Löwen-Trainer Maurer: Jetzt setzt er auf Motivation
1860-Trainer Reiner Maurer ist mit den Neuzugängen Feick, Malura und Benjamin nicht zufrieden. Doch auch er ist verantwortlich dafür, dass sie nicht aus dem Tief kamen. Nun setzt er auf Motivation.
München - In den letzten Wochen lief es für Reiner Maurer gar nicht mehr gut. Mit seinen Löwen hatte der Trainer gleich zwei herbe Niederlagen nacheinander hinnehmen müssen. Erst war seine Mannschaft beim 0:2 in Fürth chancenlos, dann blamierte sie sich sogar beim 2:4 daheim gegen den Aufsteiger Dynamo Dresden. Man hätte es also verstehen können, wenn sich der Allgäuer Fußball-Lehrer sein Lächeln für bessere Zeiten aufspart – doch wer nun, beim Derbysieg der Sechzig-Amateure gegen die der Bayern genau hinsah, der sah einen fröhlichen Cheftrainer auf der Tribüne im Grünwalder Stadion.
Dem Allgäuer hatten Leidenschaft, Siegeswillen und Teamgeist der Nachwuchsmannschaft gut gefallen – so ähnlich hätte er sich seine Profis zuletzt auch gewünscht. Doch dazu waren diese außer Stande. Freilich, wer unter ständigen Personalsorgen in der Defensive leidet – nach der Verletzung von Necat Aygün fehlen nun auch Kai Bülow und Stefan Buck wegen Roter Karten – dessen Wunsch nach mehr Stabilität in der Defensive ist nachzuvollziehen. Doch Maurer und Sportchef Florian Hinterberger haben in den vergangenen Wochen selbst dazu beigetragen, dass die Profis, die noch zur Verfügung stehen, sich nicht gerade vor Selbstbewusstsein auf die stolze Brust klopfen.
Nun erklärte der Trainer mit Blick auf die Länderspielpause: „Wir müssen den Spielern die Mentalität vermitteln, weiter nach vorne zu kommen. Wir dürfen auch nicht den Anschluss nach vorne verlieren. Ich werde jetzt viele Einzelgespräche führen.“ Dass es jedoch überhaupt so weit kommen musste, hat sich der 51-Jährige zu einem gewissen Grad selbst zuzuschreiben. Denn die nach den Ausfällen in der Abwehr verbliebenen Spieler wurden in der bisherigen Saison alles andere als gestärkt.
Angefangen mit Neuling Dennis Malura, dem Hinterberger schon früh in der Saison nach dem Wechsel aus der dritten Liga zu den Löwen die mentale Bereitschaft absprach, den gesteigerten Druck bewältigen zu können. „Das ist ein mentales Problem. Es ist ein Unterschied, ob man in Erfurt oder in der Allianz Arena spielt“, hieß es, „zum Profi gehört eine mentale Härte dazu.“
Fortgesetzt bei Arne Feick, dem Maurer nach schwachen Spielen in Düsseldorf, St. Pauli und Fürth „unverzeihliche Fehler“ unterstellte, ihn „in einem Loch“ sah und ihm öffentlich vorwarf, den Nachweis eines soliden Verteidigers noch nicht erbracht zu haben. Angesprochen auf das gesamte Neulingspaket Malura, Feick und Collin Benjamin sagte Hinterberger gleich mehrfach in der klarsten Fußballersprache, die drei würden noch „nicht so wie erhofft funktionieren“. Zuletzt musste sich dann auch der junge Christopher Schindler nicht nur öffentliche Kritik von Maurer gefallen lassen, zudem saß der einstige U21-Nationalverteidiger nun schon drei Spiele lang auf der Bank, obwohl er die ersten sieben Partien meist zu überzeugen wusste. Nun lenkte Maurer ein und erklärte: „Wir müssen jetzt Spielern wie Arne Feick oder Christopher Schindler den Rücken stärken.“ Und Hinterberger sagte zu alldem der AZ: „Es geht nicht darum, jemanden öffentlich zu kritisieren. Wir wollen aber auch nichts schönreden. Jeder einzelne ist gefordert, seinen Teil zum Erfolg beizutragen. Und wenn ich sage, wir müssen eine schärfere Mentalität zeigen, dann meine ich damit nicht nur einzelne, sondern alle.“
Wie auch immer. Nach ihrer Aussprache vom Dienstagmorgen mit Geschäftsführer Robert Schäfer wollen die beiden sportlichen Verantwortlichen die Mannschaft nun wieder aufrichten – bei Malura, der vor den Augen der zwei beim U23-Derby-Triumph einen äußerst couragierten Auftritt hingelegt hatte, könnten sie gleich anfangen.