Löwen: „Wir sind noch der Jäger“
Das 1:1 gegen den direkten Konkurrenten St.Pauli ist ein Rückschlag für den TSV 1860 im Kampf um den Aufstieg. Doch aus Vollands spätem Ausgleich schöpft Sportchef Hinterberger schon wieder Mut.
München - Die Forderung hätte nicht klarer formuliert werden können. „1860 braucht neue Helden!" So hatte es der frühere Löwe Thomas Miller in der AZ vor dem für die Löwen so wichtigen Live-Spiel am Montagabend gegen St. Pauli verlangt - neue Helden, neue Träume, neue Hoffnungen. Nach ihrer fulminanten Siegesserie träumen die seit Mitte November unbesiegten Sechzger tatsächlich wieder vom Aufstieg in die Bundesliga.
Ungeschlagen sind die Sechzger nach dem 1:1 am MontagaAbend weiterhin, doch der Weg zum blauen Helden-Team ist nun etwas steiniger, etwas schwieriger geworden. Auch wenn Jungstar Kevin Volland zwei Minuten vor Schluss zumindest noch der Ausgleich glückte, das Remis gegen den direkten Konkurrenten im Aufstiegskampf war doch ein herber Rückschlag. Denn an diesem Wochenende hatten alle anderen Topteams gewonnen.
Sportchef Florian Hinterberger jedoch will in Sachen Aufstieg noch nicht kapitulieren: „Das war ganz wichtig, dass wir wenigstens noch den Ausgleich geschafft haben.“ Und weiter: „Man muss auch mal mit einem Punkt zufrieden sein, aber es gibt noch viele Spiele und wir wollen weiter Schritt für Schritt näher kommen.“
Vielleicht war die Erwartungshaltung an das Team von Trainer Reiner Maurer ja einfach ein wenig zu groß, denn von Anfang war in der mit diesmal 31600 Fans ordentlich gefüllten Arena eine Siegesverlangen der Löwen-Anhänger zu spüren, das man so bei 1860 lange nicht mehr erlebt hatte. Doch fünf Siege am Stück hatten aus heiterem Himmel Hoffnungen entfacht, von denen die Löwen im Spätherbst nicht mal zu träumen gewagt hätten.
Und so war es nicht nur der Auftritt der Sechzger, die ihren Widersacher aus Hamburg von Anfang leidenschaftlich bekämpften, sondern auch die aufgeheizte Stimmung von den Rängen, die erstmals in dieser Saison so etwas wie Aufstiegskampf versprühte. Und wer weiß, wie die wie angestachelt spielenden Löwen ihr Spiel erst fortgesetzt hätten, hätte Antonio Rukavina nach 14 Minuten (nach einer Flanke von Daniel Bierofka) seinen fulminanten Dropkick nicht an den linken Pfosten sondern ins Tornetz gedonnert.
Aber auch so war das ein Weckruf – allerdings für die Gäste vom Kiez. Denn während den Löwen nur noch ein harmloser Kopfstoß von Stefan Aigner gelang (23.), mussten sie auf der Gegenseite den bitteren Rückstand hinnehmen. Im eigenen Strafraum hatte Kai Bülow den Überblick verloren und holte Paulis Stürmer Petar Sliskovic mit einer Grätsche von den Beinen. Schiedsrichter Florian Meyer zuckte einen Moment, entschied zurecht auf Strafstoß – und Florian Bruns ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen.
Zwar drückte Aigner im Gegenzug einen Kopfstoß ins Tor, doch der zuletzt so starke Flügelsprinter hatte knapp im Abseits gestanden. Dass die Löwen mit hängenden Köpfen in die Kabinen trotteten, hatte seinen guten Grund - denn sieben Mal lag 1860 in der Saison bislang zurück, und alle sieben Spiele gingen verloren.
Dass es diesmal zumindest zu einem Punkt reichte, lag auch an der wild entschlossenen Gegenwehr nach Wiederanpfiff. Immer wieder kam der TSV 1860 gefährlich vor St.Paulis Tor, doch es dauerte eben bis zur 88. Spielminute, ehe Volland mit seinem zehnten Saisontreffer das 1:1 erzielte. Immerhin. Und Hinterberger sagte: „Wir sind noch der Jäger – und das muss nicht schlecht sein.“