Löwenstüberl-Wirt Benedikt Lankes: "Noch kämpfe ich"
München - Feiernde Löwen-Fans, die ihre Sieger-Bierchen in die Höhe stemmen. Grantelnde Giesinger, wenn der TSV mal wieder versagt. Cheftrainer Michael Köllner seine Mannschaft oder auch Jugendteams der Löwen, die sich rund um den Trainingsbetrieb stärken. Der traditionelle Stammtisch der Kartler, der die WattKönige über Stunden unter sich ausmacht. Oder auch andere Besucher des Trainingsgeländes der Sechzger, die sich an die Grünwalder Straße 114 verirren. All diejenigen darf Benedikt Lankes seit Montag nicht mehr empfangen. Nun bangt der Wirt um seine Existenz.
"Für die Gastro ist ein erneuter Lockdown beschissen. Für uns ist es kein Lockdown light, uns trifft es mit voller Wucht. Ich denke, ich bin nicht der Einzige, der den Glauben an die Politik verliert", sagt der Wirt des Löwenstüberls frustriert, als ihn die AZ am Telefon erreicht.
Löwenstüberl-Wirt leidet doppelt unter der Corona-Krise
Nachdem die Pandemie im März einen ersten Lockdown erforderlich machte, hatte die Regierung davon gesprochen, eine zweite Schließung vermeiden zu wollen. Stüberl-Wirt Lankes und viele andere Münchner Betriebe wappneten sich mit Hygienekonzepten und Schutzmaßnahmen. "Ich habe 5.000 Euro investiert", sagt Lankes, der nach zweieinhalb Monaten ohne Gäste im Stüberl erst einmal Geld in die Hand nehmen musste, um deren Gesundheit künftig zu gewährleisten. Lankes: "Jetzt, wo wir uns alle gut gewappnet haben und aus der Gastro nachweislich kaum Infektionen kommen, da verlagert sich das doch nur ins Private."
Der leidenschaftliche Sechzger-Fan leidet gleich doppelt unter den Folgen der Corona-Krise: Lankes ist auch Betreiber des Wirtshauses "Thomi's Kuchl" in Perlach. Dort könne er in den kommenden vier Wochen immerhin Essen zum Abholen anbieten. Im Löwenstüberl ist dies nicht möglich, da Lankes an der Grünwalder Straße nur eine Teilkonzession besitzt.
Zudem würde er auch den Spielbetrieb der Profis in Gefahr bringen. "Ich habe auch schon mehrere Geburtstagsfeiern absagen müssen. Jetzt müssen Weihnachtsfeiern dran glauben." Wer das Geschäft kennt, der weiß: Gerade solche Festivitäten sind lukrative Einkünfte. Lankes, seit Oktober 2019 Wirt des Löwenstüberls, steht nun vor einer ungewissen Zukunft: "Ich weiß nicht, ob ich in ein paar Monaten noch Wirt des Löwenstüberls bin."
"Es ist einfach nur traurig, wenn im Stüberl keine Leute sind"
Immerhin: Die Löwen, Pächter der Wirtschaft, sind dem gebürtigen Perlacher entgegengekommen. "Sie haben während des ersten Lockdowns meine Pacht erlassen. Das war ein feiner Zug", so der gelernte Koch, der auch jetzt wieder in Gesprächen mit den Sechzgern steht. Bereits im März musste er Kurzarbeit für sein Personal anmelden, und auch jetzt kommt der Stüberl-Wirt nicht daran vorbei.
Die neuerlichen staatlichen Hilfen, im November 75 Prozent des Vorjahresumsatzes zu erstatten, helfen Lankes - zumindest kurzfristig. Im Vergleich zur letzten Zeit sei dies ein enorm erträglicher Monat gewesen, erklärt er. Womit man aber schon beim nächsten Problem sei.
Die höchsten Umsätze werden freilich bei vollem Haus generiert. Seit Corona, wenn Wirtschaften unter den Hygieneauflagen nur noch etwa halb so viele Gäste unterbringen können, leidet das Geschäft. Zudem kämen auch soziale, emotionale Gründe. "Man ist ja gerne Wirt und hat die Löwen-Fans da. Es ist einfach nur traurig, wenn im Stüberl keine Leute sind, wenn keine Spiele laufen."
Um wenigstens das Weihnachtsgeschäft zu retten, will Lankes über die Feiertage in seiner zweiten Wirtschaft "Thomi's Kuchl" stehen. "Die Leute können sich entweder Spanferkel, Ente oder Gans abholen", sagt er über sein Weihnachtsfest von 24. bis 26. Dezember am Herd: "Ich hoffe, dass viele Leute kommen. Noch kann ich kämpfen, aber irgendwann wird der Kampf zu Ende gehen, wenn es nicht besser wird."
Vielleicht greift ihm ja auch der ein oder andere Löwen-Fan unter die Arme, indem er sich seine Weihnachtsgans bei Lankes holt, damit man auch irgendwann wieder ein Stüberl-Bierchen in die Höhe stemmen kann.