Löwen-Probleme: Die blauen Baustellen

Vor dem Ligastart am kommenden Sonntag beim 1. FC Heidenheim kommen beim TSV 1860 wieder alte Probleme zum Vorschein. Die AZ gibt einen Überblick. „Es fehlt der Mut“
von  Matthias Eicher
Wo geht es hin in der Saison für 1860 mit Trainer Fröhling und Sportchef Poschner?
Wo geht es hin in der Saison für 1860 mit Trainer Fröhling und Sportchef Poschner? © Rauchensteiner/Augenklick

München - So lange die Mannschaft von Trainer Torsten Fröhling nach der Zweitliga-Relegation an zwei malerischen Kurorten im Trainingslager weilte, schien sie sogar dem Machtkampf entfleuchen zu können. Dazu gab’s fünf Test-Siege in Folge – alles bestens. Und so harmonisch! Da fiel auch die 1:3-Pleite zum Abschluss gegen Werder Bremen nicht ins Gewicht. Fünf Tage vor dem Zweitliga-Auftakt beim 1. FC Heidenheim (Sonntag, 15.30 Uhr) sieht es anders aus. Die 1:2-Niederlage gegen Swansea City am Samstag im Grünwalder Stadion förderte viele teils vergessen geglaubte Probleme zutage. Zurück in die (Löwen-)Realität! Die AZ zeigt die blauen Baustellen des Fast-Absteigers auf – und die Parallelen zur Vorsaison.

Fehlender Löwen-Mut: „Wir haben sehr ängstlich begonnen“, klagte Fröhling nach der knappen, aber hochverdienten Swansea-Schlappe und warf seiner Mannschaft vor, „keine Pässe über fünf, zehn Meter“ spielen zu können. Fröhlings Armuts-Zeugnis. Woher rührt der mangelhafte Spielaufbau? Kapitän Christopher Schindler: „In erster Linie fehlt der Mut. Es geht darum, dass sich jeder bewegt, der den Ball haben will. Wir müssen dann auch die Bälle spielen, vorne festmachen, und erst dann entsteht ein Offensivspiel.“ Hätte Schindler ebenso gut in der vergangenen Saison sagen können. Jetzt bleiben noch fünf Tage, um Automatismen einzuüben. Und den Löwen-Mut zu finden.

40.000 Euro Strafe! Löwen droht Fan-Ausschluss

Dauer-Thema Neuzugänge: Der Trainer forderte Neuverpflichtungen in allen Mannschaftsteilen, der mittlerweile degradierte Sportchef wollte seine Fehler ausbessern, die Fans träumten von großen Namen. Beim Auftakt in der Heidenheimer Voith-Arena wird faktisch kein einziger davon auf dem Rasen stehen. Innenverteidiger Rodnei, einziger prominenter Neuzugang, holt Fitness-Rückstand auf, die Testspieler Milos Degenek und Romuald Lacazette wurden als Perspektivspieler geholt. Alles Weitere braucht Zeit. „Was soll ich jetzt sagen? Soll ich sagen, es kommt einer, und dann kommt er doch nicht? Wenn ich das jetzt verspreche und es klappt nicht, sieht es auch nicht gut aus“, giftet Fröhling dünnhäutig. An seinem Nervenkostüm lässt sich abschätzen, wie sehr er noch auf Neue hofft. Parallele zum Vorjahr? Poschner holte am letzten Tag des Transferfensters noch drei Spieler (Rodri, Angha, Rama) – logisch, dass späte Transfers ein eingespieltes Team verzögern.

Selbstüberschätzung: Vergangene Saison meinte ein gewisser Ricardo Moniz, er müsste die Zweitliga-Meisterschaft als Ziel ausgeben. Immerhin: Einen solchen Wunschtraum hört man diesmal nicht. Dennoch: Sowohl Fröhling („Wenn wir als Mannschaft auftreten, werden wir diesmal keine Probleme haben“) als auch einige Spieler ließen verlauten, dass Neuzugänge gar nicht zwingend nötig seien. Aus Trotz wegen ausbleibender Transfers? Die Last-minute-Rettung hat die Löwen ohne Zweifel zusammengeschweißt. Aber die Qualität des Kaders dadurch steigern? Nicht machbar. Fakt ist: Nach 180 Minuten Relegation war man mit gleichem Personal abgestiegen.

Fan-Ärger: Nicht nur die DFB-Strafe (siehe Bericht unten) rief den Löwen die Fan-Problematik in Erinnerung. Auch der Heimatabend, als Zuckerl für treue Löwen-Anhänger im allseits beliebten Grünwalder geplant, ging nach hinten los: Nur 2.500 Zuschauer kamen – sehr mager. Viele zögern wegen des Machtkampfs um den umstrittenen Poschner, ausbleibenden Neuzugängen und dem wiederkehrenden Löwen-Chaos mit dem Kauf der Jahreskarte. Einige von denen, die doch ins Stadion kamen, hielten ein Spruchband hoch: „Wir kommen wieder! Am 1. Spieltag der Saison 16/17!!!“ Ob’s dann auf der Löwen-Baustelle besser ausschaut?

 

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