Löwen-Versammlung: Schlappe für Monatzeder
Der Löwen-Präsident wird von den Delegierten nicht bestätigt. Der Führungsstreit und das Chaos bei 1860 drohen zu eskalieren. Und dazu kommt ein massiver Brandbrief von Investor Ismaik
Planegg Es war kurz vor Mitternacht, als Hep Monatzeder seine Niederlage eingestehen musste. Die 1860-Delegierten in Planegg verweigerten ihm die Zustimmung. Mit 66 zu 130 entschieden sie sich gegen die Bestätigung des Präsidenten. Damit ist klar: Das Chaos und der Führungsstreit bei den Löwen gehen weiter – und drohen, endgültig zu eskalieren. Die Presse war vorher von der Versammlung ausgeschlossen worden.
Für noch mehr Ungemach sorgte Hasan Ismaiks Brandbrief, in dem er die Vereinsführung massiv angriff. Das sorgte bei den Delegierten für Missbilligung. Weshalb viele, die gegen Monatzeder stimmten, danach feststellten, dass ihre Wahl explizit nicht als Unetrstützung Ismaiks gewertet werden solle.
„Ich will hart arbeiten und keine Medienshow abliefern“, hatte Monatzeder zuvor bei seiner Rede gesagt. „Deswegen bin ich heilfroh, dass wir ungestört reden können.“ Konnten sie natürlich trotzdem nicht. Zumindest nicht ungehört. Die Wände im Heide-Volm in Planegg sind dünn, so dass die Reporter auch vor der Tür große Teile des Gesagten mitbekamen.
Dabei hatten Monatzeder und Co. ja einiges getan, um sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit sich selbst auseinandersetzen zu können. Gleich drei Mal musste wegen verschiedener Form- und Formulierungsfehler abgestimmt werden, bis der Antrag des Delegierten Christian Dany durchkam, der gefordert hatte die Öffentlichkeit, und damit die Presse ab dem Tagesordnungspunkt Präsidium auszuschließen.
Nun gut, auf jeden Fall wurde nach der erfolgreichen Annahme der neuen Satzung hinter verschlossenen Türen getagt. Zuvor hatten die Delegierten über eine Satzungsänderung abgestimmt. 180 Delegierte votierten für die Wiedereinführung von Mitgliederversammlungen, 17 stimmten dagegen, zwölf enthielten sich. Künftig wird das Präsidium damit wieder von allen Mitgliedern gewählt.
Fast ein wenig leidenschaftslos wirkte Monatzeders Rede. „Ich will wieder einen lebendigen Verein, in dem sich die Mitglieder wieder wohl fühlen“, sagte er. Für seine Rede bekam Monatzeder kaum Beifall.
Für Folklore sorgte dafür dann ein Mann, der gar nicht in Planegg war. Investor Hasan Ismaik hatte über seinen Münchner Anwalt Michael Scheele einigen Delegierten einen langen Brief (siehe unten) zukommen lassen, der von Roman Beer, dem 2. Vorsitzenden von Pro, 1860 vorgelesen wurde. Darin schrieb Ismaik, dass ihm das Geschehen bei 1860 wie eine „Komödie“ vorkam.
Dann aber wurde es einem wie in 1001 Nacht. Er sei, schrieb Ismaik, ganz gut mit Monatzeder-Vorgänger Dieter Schneider ausgekommen, nur dessen bisweilen „nerviges“ Auftreten hätte ihn manchmal gestört. Schneider sei „Opfer einer Verschwörung“ des Aufsichtsrates gewesen, das Monatzeder ins Amt hatte hieven wollen. Dass Ismaik Schneider vor Zeugen als „alten, kranken Mann“ bezeichnet hatte? Dass er Aufsichtsrats-Chef Otto Steiner noch im Januart gelobt hatte? Dass er für Monatzeder mal die Anrede „Mister Hep“ benutzt hatte? Vergessen?
Außerdem versicherte Ismaik, „nie beabsichtigt“ zu haben, seine Beteiligung an dem Verein bzw. der KG zu veräußern, obwohl die Kooperation nicht gut genug war, was Arbeit und Ziele betraf. Dass Ismaik keinerlei Anteile am Verein besitzt, muss er – oder vielleicht auch Scheele – wohl ebenfalls vergessen haben wie Erich Meidert, der ja Monatzeder nachfolgen möchte und unter der Woche bei Ismaik zu Besuch war.
Monatzeder fiel zu Ismaik, freilich vor Verlesung des Briefes, ein: „Er kann die Leute nicht zuerst zu seinen Lieblingen zu erklären, um sie dann nach Gutdünken abzumeiern.“ Außerdem sei kein Strategiewechsel möglich, „wenn der Verein nicht vorher weiß, wie er ihn finanzieren soll“. Doch die Hand für den Investor bliebe weiter offen.