Löwen schenken Führung her - blauer Blackout

Innerhalb von sechs Minuten verspielt der TSV 1860 gegen den Karlsruher SC die Führung. „Das war ein großer Rückschritt“, sagt Möhlmann. „Nicht nur vom Ergebnis, sondern auch von der Leistung her.“
von  Matthias Eicher
Blaue Tristesse: Die Akteure des TSV 1860 nach der 1:3-Niederlage beim Karlsruher SC.
Blaue Tristesse: Die Akteure des TSV 1860 nach der 1:3-Niederlage beim Karlsruher SC. © sampics/Augenklick

Karlsruhe - Nicht der Terminator, sondern Peter Cassalette saß dort auf der Tribüne. Löwenblaues Sakko, dazu eine dicke, schwarze Sonnenbrille. Seine Miene: versteinert. Dann stand er auf, gestikulierte, fluchte, schüttelte den Kopf. Der Präsident des TSV 1860 konnte schon in der Halbzeitpause kaum fassen, was er im Wildpark-Stadion sah: Seine Sechzger wurden vom KSC in nur sechs Minuten und 23 Sekunden terminiert.

 

"Das war ein großer Rückschritt"

 

Mit 1:3 verlor der alte und neue Tabellen-16. am 28. Spieltag beim Karlsruher SC. Nach den Pleiten der Konkurrenz aus Duisburg und Paderborn ist der TSV zwar nicht abgerutscht, hat jedoch je einen Zähler auf Fortuna Düsseldorf und Arminia Bielefeld (0:0 im direkten Duell) verloren. „Das war ein großer Rückschritt – nicht nur vom Ergebnis, sondern auch von der Leistung her“, sagte Trainer Benno Möhlmann danach.

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„Wir haben in der ersten Halbzeit nicht den Eindruck gemacht, dass wir das Spiel gewinnen wollten. Das werden wir sehr intensiv aufarbeiten müssen, um so einen Auftritt in der Endphase nicht nochmal hinzulegen.“ Dabei war seine Elf beim KSC durch eine Volleyabnahme von Sascha Mölders nach einer Freistoßflanke von Michael Liendl in Führung gegangen (14.). Der vierte Treffer des Winter-Neuzugangs, und gleichzeitig schon der zehnte der letzten zwölf nach einem ruhenden Ball – die Löwen schienen die Patzer der Konkurrenz ausnutzen zu können.

Doch dann drehte Karlsruhe auf: Erst vollendete der freistehende Dimitrios Diamantakos einen schnellen Angriff der Badener (34.), dann köpfte Manuel Gulde eine Ecke in den Winkel (38.). Zu allem Überfluss foulte Kapitän Christopher Schindler KSC-Spielmacher Hiroki Yamada – Schiedsrichter Michael Weiner zeigte zurecht auf den Punkt und Enrico Valentini traf nicht nur den Elfmeter mit Wucht (40.), sondern auch die Löwen ins Mark. Für den KSC ein dreifaches Halleluja, für 1860 der Dreifach-Nackenschlag. Und schon zum dritten Mal in Folge schenkt Sechzig eine 1:0-Führung her.

 

Liendl auf der Sechs, Beister mit Startelfdebüt

 

Möhlmanns Maßnahme, seinen akuten Sechsermangel mit Spielmacher Michael Liendl zu beheben, schlug fehl – denn die in blau-weiß auflaufenden Karlsruher waren von Beginn an überlegen. War wohl nix mit ein paar Prozenten weniger, wie sich Liendl vor dem Spiel erhofft hatte: Auch, wenn es für den KSC um nichts mehr ging, ging der KSC aufs Gas und weite Wege. Die Löwen? Liefen hinterher. Nach der Führung verpasste es das Möhlmann-Team, die kurze Schockstarre zu nutzen. Keine entschlossenen Offensiv-Aktionen, sondern, wie schon gegen Bielefeld, Lethargie. Vielmehr nutzten die Hausherren eklatante Schwächen in der Löwen-Abwehr.

Nach Sechzigs Sechs-Minuten-Blackout ließ nicht nur Cassalette, sondern auch das Team auf dem Feld die Köpfe hängen. Der KSC kombinierte weiter mit der entfachten Spiellaune, 1860 war eher um Schadensbegrenzung bemüht, als nochmal alles auf eine Karte setzen zu können. Mehr als zwei Schüsse von Maximilian Wittek (60.) und Sascha Mölders (61.) mit dem Mute der Verzweiflung kamen nicht mehr heraus. Auch die Premiere von Maximilian Beister fruchtete nicht: Die Mainzer Leihgabe war ebenso ein Totalausfall wie Kollege Levent Aycicek und Torjäger Rubin Okotie.

Festzuhalten bleibt somit: Der KSC ist nach wie vor einer der Angstgegner – schon die sechste Partie in Folge geht an die Badener. Festzuhalten bleibt auch, dass aus dem Spiel heraus wieder erschreckend wenig ging, Standards bleiben zwar die größte Waffe der Löwen, es sollte nicht die einzige bleiben. Denn wird es ganz eng mit dem Klassenerhalt. Gary Kagelmacher: „Wir haben noch sechs Spiele. Das ist nicht wenig, aber wir müssen schon die Punkte holen. Wir haben nur noch einen Monat Zeit.“ Und keine Zeit mehr für weitere Blackouts.

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