Lothar zu Sechzig? Der ist viel zu rot!

Miroslav Stevic am AZ-Telefon: Die Fans bestürmten iden neuen Sportchef der Löwen über eine Stunde lang mit Fragen. Es ging natürlich auch um die Trainerfrage.
von  Abendzeitung
Gut gelaunt: Miroslav Stevic am AZ-Telefon.
Gut gelaunt: Miroslav Stevic am AZ-Telefon. © Camay Sungu

MÜNCHEN - Miroslav Stevic am AZ-Telefon: Die Fans bestürmten iden neuen Sportchef der Löwen über eine Stunde lang mit Fragen. Es ging natürlich auch um die Trainerfrage.

Miroslav Stevic war angetan vom „roten Raumschiff“, wie die AZ-Redaktion ihre Nachrichtenzentrale, den Newsdesk, nennt. „Das ist die schönste Zeitungsredaktion, die ich bisher gesehen habe“, sagte der neue 1860-Sportdirektor beim Antrittbesuch in der Abendzeitung. „Sie haben tolle Arbeitsplätze hier – auch wenn mir als Blauem natürlich die Farbe nicht so gefällt.“

Was Stevic bei der AZ-Telefonaktion den Lesern verriet, lesen Sie hier (in Auszügen).

Erich Schmid (Traunstein): Schön, dass Sie wieder bei 1860 sind – aber warum halten Sie bitte noch an Trainer Marco Kurz fest?

Ich verstehe Ihre Sorgen, aber seien Sie sich sicher: Ich werde bei 1860 eine positive Dynamik auslösen. Und in Marco Kurz haben wir einen Trainer, der ein Teil von 1860 ist. Wir werden sehen, ob das der richtige Weg ist – wenn nicht, dann werde ich alles dafür tun, dass die Löwen auf den richtigen Weg kommen.

Uwe Kußmann (Pirmasens): Wie oft darf Kurz denn noch verlieren?

(lacht): Bald sind die Spekulationen vorbei. Die Trainer-Frage ist nicht abhängig davon, ob Kurz verliert oder nicht. Ich will nicht wieder eine Mannschaft sehen, die so desolat auftritt wie gegen Freiburg. Hier zu spielen, muss wieder eine Ehre sein. Wie zu meiner aktiven Zeit.

Hans Piper (München): Ich habe Angst, dass Sie Lothar Matthäus, einen früheren Roten, als Trainer verpflichten. Wäre das denkbar?

Nein, das ist für mich unvorstellbar. Ich schätze Lothar als Mensch und halte ihn für einen sehr guten Trainer, seine Philosophie würde auch super zu uns passen, aber er ist viel zu rot, war zu lange beim falschen Verein. Deswegen würden unsere Fans das nicht akzeptieren, und ich kann nicht gegen den willen der Fans entscheiden. Das ist wie im alten Rom. Das Volk entscheidet – und das ist auch gut so.

Klaus Kempf (Glonn): Die Sonne geht auf – weil Sie zurück sind, Herr Stevic: Was können Sie uns versprechen?

Schade, dass die Spieler Ihre Worte nicht hören können. Ich weiß, welche Verantwortung ich habe. Da läuft’s mir eiskalt den Rücken runter, ich würde gern auf dem Platz stehen, grätschen. Kommen Sie ans Trainingsgelände, ich gebe Ihnen ein Weißbier aus.

Markus Wenzel (Wetter/Ruhr): Werden Sie weiter auf die hervorragende Jugendarbeit bei 1860 setzen?

Selbstverständlich, wir werden die Jugendarbeit noch weiter ausbauen. Das Nachwuchsleistungszentrum ist unsere Lebensversicherung. Man muss nur schauen, welche Spieler alles hier ausgebildet wurden sind. Ich denke da nur mal an Marcel Schäfer. Der ist jetzt sogar Nationalspieler.

Siegmund Bucher (St. Gallen): Bleiben die beiden Serben Rukavina und Gulan über den Sommer hinaus bei 1860?

Mal sehen, wie beide einschlagen. Wenn sie überzeugen, dann wollen wir sie natürlich behalten. Ich habe sechs Stunden gebraucht, die beiden zu holen - dann wird es mir auch gelingen, sie länger zu binden.

Heribert Kraus (Weilheim): Sie wissen schon, dass die meisten Fans aus der Allianz Arena raus wollen. Was sagen Sie zur Stadiondebatte?

Die Debatte wird es noch länger geben. Ich kann verstehen, dass die fans den Traum von einer eigenen Heimat haben – aber jetzt geht es erstmal um die Debatte, wie wir wieder erfolgreich Fußball spielen.

Thomas Fischer (München): Sie wollen noch mehr Ehemalige bei 1860 einbinden: Wie soll das funktionieren?

Ich werde alle ehemaligen Spieler einladen, zu helfen. Das funktioniert auch bei Bayern gut und würde sich mit meiner Philosophie decken.

Mal eine private Frage: Binden Sie Ihre Krawatten eigentlich ohne die Hilfe Ihrer Frau?

Ja, klar. Wieso, war sie zu locker? Ich brauche momentan einfach auch mal ein bisschen Luft zum Atmen.

Am Ende war Stevic wieder angetan – von den Fragen der AZ-Leser. „Die sind so engagiert bei der Sache, unseren Löwen – das müsste man eigentlich gleich der Mannschaft in der Kabine vorspielen.

Protokoll:O. Griss, S. Maurer

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