Löwen-Vulkan Köllner: Obacht, Eruptionsgefahr!

Michael Köllner ist für gewöhnlich ein sehr umgänglicher Zeitgenosse. Sympathisch, kommunikativ und nächstenlieb präsentiert sich der Fuchsmühler Fußball-Lehrer für gewöhnlich, auch in der Öffentlichkeit. Weil sich sein Auftreten zu seinem Glück auch mit Erfolg paart, erfreut sich der 52-Jährige im Löwen-Umfeld wie bei seinen Spielern großer Beliebtheit. Köllner kann aber auch anders - ganz anders.
Bei der 1:4-Pleite des TSV 1860 handelte sich der Trainer eine Verwarnung ein. Wäre an sich noch kein Problem, wäre es nicht schon seine dritte Gelbe. Nachdem es die seit dem Jahre 2019 bestehende Regel vorsieht, dass Coaches ab der vierten Verwarnung für ein Spiel gesperrt werden, gilt Köllner in dieser Hinsicht als gefährdet. Der TSV-Trainer zeigt, womöglich auch den drei gescheiterten Aufstiegs-Anläufen in Serie geschuldet, in der laufenden Spielzeit durchaus öfter gewaltige Gefühlsausbrüche.
"Geh' weg, hier ist unsere Zone"
In Elversberg bekam's ein DFB-Sicherheitsbeauftragter zu spüren: Köllner schubste den Mann prompt aus seinem Aktionsradius. "Was willst du hier? Geh' weg, hier ist unsere Zone", rief er dem Störenfried hinterher. Köllner, der Löwen-Vulkan. Kommt man ihm blöd, oder stürmt man sein Hoheitsgebiet an der Seitenlinie, heißt es: Obacht, Eruptionsgefahr!
Seine Rechtfertigung
Am Dienstag rechtfertigte sich der einstige Nürnberger Aufstiegstrainer dafür: "Ein wildfremder Mann hat sich in meine Zone verirrt", meinte Köllner, der über die Aktion nach dem aberkannten 1:3 der Sechzger noch immer nicht amüsiert zeigte. Zur Erklärung schob er hinterher: "Eine mir nicht bekannte und auch nicht ausgewiesene Person ist in meine Coachingzone gekommen, um dort Fotos zu machen."
Was hatte der DFB-Mann dort zu suchen?
Kleiner, aber feiner Unterschied: Während es der Bürde einer vorangegangenen gelben Bestrafung schon eine mittelschwere Sünde wäre, einen Unparteiischen mit lautstarken Worten und ein paar "Streicheleinheiten" aus dem Weg zu räumen, stellt sich die Frage: Was hat ein als solcher nicht erkennbarer DFB-Mann im Hoheitsbereich der Blauen zu suchen - und zu knipsen? Der Mann soll den Vorfall mit Köllner in einem Sonderbericht vermerkt haben, der DFB wird nun eine Stellungnahme fordern.
Gorenzel hält sich aus Spekulationen raus
Die AZ fragte bei 1860 nach: "Mir liegt noch nichts vor", meinte Sport-Boss Günther Gorenzel am Dienstag, an Spekulationen wolle er sich nicht beteiligen. Auch Köllner sagte: "Ich hab' nichts bekommen." Eine nachträgliche Sperre für das Heimspiel gegen Erzgebirge Aue (Freitag, 19 Uhr), wie im Umfeld der Sechzger spekuliert wird, erscheint aber unrealistisch.
Köllners Toleranzgrenze ist nicht mehr die gleiche
Eine Erkenntnis bleibt freilich haften bei den Blauen: Köllners Toleranzgrenze scheint sich etwas verschoben zu haben. Vergleiche mit Werner "Beinhart" Lorant, der weiß-blauen Urgewalt an der Seitenlinie in den Neunzigern und Zweitausendern, verbieten sich an dieser Stelle: Der inzwischen 73-jährige Erfolgscoach der Blauen hatte schließlich einen Tobsuchtsanfall nach dem anderen.
Kampf für seine Löwen
Auf höchster Ebene hatte zuletzt Steffen Baumgart, der Trainer des 1. FC Köln, im Skandalspiel bei der OGC Nizza wegen einer umstrittenen Gelb-Roten Karte gefehlt. Inwieweit der Verband in einer Sportart, die für Sportler, Funktionäre wie die Fans Emotion pur ist, mit solcherlei Regularien ans Ziel gelangt? Köllner wird vermutlich nicht aufhören, mit allen Mittel für seine Sechzger zu kämpfen, manchmal auch am Rande der Legalität - oder ein bisserl drüber.