Löwen-Talente: Probleme mit dem Wunschkonzert

Die U21 des TSV 1860 spielt eine herausragende Saison. Doch die Löwen-Talente schaffen es nicht zu den Profis. Woran liegt das?
von  Marc Merten
Einsatz in der ersten Mannschaft der Löwen: Maximilian Wittek im Spiel gegen Leipzig.
Einsatz in der ersten Mannschaft der Löwen: Maximilian Wittek im Spiel gegen Leipzig. © sampics/augenklick

München – Die Löwen sorgen für Furore. Naja, zumindest die jungen Löwen. Die der U21. Die Vollmanns, Witteks und Wolfs dieser Welt. Sie rocken die Regionalliga Bayern. Während die Profis bislang enttäuschen, stehen die Talente von Trainer Torsten Fröhling unangefochten an der Tabellenspitze. Kaum zu glauben daher, dass von diesen Talenten bislang niemand – kein einziger – auch nur eine Minute für die Profimannschaft ran durfte.

„Die Integration und Heranführung der jungen Spieler ist mir zu kurz gekommen, da bin ich nicht zufrieden“, sagt Sportchef Gerhard Poschner der AZ. „Es ist einfach nicht passiert.“

Kritische Worte, die, wenn auch ohne es klar zu sagen, an Ex-Coach Ricardo Moniz gerichtet sind. Verhinderte der Holländer die Eingliederung einiger Nachwuchskicker in den Profikader? Ausgerechnet der Mann, der in seiner Karriere bereits so viele Talente gefördert hat?

Fakt ist: Linksverteidiger Maxi Wittek absolvierte eine bärenstarke Vorbereitung. Alles deutete darauf hin, dass der 19-Jährige am 1. Spieltag in Kaiserslautern zur Startelf gehören würde. Das Ergebnis ist bekannt. Mittlerweile ist Wittek zwar U20-Nationalspieler, ein Platz im Profikader aber noch nicht in Sicht. Wenngleich Poschner sagt: „Maxi wird schneller als mancher denkt eine Chance bekommen.“

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In der Länderspiel-Pause dürfen sich zurzeit andere Kandidaten im Training bei Markus von Ahlen zeigen. Korbi Vollmann, Marius Wolf, Richy Neudecker und Korbi Burger. Das geht nur, weil die Nationalspieler – auch Wittek und Ju Weigl – bei ihren Nationalteams weilen. „Jetzt ist die Chance, sich in den Fokus zu spielen“, sagt Kapitän Chris Schindler. „Die Gruppe nicht so groß. Es werden giftige Einheiten kommen, gerade dann müssen sie beweisen, dass sie in die Mannschaft wollen.“

Doch Schindler spricht das Problem an: Der Kader ist zu groß. Poschner kann sich noch so sehr die Integration vieler Nachwuchsspieler wünschen. Er weiß, dass er selbst mitverantwortlich dafür ist, dass es nur schleppend geschieht. Man müsste eine zweite Trainingsgruppe der Aussortierten ins Leben rufen, um Platz für mehr Jugendspieler zu schaffen. Das aber wird nicht passieren. Heißt: Erst im Sommer, wenn zehn Verträge bei den Profis auslaufen, wird sich das Problem von selbst lösen. Bis dahin werden die Nachwuchskicker immer nur teilweise die Chance bekommen, sich bei der ersten Mannschaft zu zeigen. „Wenn es ein Wunschkonzert wäre, würde ich drei von ihnen spielen lassen“, gibt Poschner zu. So müssen sich Vollmann, Wittek, Neudecker, Wolf und Burger die Spielpraxis weiter bei der U21 holen.

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Wenn es so weitergeht, könnte am Ende der Saison sogar der Aufstieg in die Dritte Liga stehen. Für den Klub eine finanzielle Mehrbelastung, die man gerne in Kauf nehmen würde. „Von mir aus sehr gerne“, so Poschner.

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