Lorant: "1860 kann nicht jeder!"

Turbulente Tage bei den Löwen: Die Trainersuche nimmt Fahrt auf. Geschäftsführer Schäfer traf sich mit Ismaik-Cousin Basha, die Fans fordern Lothar. Und Legende Lorant holt zum Rundumschlag aus.
von  Max Wessing, Matthias Eicher, Markus Merz
Unterhielten sich gemeinsam im Löwenstüberl: Ex-Löwen-Trainer Werner Lorant (re.) und Noor Basha, der Cousin von Hasan Ismaik
Unterhielten sich gemeinsam im Löwenstüberl: Ex-Löwen-Trainer Werner Lorant (re.) und Noor Basha, der Cousin von Hasan Ismaik © Rauchensteiner/dpa

München - Es ist 10.17 Uhr, als Noor Basha am Dienstagmorgen das Vereinsgelände des TSV 1860 von Geschäftsführer Robert Schäfer, mit dem er rund zwei Stunden diskutiert.

"Es war ein Brainstorming", so Basha, "wir sind alle Kandidaten durchgegangen. Es war aber keine Abstimmung oder ähnliches. Wir müssen gemeinsam einen Kandidaten finden, der zu 1860 passt. Es gab in der Vergangenheit zu viele Trainerwechsel."

Seit Werner Lorant 2001 gehen musste, haben die Löwen zehn Trainer verschlissen. Zuletzt Alexander Schmidt. "Wir müssen denken, denken, denken", meint Basha, "und nichts überstürzen."

Prekär: Basha und Schäfer, die sich noch vor einer Woche im Gerichtssaal 4 des Münchner Arbeitsgerichts als Gegner gegenübersaßen (AZ berichtete), müssen jetzt eine Lösung finden. Wann es zu einer Entscheidung kommt? Unklar.

Klar dagegen, wer zum Kandidatenkreis zählt: Friedhelm Funkel und Lorenz-Günther Köstner. Der Ex-Kölner Holger Stanislawski, erfuhr die AZ, wird es nicht. Auch Felix Magath nicht. Um ihn hatte es Gerüchte gegeben. Basha via Twitter: "Magath ist für uns ein großer Trainer. Dass berichtet wird, dass Ismaik Magath abgelehnt hat, stimmt nicht." Dennoch wird’s nichts.

Bei einer Umfrage auf der Internetseite der AZ gab es dagegen eine Überraschung: 36 Prozent der Löwen-Fans stimmten für Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus. Doch auch das wird nichts bringen. Nachdem Mayrhofer gegen Matthäus gestichelt hatte, konterte der: "Ich kenne Herrn Mayrhofer nicht." Zweiter bei Abstimmung wurde Köstner – mit 25 Prozent.

Friedhelm Funkel wollen laut Umfrage immerhin noch 15 Prozent der Fans bei den Löwen haben. Der Aufstiegsexperte (fünf Aufstiege in die erste Liga) wird seit Tagen beim TSV 1860 gehandelt, ist der Favorit von Sportdirektor Florian Hinterberger. Funkel zur AZ: "Dass die Löwen ein interessanter Verein sind, ist kein Geheimnis. Ich beteilige mich aber nicht an Spekulationen."

Nachfrage: Können Sie sich den Job vorstellen? "Diese Frage können Sie sich selbst beantworten." Also ja.

Nicht überzeugt von Funkel ist Löwen-Legende Werner Lorant. Der Ex-Trainer sucht selbst einen Job, weiß, wie das ist.

Im Gespräch mit der AZ sagt er: "Wenn Funkel schon mit mehreren Vereine aufgestiegen ist, dann ist das auch nicht gut. Sechzig braucht keinen, der von Verein zu Verein wechselt. Sechzig kann nicht jeder trainieren, das ist ein Traditionsverein. Ich kenne die zweite Liga, da macht mir keiner was vor." Klingt nach einer Bewerbung.

Schon Anfang der Woche hatte Lorant für Aufsehen gesorgt – er und Basha hatten sich am Trainingsgelände getroffen. "Wir haben uns gut unterhalten, über fast alles. Wie sie gespielt haben in der letzten Zeit, über Trainer, was sich verändern müsste."

Auf die Frage, was sich denn verändern müsste, holt Lorant zum Rundumschlag aus. Gegen Hinterberger: "Für was brauche ich einen Sportchef in der zweiten Liga? Damit er den Bus bestellt?"

Und gegen den Vorstand: "Wenn man Schmidt nicht wollte, hätte man schon vor der Saison reagieren müssen. Das ist nicht gut geplant." Lorant: "Im Verein darf es nur ein Ziel geben, von der Putzfrau bis ganz oben! Wenn ein Spieler nicht das Ziel hat, aufzusteigen, dann gehört er weg."

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