Löwen: "Probleme mit stadtbekannten Nazis"

Nach dem Rassismus-Skandal gegen Ingolstadt: Herbert Schröger, Aktivist bei „Löwenfans gegen Rechts”, spricht über Rechtsradikale in der Kurve – und erklärt, warum der Klub noch mehr tun müsste
Markus Merz |
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Bengalos in der Nordkurve. Auch nach dem Spiel kam es zu Krawallen von Sechzig-Fans.
dpa Bengalos in der Nordkurve. Auch nach dem Spiel kam es zu Krawallen von Sechzig-Fans.

AZ: Herbert Schröger, vor zwei Jahren waren Sie mit der Ausstellung „Tatort Stadion” zum Thema Rassismus beschäftigt. Am Sonntag wurde die Allianz Arena Schauplatz rassistischer Anfeindungen. Wie haben Sie den Vorfall erlebt?

HERBERT SCHRÖGER: Ich bin auf der Gegengerade gesessen, ein paar Meter weg von dort, woher die Anfeindungen gekommen sind. Gehört habe ich aber nichts.

Waren Sie überrascht über das, was da passiert ist?

Das mit den Affenlauten war ja früher wesentlich schlimmer. Mittlerweile hatte ich gedacht, die wären ausgerottet. Von dem her hat es mich schon ein bisschen überrascht.

Glauben Sie, dass die Beschimpfungen nur von einer Einzelperson kamen?

Die Aussagen der Spieler sind eindeutig. Das war mit Sicherheit kein Einzelner.

Die Löwen haben fast schon traditionell Probleme mit Nazis und rechten Parolen.

Wir haben in der Tat Probleme mit stadtbekannten Nazis. Das Schönste ist aber, dass es in der Kurve eine große Solidarität gibt, diese Menschen auszuschließen.

Der alltägliche Rassismus dürfte aber nur schwer zu verbannen sein.

Richtig, da müssen einfach mehr Maßnahmen stattfinden. Vom TSV und von der Profifußball-Firma. Wir dürfen das Thema nicht totschweigen. Es passiert doch immer nur dann etwas, wenn es gerade wieder einen Vorfall gegeben hat. Dann werden wieder, wie jetzt auch, aufgeregt Parolen verteilt. Damit ist es aber nicht getan.

Stehen Sie mit Ihrer Arbeit auf verlorenem Posten?

Ganz sicher nicht. Aber was mich ärgert sind einfach solche Aussagen wie „überhaupt keine Toleranz” – und dann passiert doch nichts. 2009 hat sich die Firma mit dem Julius-Hirsch-Preis für unsere Arbeit geschmückt. Und jetzt sind wir wieder irgendwer. Man hat uns in der Vergangenheit schon viel versprochen und wenig gehalten. Es fehlt die Nachhaltigkeit.

Zumal das Problem nicht so leicht zu verbannen sein dürfte.

1860 hat ein Nazi-Problem, keine Frage. Dabei handelt es sich vor allem um Block 132, in dem stadtbekannte Größen stehen. Dabei handelt es ich nicht um irgendwelche Verirrten. Die stehen da schon seit vielen Jahren. Das Problem ist nur, dass die sich in ihrem Block unauffällig verhalten. Vor dem Stadion sieht es dann schon ganz anders aus. Da hört man häufig rechte Parolen.

Was kann man gegen das Problem tun?

Ganz wichtig ist die Alltagscourage. Ich würde immer etwas sagen, wenn ich so etwas hören würde. Allerdings ist die Alltagscourage in den allermeisten Fällen enttäuschend. Insgesamt ist es aber schwer, das alles zu verhindern. Das ist schon ein Problem.

Geben Sie uns einen Einblick, was außer rassistischen Verunglimpfungen noch problematisch ist.

Nun ja, es sind einfach viele Leute dabei, die Gleichgesinnte treffen wollen. Viele kommen gar nicht wegen dem Fußball. Und dann werden oft die Jüngeren vollgequatscht mit diesem Gedankengut. Die versuchen, ihre Botschaften an den Mann zu bringen und Leute für ihr Ansinnen zu gewinnen.

Die Arbeit geht Ihnen also nicht aus?

Ganz und gar nicht. Es gibt immer Baustellen. Und wird also nicht wirklich langweilig.

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