Ludwigs Probleme mit den Münchnern
Löwen-Kicker nennt Mitbürger „arrogant“. Und Lienen fehlt die Lizenz – zum Parken in der Isarvorstadt.
MÜNCHEN Alexander Ludwig ist – Spitzname Lude – ein eher nachdenklicher Typ. Natürlich hat sich der Löwen-Profi gefreut über seine starke Vorstellung beim 2:2 gegen Fortuna Düsseldorf mit einem Tor und einem Assist. Doch was dem 25-Jährigen neben der sportlichen Misere mit dem TSV 1860 immer noch zu schaffen macht, ist, dass er sich noch fremd fühlt in seiner neuen Heimat. „Die Münchner“, sagt der gebürtige Thüringer, „die sind schon ein besonderes Völkchen. Damit muss man erst mal klarkommen.“
Ludwig, der nun bereits seit fünf Monaten in München lebt, tut sich schwer in der bayerischen Landeshauptstadt. Er fremdelt noch immer. Die Ursache glaubt er auch gefunden zu haben. Ludwig sagt: „In München sind die Menschen schon ein bisschen arrogant.“ Seine Begründung klingt hierfür, klingt dann aber doch eher seltsam. „Wenn man älteren Leuten mal die Tür aufhält, dann kommt oft kein Danke zurück.“ Das sei er, der später mal Sozialpädagogik studieren will, nicht gewohnt.
Dass sich der ehemalige U21-Nationalspieler, der vor Saisonbeginn vom FCSt. Pauli kam, nicht so wohl fühlt, liegt möglicherweise sogar auch am eher familiären Stadtteil, in dem sich der Single niedergelassen hat. Er wohnt in Harlaching – zwischen Grünwalder Straße und Säbener Straße. „Ich weiß nicht“, sagt Trainer Ewald Lienen, „wer ihn da beraten hat, dass er in die Nähe der Säbener Straße zieht. Vielleicht hat er gedacht, dass das das Schanzenviertel (das Szeneviertel von Hamburg. d. Red.) ist.“
Nein, Ludwig haben eher die horrenden Mietpreise in der Münchner Innenstadt abgeschreckt – 2500 Euro sollte er hinlegen für eine mittelgroße Zweizimmer-Wohnung. Das war dem Fußball-Profi zu viel. Jetzt lebt er für 1500 Euro auf 85 Quadratmeter unmittelbar in der Nähe des 1860-Trainingsgeländes. Lienens humorvoller Tipp: „Vielleicht sollten sie für Ludwig mal ein Straßenfest organisieren. Wir müssen alle schauen, dass sich der Lude bei uns wohl fühlt.“
Probleme, die der Trainer selbst nicht kennt. Er hat sich mit seiner Frau Rosi in der Isarvorstadt niedergelassen – dort, wo es Bars gibt und das Szenepublikum unterwegs ist. Ein kleines Handicap macht dem Löwen-Trainer aber dabei auch zu schaffen: die Parkplatz-Situation. Lienen klagt: „Das KVR will mir keine Parklizenz geben – weil ich meinen Erstwohnsitz nicht in München habe.“
Und so löst Lienen täglich für sechs Euro einen Parkschein. Lienen: „Wenn ich das auf den Monat hochrechne“, sagt er grinsend, „dann spielen wir das manchmal gar nicht ein. Dazu müsste man mal gewinnen.“
Oliver Griss