Löwen-Stürmer: Bleib, Bobby!

München - „Er hätte uns beinahe in die Dritte Liga geschossen. Da bin ich ihm aber nicht böse, weil ein Spieler ja seinen Job für seinen Verein zu machen hat“, sagte Torsten Fröhling. Der Löwen-Trainer meint damit Bobby Wood. Ein hochtalentiertes Eigengewächs des TSV 1860, das in der Winterpause ins beschauliche Erzgebirge ausgeliehen wurde, aber zum Glück der Löwen und Fröhlings im letzten Spiel mit Aue in Heidenheim verlor und direkt absteigen musste. Und dessen künftiger Job trotz Vertrag bis Juni 2016 bei den Löwen völlig offen ist.
Immerhin erschien der US-Nationalspieler nach seinem Sonder-Urlaub am Dienstag zum ersten Training. „Er hat einen entspannten, lockeren Eindruck gemacht, hat gelacht“, sagte Fröhling über den Stürmer mit hawaiianischen Wurzeln. Und tatsächlich: Wood scherzte mit Vollblut-Löwe Vitus Eicher, sprach mit Problem-Stürmer Rodri und zog auch beim Sprinttest durch. Der Coach hat längst klargemacht, dass er Wood gerne halten würde: „Ich finde, er ist ein sehr interessanter Spieler.“
Einziges Problem: Dieser interessante Stürmer will weg. Er wurde nämlich vergrault. Bei Ex-Trainer Markus von Ahlen verscherzte es sich der 22-Jährige und wurde in die U21 zu Trainer Fröhling abgeschoben. „So lange war er ja nicht da, aber ich kannte ihn schon vorher“, sagt Fröhling: „Ich weiß, dass er ein sehr ruhiger Spieler ist, der viel Fürsorge braucht.“ Weil sich Straftraining und Fürsorge nicht vertragen, floh Wood zu Aue. Dabei hatte er anfangs unter Von-Ahlen-Vorgänger Ricardo Moniz noch eine gute Vorbereitung gespielt, im Laufe der Saison aber – wie fast alle Löwen – stark nachgelassen. Bei Aue erhielt er einen Leihvertrag mit Option auf Verlängerung. Weil die Veilchen aber abstiegen, musste Wood zurück an die ungeliebte Grünwalder Straße.
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In dieser Phase seiner ungewissen Zukunft steigerte Wood erstmal seinen Marktwert: Anfang Juni schoss der Stürmer Jürgen Klinsmanns US-Boys erst zum 4:3-Sieg über die Niederlande, dann traf er eine Woche später auch noch sensationell im Test gegen Deutschland – die USA und Matchwinner Wood siegten 2:1. Prompt stand der Löwen-Angreifer vor einem Wechsel zum VfB Stuttgart. Von über einer Million Euro Ablöse war die Rede, bis sich der Wechsel zerschlug. Doch auch andere Vereine sollen an Wood dran sein, der in Länderspiel-Form auch bei den Löwen eine Verstärkung wäre. Fröhling dazu: „Er ist ein Eigengewächs, ist hier im Internat groß geworden. Er weiß, wie Sechzig tickt und was man hier erreichen kann. Er hat schon in jungen Jahren viel erlebt, ist hier zum Nationalspieler geworden und nicht in Amerika.“
Daher erhoffte sich Fröhling in einem klärenden Gespräch, den Youngster von einem Verbleib bei den Löwen überzeugen zu können. „Er ist unser Spieler, und solange sich das nicht ändert, wird er hier genauso arbeiten wie alle anderen“, sagte Fröhling und lockt: „Wenn sich ein Bobby Wood hier wohlfühlt, und hinter der Sache steht, wird er nochmal einen guten Sprung machen.“
Ob Fröhlings Überredungskünste ausreichen? Der Trainer über seinen (Ex-)Spieler: „Man kann in seinen Kopf nicht reingucken. Er war jetzt ein halbes Jahr weg, hat auch seinen Berater gewechselt. Man muss auch sehen, was der für Ideen hat. Die Berater sind für die jungen Spieler ja schon fast wie Eltern.“