Löwen-Rückkehrer Tim Rieder: "Ich war noch nie ein Söldner"

Löwen-Rückkehrer Tim Rieder spricht über seinen Abgang zu Kaiserslautern, seinen in letzter Minute geplatzten Wechsel zu Klagenfurt - und die enorme Kluft zwischen Türkgücü und "Heimatverein" 1860.
von  Matthias Eicher
"Meine Frau wollte mir schon eine Schultüte schenken": Tim Rieder ist über die Rückkehr zu den Löwen aufgeregt und freut sich auf die Zusammenarbeit mit Trainer Michael Köllner.
"Meine Frau wollte mir schon eine Schultüte schenken": Tim Rieder ist über die Rückkehr zu den Löwen aufgeregt und freut sich auf die Zusammenarbeit mit Trainer Michael Köllner. © IMAGO/Sven Simon

München - Dieser Mann hat, gemessen an seinen Träumen und Zielen, eine wahre Odyssee hinter sich.

"Ich will endlich ankommen." Diesen Satz sagte Neu-Löwe Tim Rieder schon im Sommer 2019. Damals, nur ausgeliehen von Bundesligist FC Augsburg. Nun, knapp drei Jahre später, nimmt er mit einem breiten Grinsen im Medienstüberl der Sechzger Platz. Kleiner, aber feiner Unterschied: Diesmal ist er gekommen, um zu bleiben.

Rieder rechtfertigt Abgang nach Kaiserslautern: "Da habe ich noch dem FC Augsburg gehört"

"Es ist sehr schön, endlich wieder hier zu sein. Meine Frau hat mich vor dem Trainingsauftakt aufgezogen: Sie hat gemeint, ich sei so nervös gewesen, als wäre ich in die Schule gekommen. Sie wollte mir schon eine Schultüte schenken", sagt der Rückkehrer des TSV 1860, als er sich den Medien stellt. Er lacht.

Für den Dachauer, der seine Luisa kürzlich geheiratet hat, schließt sich so endlich ein (Teufels-)Kreis. Gerne wäre Rieder nach einer starken Saison schon damals ein Löwe geblieben. "Da habe ich noch dem FC Augsburg gehört", rechtfertigt Rieder den Abgang zum 1. FC Kaiserslautern, der im Gegensatz zu 1860 die Ablöse stemmen konnte.

Rieder: "Die erste Option war für mich immer Sechzig" 

Bei den Roten Teufeln konnte er gutes Geld verdienen, doch die Knete sei nicht der ausschlaggebende Punkt gewesen. "Da wurde über meinen Kopf hinweg entschieden", sagt der 28-Jährige zu der Tatsache, dass sein Wunsch nicht in die Tat umgesetzt wurde: "Die erste Option war für mich immer Sechzig. Hier habe ich mich am wohlsten gefühlt, hier ist meine Heimat, Sechzig mein Heimatverein."

Rieder, der nach seinem Abgang teils angefeindet worden war, stellt klar: "Ich war noch nie ein Söldner. So einer werde ich auch nie sein." Selbst der Wechsel zum eigenwilligen - inzwischen insolventen - Klub Türkgücü ist, so Rieder, nicht des Geldes wegen geschehen. "In Lautern habe ich mehr verdient als bei Türkgücü. Ich wollte aber wieder in meine Heimat und glücklich sein", meinte der Defensivspieler.

Tim Rieder und der Fast-Wechsel zum Pacult-Klub Klagenfurt

Glück hatte er bei Türkgücü aber nicht. Vielmehr musste er nach dem geplatzten Klagenfurt-Deal den schweren Gang in die Arbeitslosigkeit antreten. Am Anfang sei es "traurig" gewesen, denn: "Daheim fühlst du dich nutzlos, wenn du den anderen Fußballern nur im Fernsehen zuschauen kannst." Insgesamt betrachtet Rieder die Phase als "lehrreich" und scherzt über das Happy End: "Ich hab' mich wieder näher an Sechzig herangepirscht."

Kurios: Um ein Haar hätte es Rieder im vergangenen Winter zu einer Löwen-Legende nach Österreich verschlagen. "Der Wechsel zu Austria Klagenfurt im Winter war fast schon fix", meinte Rieder, der sich schon mit deren Chefcoach Peter Pacult getroffen hatte. Das Problem: Der Deal hat sich in letzter Minute zerschlagen.

Rieder: "Ich bin kein richtiger Neuling"

"Ich war mit Türkgücü auf dem Weg zum Auswärtsspiel nach Halle. Ich habe mich schon von Trainer Andreas Heraf verabschiedet", so Rieder: "Den Vertrag hab' ich an einer Raststätte unterschrieben. Dann hat mein Berater angerufen, dass es doch nicht klappt: Die Papiere wurden fünf Minuten zu spät beim ÖFB eingereicht." Rückblickend betrachtet ein Glücksfall, denn: "Ich hätte da für anderthalb Jahre unterschrieben, da wäre der Weg zu 1860 schon wieder verbaut gewesen. Dabei wollte ich immer zurück zu den Löwen."

Als Neuzugang fühlt sich der Sechser, der auch Innenverteidiger und Rechtsverteidiger spielen kann und dort aufläuft, "wo mich der Trainer braucht", allerdings nicht. "Ich bin kein richtiger Neuling. Es ist eher so, dass ich manchen jungen Spielern die Sachen zeige." Und was hat sich bei 1860 verändert? "Die Herangehensweise dass man sagt, wir wollen aufsteigen."

Fehlt eigentlich nur noch einer zum vollkommenen Glück: Spezl und Ex-Löwe Efkan Bekiroglu (Alanyaspor). "Wär' nicht schlecht, wenn er auch zurückkommen würde, aber er hat in der Türkei noch Vertrag." Vielleicht gibt's ja ein Wiedersehen, wenn Rieders Löwen aufsteigen...

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