Löwen-Trainer Wolf: Der Möchtegern-Lorant

Uwe Wolf führt sich oft auf wie der einstige Löwen-Trainer – und er gefällt sich dabei sogar und sagt: "Espresso trinke ich auch, also passt es ja."
von  Abendzeitung
"Wir sind Sechzig München, wir gewinnen, wir gewinnen": In seiner Diktion erinnert Uwe Wolf schon verdächtig an Werner Lorant.
"Wir sind Sechzig München, wir gewinnen, wir gewinnen": In seiner Diktion erinnert Uwe Wolf schon verdächtig an Werner Lorant. © Ronald Zimmernann

Uwe Wolf führt sich oft auf wie der einstige Löwen-Trainer – und er gefällt sich dabei sogar und sagt: "Espresso trinke ich auch, also passt es ja."

MÜNCHEN Na gut, das war eine Erklärung, die halbwegs plausibel klang: „Ich bin eben schon richtig heiß, es ist ja nicht mehr so lang hin bis zum Spiel.“ Das sagte 1860-Trainer Uwe Wolf, um sein Verhalten bei der Pressekonferenz zu begründen.

Denn zuvor hatte er minutenlang geschrien, getobt und mit Sprüchen um sich geworfen, dass man sich in der Kabine einer Fußballmannschaft kurz vor Spielbeginn wähnte. „Wir gewinnen, wir gewinnen! Wir sind Sechzig, wir sind Siegertypen“, rief Wolf, „wir haben Blut geleckt, und ihr wisst ja selbst, was passiert, wenn Löwen und Wölfe Blut lecken. Wir treten im Rudel auf und wollen sie jetzt reißen. Und fressen!“

Das alles sagte der Löwen-Trainer am Donnerstag aber nicht seinen Spielern, sondern eben Journalisten während der Presserunde vor dem Heimspiel gegen den FSV Frankfurt (18 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de).

Es handelte sich offenbar um Spätfolgen des 3:2-Sieges in Ingolstadt, bei dem Wolf wegen einer Unbeherrschtheit vom Platz geflogen war. Danach, erzählte er nun, „bin ich mit Werner Lorant verglichen worden“. Er klang stolz dabei. Und wie Wolf so dasaß in seinem Trainingsanzug, wie er sich beim Sprechen nach vorne beugte, um näher am Mikrofon zu sein, wie er bei seiner Ansprache stets die letzten Silben ihm besonders wichtiger Wörter betonte, wie er immer wieder Kunstpausen einlegte, ehe er dann bedeutungsschwere Sätze wie „Heimspiel bedeutet Heimsieg“ oder „ich schaue nur nach oben“ hinterherschickte: Da erinnerte Wolf dann tatsächlich an jenen Trainer, der ihm als Spieler einst den Stuhl vor die Tür gestellt und ihn fortgeschickt hatte aus Giesing.

Wolf gefiel sich offenbar in der Rolle des Möchtegern-Lorant. Er forcierte das sogar. „Das ist doch schön, dass ich mit Lorant verglichen werde. Espresso trinke ich auch, also passt es ja. Ich bin Uwe Wolf, aber Werner Lorant war der erfolgreichste Trainer hier. Und wenn ich auch so einen Erfolg habe, dann kann ich mein Ziel erreichen und 20 Jahre hier Trainer sein“, sagte er. Schon am Mittwoch hatte Wolf in einem Anflug von nüchterner Selbsteinschätzung einen Satz gesagt, der genauso gut von Lorant hätte stammen können. „Klappern gehört zum Handwerk“, hatte Wolf zugegeben.

Und so klapperte es am Donnerstag munter weiter. „Die Spieler bekommen einen freien Tag, wenn sie 40 Punkte erreicht haben“, sagte Wolf. Und: „Ich mache mein Abschlusstraining immer zu der Zeit, an der auch das Spiel stattfindet. Wenn wir um 18 Uhr spielen, trainieren wir am Vortag also um 18 Uhr. Und wenn wir in der Champions-League spielen, trainieren wir um 20.45 Uhr.“

1860 in der Champions League? Übertreibt’s da einer in der Anfangs-Euphorie nach zwei Siegen in zwei Spielen? Wolf behauptete: „Das geht jetzt bis Mai so, danach gehen wir in unseren wohlverdienten Urlaub, dann fangen wir wieder von vorn an.“ Gewählter hätte sich Lorant auch nicht ausgedrückt.

Filippo Cataldo

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