Lothar und die Löwen: Jetzt wird nachgetreten
Matthäus sagt, Stevic habe ihn aus „Angst“ nicht verpflichtet. Der Manager widerspricht
MÜNCHEN Um zehn Uhr geht’s los an der Grünwalder Straße. Dann startet Trainer Ewald Lienen (55) mit den Löwen in die Saisonvorbereitung. Mitte Mai war er als Last-Minute-Retter angetreten, um den Abstieg in die 3. Liga zu verhindern. Ab sofort tüftelt er daran, 1860 in die Bundesliga zu führen.
Eigentlich hätte diese Aufgabe aber ein anderer übernehmen sollen: Lothar Matthäus (48). Das schreibt der frühere Bayern-Kapitän in seiner „Sport-Bild“-Kolumne: „Miki Stevic von 1860 hat mir vor vier Monaten gesagt: Wenn er sich als Sportdirektor ein wenig eingelebt hat, dann wolle er mich verpflichten. Und dann hatte er doch Angst, mich als Ex-Bayern zum Lokalrivalen zu holen.“
Stevic holte aber Lienen. Ist er demnach ein Angsthase?
Zur AZ sagt Stevic „Ich habe mit Lothar (zuletzt bei Maccabi Netanya, d. Red.) vor allem über israelische Spieler gesprochen und ihn auch sonst um Rat gefragt.“ Aber den Trainerposten habe er Matthäus nicht zugesagt: „Ich habe ihm nichts versprochen. Ich bin ein Mensch, der seine Versprechen einhält. Hätte ich Lothar den Job versprochen, wäre er heute Trainer bei 1860.“ Und überhaupt: „Wir wollten einen erfahrenen Trainer. 1860 hatte zuletzt mit jungen Trainern nicht so viel Erfolg.“
Im Gespräch mit der AZ beharrt Matthäus auf seiner Darstellung: „Miki ist auf mich zugekommen. Er hat mich klar favorisiert als Trainer für 1860. Er sagte: ,Das einzige, was mir Kopfschmerzen bereitet, ist, wie ich das den Fans verkaufen kann. Du weißt ja, du warst ein Roter.’“ Darauf sagte ich ihm, dass heutzutage sogar Spieler von Barcelona zu Real Madrid und von Inter zu AC Mailand wechseln. Wo ist das Problem? Das gibt es nur noch in Deutschland. Wo leben wir überhaupt?“
Matthäus weiter: „Stevic sagte, er müsse noch mit einigen Leuten im Verein reden, und dann müssten wir an einer Lösung basteln.“
Heute erklärt Stevic: „Ich habe Lothar gesagt, dass er zu jenem Zeitpunkt nicht vermittelbar ist bei 1860 – und dass man mit ihm vielleicht später noch einmal über das Thema sprechen könnte.“
So muss sich Matthäus wohl mit einem Job im Ausland trösten. Der FC Fehervar in Ungarn ist ein Kandidat. Ein Posten in Deutschland ist für den Rekordnationalspieler (150 Einsätze) nicht in Sicht. „Absolut nicht“, sagt er, „aber ich spüre da keine Bitterkeit.“
Nicht mal Absteiger Bielefeld wollte ihn. Ein Arminia-Funktionär kanzelte ihn als untauglich ab. Darum schreibt Matthäus, der Kapitän der Weltmeistermannschaft von 1990, in „Sport-Bild“: „Ich lasse mich nicht mit Füßen treten. Überall in dieser Welt genieße ich großes Ansehen. Vielleicht als Fußballer das größte Ansehen nach Franz Beckenbauer. Ich war und bin einer der besten Sportrepräsentanten, die Deutschland je hatte. Ich habe im Ausland nicht nur einen guten Ruf als Trainer, sondern auch einen guten Ruf als Mensch.“ Im Gespräch mit der AZ relativiert er, dass Oliver Kahn neben Franz und ihm wohl auch Weltruhm genieße.
Matthäus wünscht sich „mehr Respekt in der Fußballfamilie. Bei einigen Leuten in Deutschland vermisse ich das Fairplay.“ Auch bei 1860? M. Schilling, F. Cataldo