Löwenbombers Welt

Auf den Tag genau vor 30 Jahren sah der jetzige Fanbeauftragte Axel Dubelowski (38) sein erstes Sechzig-Spiel. Am Dienstag folgt sein 1000.!
von  Abendzeitung
400 Spiele hat er hier verfolgt. Löwenbomber Axel Dubelowski vor dem Grünwalder Stadion, wo er heute die U23 gegen Reutlingen sehen wird. Sein 1000. Löwenspiel.Foto: Sperl
400 Spiele hat er hier verfolgt. Löwenbomber Axel Dubelowski vor dem Grünwalder Stadion, wo er heute die U23 gegen Reutlingen sehen wird. Sein 1000. Löwenspiel.Foto: Sperl © az

Auf den Tag genau vor 30 Jahren sah der jetzige Fanbeauftragte Axel Dubelowski (38) sein erstes Sechzig-Spiel. Am Dienstag folgt sein 1000.!

MÜNCHEN Allein schon dieser Mantel. Der ist Ausage genug. Wenn es richtig kalt ist, dann trägt Axel Dubelowski gerne einen in allen verschiedenen Brauntönen schimmernden Pelzmantel, der so wirkt, als ob er einem Löwen direkt vom Leib gerissen wurde.

Dubelowski, genannt „Löwenbomber“, kennt jeder 1860-Fan. Kein Wunder, nach 30 Jahren Sechzig. Beim Heimspiel der U 23 gegen Reutlingen, Dienstag um 19 Uhr im Grünwalder Stadion, feiert der 38-jährige Fanbetreuer sein 1000. Spiel mit den Löwen. Auf den Tag genau 30 Jahre nach seinem ersten Besuch im Stadion. In der AZ spricht der Löwenbomber über:

Sein erstes Spiel

„Meine Mutter, eine Freundin von ihr und ich waren an jenem 24. März 1979, einem Samstag, im Olympiapark spazieren. Als wir am Olympiastadion vorbeiliefen, hörte ich großen Jubel und danach die Durchsage, dass Beppo Hofeditz in der 8. Minute gerade das 1:0 für die Löwen erzielt hatte. Das war toll, da musste ich rein. Ich bin also ins Stadion. Alleine, meine Mutter und ihre Freundin haben ihren Spaziergang fortgesetzt. Dieses tolle 3:0 gegen den Karlsruher SC in der Zweiten Liga war mein erstes Löwenspiel.“

Warum Löwen und nicht Bayern

„Der Anführer meiner Kinderbande in Unterföhring war Löwen-Fan. Ich wusste also schon vor meinem ersten Spiel, dass ich mal Sechzger werden würde."

Den Löwenbomber

„Von 1989 bis 1994 habe ich ein Fanzine herausgegeben, das ,Löwenbomber’ hieß. Und ich bin jahrelang mit der Löwenbomber-Fahne ins Stadion gegangen. 1993 fragte mich das damalige Münchner Stadtmagazin, ob ich eine Kolumne über die Löwen schreiben wollte. Seitdem bin ich halt der Bomber. Die Kolumne wurde 2001 eingestellt, der Name blieb.“

Seine Lust am Archivieren

„1984 war ich endlich alt genug, dass ich zu fast allen Heimspielen durfte. Damals habe ich schon die Zeitungsartikel über die Löwen gesammelt. Mittlerweile umfasst mein Archiv 40 Ordner, die sich in meiner Wohnung stapeln. Ich bin gerade dabei, das Archiv zu digitalisieren und online zu stellen – mein Lebenswerk!“ (Link zum Archiv: bomberarchiv.blogspot.com )

Seine schönsten Erlebnise mit 1860

„Im April 1991 habe ich spontan meinen 21. Geburtstag im Löwenstüberl gefeiert. Es war der Tag, als 1860 Bayernligameister wurde. Plötzlich standen die Spieler im Stüberl und haben mir ein Ständchen gesungen. Zwei Monate später war dann mein schönstes Spiel mit den Löwen. Wir mussten als krasser Außenseiter nach Kassel – und gewannen 2:0. Dadurch war der Aufstieg in die Zweite Liga so gut wie sicher.“

Seine traurigsten Momente mit 1860

„2001 bis 2003, als die Löwen in der Bundesliga langsam zu einer Art grauen Maus verkommen waren, hatte sich bei mir eine gewisse Gleichgültigkeit eingestellt. Das war richtig schlimm.“

Seine bizarrste Auswärtsreise

„7.7.2002, das UI-Cup-Spiel bei Bate Borisov in Weißrussland. Hin- und zurück 80 Stunden im Zug, einfach der blanke Wahnsinn. Wir waren damals 35 Mann, die sich die Reise angetan haben. Gestartet sind wir in der Nacht von Freitag auf Samstag um vier Uhr in der Früh, am Sonntag um neun Uhr waren wir in Borisov. Nach dem Spiel sind wir im Nachtzug zurück.“

Das Grünwalder Stadion

„400 meiner 1000 Spiele habe ich im Sechzger gesehen. 2004 habe ich mich sogar fast Freude, dass wir abgestiegen sind, weil wir so wenigstens für ein paar Spiele wieder zurück ins Grünwalder konnten. Das Sechzger ist unsere Heimat. Die Athmosphäre bei den Spielen, die Nähe zu den Spielern, nach den Spielen dann in die Stadionwirtshchaft - das ist 1860. Aber ich bin auch gerne ins Olympiastadion gegangen und gehe heute auch ohne Probleme in die Allianz Arena.“

Seine Jobs

„Nach der Schule habe ich eine Lehre als Rechtsanwaltsgehilfe gemacht, dann habe ich mein Abi nachgeholt und später sieben Semester Soziologie und Kommunikationswissenschaften studiert. Zwischendurch habe ich 1991 mal bei den Löwen als Fanartikelverkäufer gearbeitet und auch mal das Stadionmagazin gemacht. Damit musste ich aber natürlich aufhören, als das mit der Kolumne anfing. Seit über zwei Jahren bin ich jetzt hauptberuflich Fanbetreuer bei 1860 – und habe endlich meinen Traumberuf gefunden.“

Filippo Cataldo

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