndl haben wir schon beim letzten Mal gekauft. Ganz schön teuer”, wundert sich Makos – doch geht es nach ihm, ist es gut angelegtes Geld: „Wenn alles klappt, kommt sie nach der Winterpause fest nach Deutschland. Ich habe da schon einen Plan im Kopf – dann wäre alles perfekt.”
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