Löwen-Sponsor Prost: „Rot ist auch die Farbe der Liebe“

Hier erzählt der Liqui-Moly-Boss, warum er ein Comeback bei 1860 gibt, dass seine Firma bei Aufstieg einen Aufschlag zahlt – und der Vertrag im Adlon auf einer Serviette aufgesetzt worden ist.
MÜNCHEN Der Mann kennt sich aus bei Sechzig. Er war ja schon mal Hauptsponsor, von von 2002 bis 2005. Jetzt ist er es erneut. Aber bevor Ernst Prost, der Liqui-Moly-Chef, am Donnerstag mit dem Aufzug hoch in die 1860-Geschäftsstelle fuhr, machte der Unternehmer aus Ulm noch einen Abstecher in den Löwen-Fanshop: „Ich brauche dringend eine blaue Krawatte. Nach Schumi ist das hier für uns das Comeback des Jahres. Da muss man auch gut ausschauen.“
Im AZ-Interview erklärt der Self-Made-Millionär, warum er nach seinem ersten Engagement ein Comeback wagt beim TSV 1860 – und ihm die Farbe Rot behagt.
AZ: Herr Prost, wieso können Sie nicht ablassen von 1860?
ERNST PROST: In die Löwen muss man einfach verliebt sein – trotz aller Turbulenzen, die wir in unserer ersten Zeit als Hauptsponsor erlebt hatten: Mehrere neue Trainer, einen Präsidenten, der für kurze Zeit im Gefängnis war (Karl-Heinz Wildmoser, d. Red.), der Abstieg und mit Karl Auer einen Wildmoser-Nachfolger, für den 1860 ein paar Nummern zu groß war. Aber das ganze Spektakel hat uns ja auch was gebracht.
Was denn?
Wir haben mit Hilfe von 1860 unsere Marke nicht nur etabliert, sondern uns prächtig weiterentwickelt: Wir sind größer geworden, schreiben statt früher 100 Millionen nun 230 Millionen Euro Umsatz und haben 450 Angestellte. Jetzt wollen wir die Marke Liqui Moly neu aufladen. Nun haben wir das magische Dreieck in unserem Sponsor-Paket: Motorsport, die Vierschanzen-Tournee und mit 1860 endlich wieder Fußball.
Sie haben bei 1860 für zwei Jahre bis 2011 unterschrieben – mit einer Option auf eine Verlängerung. Wie billig ging die Löwen-Brust denn eigentlich her?
(lacht) Wir haben am Montag den Vertrag im Berliner Hotel Adlon auf einer Serviette aufgesetzt – ein bisschen vornehmer als damals bei Karl-Heinz Wildmoser auf einem Bierdeckel. Sie können sich sicher sein: Wir zahlen 1860 einen fairen Preis: genauso viel wie 2005 (rund 1,2 Millionen Euro, d. Red.). Und wenn 1860 aufsteigt, gibt’s mehr.
Beanspruchen Sie – wie 2004 angestrebt – einen oder mehrere Plätze im Aufsichtsrat?
Nein, wir beschränken uns nur aufs Sponsoring. Aber wenn es der Verein wünscht, dass wir in irgendeiner Art und Weise helfen – sei's mit dem Kauf von Anteilen –, habe ich trotz Absatzkrise ein offenes Ohr. Aufdrängen werden wir uns aber nicht.
In Fan-Foren im Internet wird Ihr sehr rotes Firmen-Label auf dem Trikot bereits heftig diskutiert.
Soll ich jetzt meine Firmen-Label nach 50 Jahren ändern? Rot ist nicht nur die Farbe der Bayern, sondern auch die Farbe der Liebe. Und unsere Liebe zu 1860 ist unerschütterlich. Ich mag München: Jetzt geh' ich nicht wie die Bayern in den Käfer, sondern erst einmal ins Hofbräuhaus.
Interview: Oliver Griss