Machen Sie 1860 kaputt, Herr Iraki?
Hier erklärt der Statthalter von Investor Ismaik, wieso vorerst kein Geld mehr fließt – und was ihm an Boss Schneider missfällt
AZ: Herr Iraki, eigentlich war verabredet, dass wir dieses Interview mit 1860-Investor Hasan Ismaik führen. Nun hat er am Donnerstag erst sein Kommen zur Aufsichtsratssitzung nach München abgesagt und dann seine Drohung wahrgemacht und seine Investitionen gestoppt. Ist die Partnerschaft mit dem TSV 1860 gescheitert?
HAMADA IRAKI: In dieser Form ist die Partnerschaft zwischen HAM (Ismaiks Firma, die Red.) und dem Verein gescheitert, ja. Aber nur, weil es seit unserem Einstieg nie eine Partnerschaft gegeben hat. Es wurde stattdessen vom Verein von Anfang an versucht, diese Partnerschaft direkt oder indirekt gegen die Wand zu fahren.
Sie meinen Präsident Dieter Schneider?
Der Verein wird ja vertreten durch seinen Präsidenten. Ich will ihn nicht direkt angreifen, weil ich nicht beurteilen kann, inwiefern er selbst aktiv gewesen ist. Aber wir empfinden es so, dass man den Fans permanent die Illusion verkauft hat, dass man die Seele des Klubs verteidigen müsse. Da frage ich mich aber, welche Seele? Die Seele des Klubs ist schon seit zehn Jahren Stück für Stück verkauft worden. Was wir übernommen haben, war ein Schuldenberg. Wir wollen die Seele des Vereins doch reanimieren.Was wir übernommen haben, war ein Schuldenberg.
Momentan sieht es aber eher danach aus, als ob Sie und Ismaik 1860 kaputt machen würden.
Diesen Schuh ziehe ich mir nicht an. Wir haben uns immer an alle Vereinbarungen gehalten.
Das sieht Schneider aber ganz anders. Er wirft Ihnen vor, permanent den Kooperationsvertrag nachverhandeln zu wollen.
Das ist nachweislich falsch. Es war eine Bedingung unseres Einstiegs, dass wir die Vermarktung und die Fanartikel-GmbH übernehmen. Das war auch klar so vereinbart. Wir haben den Vertrag erst unterschrieben, nachdem die Übernahmevereinbarung mit der IMG (früherer Vermarkter, die Red.) unterschrieben wurde. Wenn man sich im Nachhinein an Vereinbarungen nicht mehr halten – oder nicht mehr erinnern – möchte, dann ist das nicht unsere Schuld. Es wurde so dargestellt, als ob es nur einen König gäbe – und alle anderen Verräter wären.
Sie werfen Schneider vor, gelogen zu haben?
Ich sage nur, dass uns hier der rote Teppich ausgerollt wurde. Und ab dem ersten Tag der Partnerschaft wurde dann alles getan, uns in einem schlechten Licht darstellen zu lassen. Es wurde so getan, als ob es uns nur ums Geld gehen würde.
So abwegig finden wir das gar nicht...
Das ist doch lächerlich. 1860 ist eine Geldverbrennungsanlage. Im Fußballgeschäft können sie in Deutschland ohnehin kaum Geld verdienen als Investor. Aber wenn ich schon nichts verdienen kann, dann möchte ich beim Geldverbrennen wenigstens Spaß haben. Dann will ich, dass mein Partner mir den Rücken stärkt, dass man Respekt hat.
Ist es fair, den Verein zwingen zu wollen, den Präsidenten zu entsorgen?
Ich habe den Aufsichtsrat des Vereins und auch Herrn Schneider merhmals darauf aufmerksam gemacht, dass Schneider durch sein Verhalten die Kooperation gegen die Wand fahren wird. Immer wieder sind vertrauliche Informationen weitergegeben worden. Ein, zwei Mal kann man ein Vertrauensverhältnis wieder aufbauen, irgendwann funktioniert das nicht mehr. Diese Rücktrittsforderung hat es von unserer Seite nie gegeben.
Viele empfanden Ismaiks Forderung vom Wochenende als Erpressungsversuch. Die AZ titelte: „Stars oder Schneider!”
Nach meinem Verständnis ist es keine Erpressung, wenn ich mir mit einem solchen Schritt auch selbst schade. Wir hätten gerne schon im Winter Spieler geholt, um den Kader zu verstärken und schon jetzt einen Schritt in die Zukunft zu machen. Aber Herr Ismaik hatte das Gefühl, dass es so nicht mehr weitergehen kann.
Aber ist es denn zu viel verlangt, wenn er nach München kommt und dies Schneider – wie auch vom Vereins-Aufsichtsrat gefordert – einmal persönlich sagt?
Nein, natürlich nicht. Der Termin ist ja nur aufgeschoben. Herr Ismaik wird nächste oder übernächste Woche kommen und auch für einige Tage bleiben. Und er ist selbstverständlich bereit, sich mit Dieter Schneider an einen Tisch zu setzen
Sie empfinden den Investitionsstopp tatsächlich als konstruktiv?
Wir wollen 1860 nicht kaputt machen oder ausbluten lassen. Die Investitionen, die wir jetzt nicht tätigen können, holen wir im Sommer nach – und noch einige mehr. Unser Ziel bleibt der Aufstieg 2014, die finanzielle Unabhängigkeit und der langfristige Erfolg. Das kann man nur gemeinsam mit Herrn Ismaik erreichen.
Und ohne Präsident Dieter Schneider als Präsident des TSV 1860?
Das haben Sie gesagt. Wir haben kein persönliches Problem mit Herrn Schneider. Ich kann mir zwar schwer vorstellen, dass das Vertrauensverhältnis zwischen den beiden wieder hergestellt werden kann. Aber ob mit oder ohne Schneider: Unser Plan steht. Aber der Umgang untereinander muss anders werden. Sobald Herr Ismaik das Gefühl hat, dass man ihm mit Respekt begegnet und er seinen Partnern wieder Vertrauen schenken kann, dann steht er sofort wieder bereit.