Löwen Superfan Helmut Reiter: "Lienen ist der richtige Trainer"

Helmut Reiter (49, Bankdirektor) aus Ilmmünster ist seit seinem sechsten Lebensjahr Löwenfan durch und durch. Auch seine beiden Söhne Tobias und Andreas sind blau. Die AZ hat Reiter, der am Samstag auch am Fantalk teilnehmen darf, vor dem Spiel gegen Duisburg interviewt.
AZ: Die Löwen belegen aktuell nur Platz 15. Geschäftsführer Manfred Stoffers erzählt im aktuellen Stadionmagazin "Löwen-News" zur prekären Lage vor dem Heimspiel gegen Duisburg (Samstag, 13 Uhr) die altbekannte Parabel von zwei Fröschen nach, die in eine Rahmschüssel gefallen sind. Die Löwen sollen sich also aus der Misere rausstrampeln. Was sehen Sie die aktuelle Lage vor dem wichtigen Spiel gegen Duisburg?
Helmut Reiter: Das Spiel am Samstag ist richtungweisend: Bei einem Sieg ist der Anschluss an die vorderen Plätze immer noch drin, bei Unentschieden oder gar Niederlage sind unsere Löwen mitten im bitteren Abstiegskampf.
Ewald Lienen will seine Löwen gegen Duisburg entsprechend offensiv und auch riskant aufstellen. Ist das der Weg zum Erfolg?
Verstecken im eigenen Stadion bringt nichts. Nur eine offensive Spielweise und ein schnelles Tor bringt etwas, sonst werden die Mannschaft und die Fans schnell unruhig und wie so oft läuft dann die Zeit davon.
Benny Lauth kehrt wohl in die Anfangsformation zurück. In St. Pauli hatte Lienen den Kapitän anfangs auf der Bank belassen. Zu recht?
In den letzten beiden Spielen hatte Benny Lauth einen Durchhänger, weshalb der Platz auf der Bank zunächst richtig war. Leider fehlen allerdings im Sturm zu Lauth und Cooper die echten Alternativen.
Kehrt mit Benny Lauth gegen Duisburg das Glück wieder zurück?
Benny Lauth ist eine Leitfigur nicht nur für die Mannschaft sondern auch für die Fans, aber nur wenn auch die Leitung stimmt. Nach der Länderspielpause erwarte ich von ihm eine Leistungsexplosion auf dem Spielfeld.
Neben Lauth wird aller Voraussicht nach zum ersten Mal in seiner Karriere der 19-jährige Amateur-Stürmer Peniel Mlapa von Beginn an stürmen. Auftrieb dürfte dem auch sein erstes Zweitliga-Tor am Millerntor gegeben haben. Was halten Sie von Mlapa?
Mlapa kann eine Verstärkung für den Sturm sein, wenn er konstante Leistung bringt und Erfahrung sammelt. Er sollte ab und zu in der Startelf stehen und ansonsten regelmäßig eingewechselt und somit aufgebaut werden.
US-Nationalstürmer Kenny Cooper wird nach seiner Länderspiel-Reise erst am Freitag zurück erwartet. Samt Jetlag. Lienen: „Wenn man auf Nummer sicher gehen will, darf man ihn nicht von Anfang an spielen lassen.“ Cooper ist aber eine Option für mehr Offensivkraft. Genau so wie der trickreiche Emanuel Biancucchi, der noch ohne Einsatz in der Profimannschaft ist. Wer sollte neben Lauth stürmen?
Mlapa sollte in der Startelf als Mittelstürmer eingesetzt werden, da Cooper sicher nicht 100 Prozent bringen kann. Emanuel Biancucchi würde ich gerne in der Anfangsformation im offensiven Mittelfeld sehen, da Sascha Rösler seine zahlreichen Chancen nicht nutzen und seine Zweitligatauglichkeit nie beweisen konnte.
„Tausendprozentige Konzentration auf Duisburg“ forderte Ewald Lienen in dieser Woche von seinen Spielern. Er hat sogar die Trainingspläne abgeschafft, damit die Spieler weniger Planungssicherheit haben und sich nur aufs Training konzentrieren und nicht zuviel Freizeit einplanen. Die richtige Maßnahme?
In der jetzigen Situation muss alles versucht werden, um die Mannschaft nach vorne zu bringen. Hier bin ich voll der Meinung von Ewald Lienen. Im Vergleich zu einem „normalen“ Arbeitnehmer haben es die Löwenspieler immer noch sehr gut, sie gehen ihrem Hobby nach und werden auch noch gut bezahlt dafür. Erst wenn die Löwen wieder an den Aufstiegsplätzen dran sind, können die Zügel wieder etwas gelockert werden.
Was sagen Sie zum geplatzten Transfer von Ervin Skela, der lieber nach Koblenz gewechselt ist, den Löwen am Ende einen Korb gab. Hat er 1860 nur benutzt, um zu pokern?
Ich bedauere es, dass diese Verpflichtung gescheitert ist. Aber ich kann den damals arbeitslosen Spieler Skela verstehen, wenn er bei einem passenden Angebot unterschreibt. Hätte ihm die Löwen abgesagt, stünde er wieder auf der Straße. Ich denke viele würden auch so handeln.
Wer ist bisher trotz einer mageren Saison bisher Ihr Löwenspieler der Saison und warum?
Meine Löwenspieler der Saison sind bisher Torben Hoffmann und Kenny Cooper. Hoffmann resignierte nicht während seines Reservistendaseins und war sofort zu 100% da, als er gebraucht wurde. Kenny Cooper ist ebenso wie Hoffmann ein Kämpfertyp, was die ideale Eigenschaft eines Löwenspielers ist. Cooper und Lauth ergänzen sich sehr gut und werden noch ihre Tore machen.
Wieviele Tore macht diese Saison Benny Lauth, wieviele Kenny Cooper?
Benny Lauth wird heuer 17 Tore erzielen und Kenny Cooper wird 14 Tore zum Relegationsplatz um den Aufstieg beisteuern können.
Fast ein Viertel der Saison ist vorbei. Wo landen die Löwen heuer?
Nach dem Fehlstart sollte wenigstens noch Platz drei drin sein.
Welcher Neu-Löwe hat Sie bisher am meisten überzeugt?
Kenny Cooper begeisterte mich von seinem ersten Spiel weg durch seinen Einsatz und seine Torgefährlichkeit. Er ist sich auch für lange Wege nicht zu schade und gibt alles. Aber auch Gabor Kirlay ist eine Bank im Tor und zu Recht Publikumsliebling.
Wie sehen Sie das Trio Lienen, Stevic, Stoffers?
Mit Ewald Lienen wurde endlich ein gelernter Trainer verpflichtet, mit dem eine langfristige Zusammenarbeit denkbar ist. Ihm sind natürlich durch die begrenzten finanziellen Mittel die Hände gebunden. Micki Stevic muss sich noch beweisen. Er hat Anfangstransfers geschafft, muss aber nun unbedingt Rösler und Beda verkaufen und dafür einen guten Mittelfeldmann verpflichten. Manfred Stoffers glänzte bisher nur mit markigen Sprüchen, aber das hat er ja als Marketingmann bei Festina gelernt. Stoffers wird am Erfolg bei der Sponsorensuche gemessen.
Werden die Drei den Verein wieder in die erste Liga führen? Und wann?
Ich denke Ewald Lienen und Micki Stevic werden den Verein nach vorne bringen können. Die erste Liga sollte in den nächsten drei Jahren realisierbar sein. Manfred Stoffers ist für den direkten sportlichen Erfolg nicht entscheidend. Aber er muss für geordnete Finanzen und neue Sponsoren sorgen, was allerdings auch zum Unternehmen Aufstieg gehört.
Ist Ewald Lienen der richtige Trainer? Leise Kritik kommt schon auf nach nur 2 Siegen in acht Ligaspielen...
Lienen ist der richtige Trainer. Man sieht es ja auch bei anderen Vereinen, dass zahlreiche Neuverpflichtungen eine entsprechende Integrationszeit erfordern. Ich hoffe die Fans geben Ewald Lienen diese Zeit, dann kann es eine erfolgreiche und lange Zusammenarbeit werden.
Warum sind Sie eigentlich Fan von 1860 und nicht von Bayern?
Ich bin seit meiner Kindheit Löwenfan. Die Löwen sind ein Verein zum Anfassen. Ich bin gerne im Löwenstüberl und beobachte das Training. 1860 ist für mich ein Kultverein, auch meine beiden Buben kennen den Satz: Einmal Löwe immer Löwe! Ich habe Bundesliga, 2. Liga und auch die Bayernliga mitgemacht. Bei anderen Vereinen wären die Fans bei so einem Auf und Ab schon längst untreu geworden, aber das ist eben 1860!
Bei welchem 1860-Spiel wären Sie gerne dabei gewesen?
Ich bin Dauerkarteninhaber und bin gerne gerne bei allen Löwenspielen. Die schönsten Spiele waren natürlich die Siege gegen Bayern! Wenn meine Löwen ins Pokalfinale kommen, dann fliege ich nach Berlin!
Wenn Sie einen Tag lang Präsident Ihres Vereins wären - was würden Sie tun?
Ich würde versuchen, zahlreiche bayerische Unternehmen als Sponsoren zu gewinnen.
Ihre Wunschschlagzeile in der AZ über Ihren Verein?
Der TSV 1860 München schlägt im DFB-Pokalfinale den FC Bayern mit 4:3
Ihr Tip für Samstag gegen Duisburg und wer schießt eventuell die Tore?
2:1 für 1860 München mit je einem Tor von Kenny Cooper und Benny Lauth
Interview: Reinhard Franke