Löwen-Rochade vor Düsseldorf
München - „Ich spiele gerne Schach, bin aber kein Profi. Es macht einfach Spaß, weil Strategie dabei ist“, sagt Torsten Fröhling. Rochade? Kennt er auch. Dabei werden in einem Doppelzug der König und der Turm bewegt, um den König in eine sichere Position zu bringen – der Turm wandert in die Zentrale.
Irgendwie vergleichbar mit der Aktion, die der Trainer vom TSV 1860 erst kürzlich im Mittelfeld vornahm: Beim 2:1-Sieg gegen den VfL Bochum rückte Innenverteidiger Kai Bülow eine Position nach vorne. Quasi als Turm in der Schlacht. Außerdem: Sanchez rein, Stahl raus, Julian Weigl stand gar nicht erst im Kader – Fröhlings Rochade in der Löwen-Zentrale.
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Auch am Samstag bei Fortuna Düsseldorf wird sich der Trainer etwas einfallen lassen müssen, um nicht Schachmatt zu gehen, denn denselben Zug mit Bülow auf die Sechs kann er wegen dessen Gelbsperre nicht wiederholen. „Schade, aber danach hat er wieder fünfmal Zeit“, sagte Fröhling, „aber das haben wir jetzt jede Woche, dass ich taktieren muss. Das werden wir wieder hinkriegen.“ Die AZ zeigt, wer für die nächste Fröhling-Rochade zur Verfügung steht.
Ilie Sanchez: Ist plötzlich wieder zur Option eins aufgestiegen. Gegen Bochum leitete der Spanier zwar das 0:1 mit einem Fehlpass ein, lieferte ansonsten aber eine seiner stärksten Vorstellungen im 1860-Dress überhaupt ab. Zweikampfstark, laufstark, technisch ist er sowieso einer der besten Löwen. Dürfte daher auch gegen Düsseldorf auf dem Rasen stehen.
Dominik Stahl: Der Mann mit den Abräumer-Qualitäten gleicht am ehesten dem Bülow-Turm. Fröhling: „Stahl wäre vom Spielertyp derjenige, der am besten passen würde.“ Zuletzt warf der Stahl-Turm aber ungewohnte Schatten und bekam eine Auszeit verordnet. Durfte nach später Einwechslung aber den Last-Minute-Sieg mitfeiern. Bleibt daher – gerade nach Bülows Sperre – der erste Kandidat, um wieder in die Startelf zu rücken.
Julian Weigl: Noch zu sehr Türmchen. Von Youngster Marius Wolf forderte Fröhling zuletzt, dass er zum Mann werden müsse – könnte man auch auf den schmächtigen Weigl ummünzen. Zuletzt flog er aus dem Kader. Grund: fehlende Erfahrung im Abstiegskampf. Mitgrund könnte sein, dass er zuletzt von Borussia Dortmund und einigen englischen Klubs umworben wurde und mit dem Kopf etwas abgelenkt sein könnte. Der 19-Jährige kann zwar mit Laufstärke und Technik punkten. Stellt sich ihm ein robuster Zweikämpfer entgegen, schlottern dem aber sicher nicht die Knie. Immerhin gab’s ein Lob vom Trainer für Trainingsfleiß: „Weigl war sehr engagiert in den Zweikämpfen.“
Anthony Annan: Der kleinste Löwen-Turm (1,78 Meter). Mit Wusel-Qualitäten, aber fehl am Platz, wenn Fröhling einen kopfballstarken Abräumer mit robuster Physis favorisiert. „Ich weiß nicht, was ich falsch mache“, sagte der Ghanaer kürzlich zu „Bild“. Er kam im Winter und sollte laut Sportchef Gerhard Poschner sofort weiterhelfen. Bisherige Bilanz: Drei Einsätze, keine Soforthilfe. Der 28-Jährige hätte womöglich jetzt seine Chance – fehlte aber am Dienstag wegen einer Zerrung in der linken Wade. Das wirft ihn natürlich zurück, daher: Einsatz unwahrscheinlich.
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Düsseldorfs Interimstrainer Taskin Aksoy dürfte übrigens fast neidisch nach München blicken – zumindest angesichts der fröhling’schen Rochade-Möglichkeiten. Dem Fortunen-Coach fehlen mit Adam Bodzek (Rotsperre), Oliver Fink und Lukas Schmitz (jeweils Gelbsperre) gleich drei potenzielle Türme in seiner Mitte.