Löwen: Praktikanten an die Macht?

Nach dem Ausstieg von Statthalter Hamada Iraki sind die Löwen der Willkür des Investors ausgeliefert. Hasan Ismaik schickt Verwandte zum Hospitieren bei 1860
Marco Plein, Filippo Cataldo |
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Nach dem Ausstieg von Statthalter Hamada Iraki sind die Löwen der Willkür des Investors ausgeliefert. Hasan Ismaik schickt Verwandte zum Hospitieren bei 1860.

München - Sein Auftritt verlief wunschgemäß. Ein paar Minuten lang sprach der neue 1860-Trainer Alexander Schmidt vor dem Vereins-Aufsichtsrat und erklärte dort seine Visionen als Nachfolger von Reiner Maurer. Die Räte waren angetan von Schmidt, der am Samstag auf Betreiben von Sportchef Florian Hinterberger, Geschäftsführer Robert Schäfer, Präsident Dieter Schneider und dem mittlerweile zurückgetretenen Aufsichtsrat und Beirat Hamada Iraki installiert worden war.

Doch einer scheint nicht so glücklich gewesen zu sein über diese Entscheidung: Investor Hasan Ismaik. Dass dem Jordanier ein Welt-Trainer wie Sven-Göran Eriksson lieber gewesen wäre, dürfte spätestens klar sein, seit der schwedische Star-Coach letzten Freitag die Löwen bei deren Pleite gegen Köln besuchte. Als „netten Gruß aus Abu Dhabi” bezeichnete die AZ den München-Trip Erikssons, der aber bei den Trainer-Planungen von 1860 keine Rolle spielte. Wie der „Münchner Merkur” berichtet, soll es deswegen zu einem großen Streit zwischen Ismaik und seinem Vertrauten Iraki gekommen sein. Iraki soll sich im Sinne des Vereins bis auf weiteres gegen Eriksson ausgesprochen haben. Bei den Löwen ist man ihm dafür dankbar: „Eriksson hätte nie im Leben zu uns gepasst, er war daher nie ein Thema", sagte ein Aufsichtsrat der AZ und erklärte: „Herr Iraki hat die Sache richtig eingeschätzt. Es ist sehr schade, dass die vertrauensvolle Arbeit mit ihm künftig nicht mehr fortgesetzt wird.”

Die Löwen dürften ohne Iraki mehr denn je abhängig sein vom Willen – oder den Launen – Ismaiks. Zwar beeilte sich Schäfer mitzuteilen, dass der Jordanier seine Einlagen und Darlehen qua Vertrag nicht ohne weiteres zurückziehen könnte, dennoch befindet sich 1860 in einer Art Würgegriff Ismaiks. Solange die Löwen in der Zweiten Liga spielen, werden sie jedes Jahr ein Defizit in Millionenhöhe generieren. Dieses hat Ismaik für die laufende Saison übernommen – und zudem via Darlehen in die Mannschaft investieren lassen. Eine schriftliche Garantie für weitergehende finanzielle Alimentierung des für die Löwen so wichtigen Dreijahresplans, an dessen Ende 2015 spätestens der Aufstieg stehen soll, hat es nie gegeben.

Sogar Schneider, der einige Sträuße ausgefochten hat mit Iraki, bescheinigt dem Banker nun, dass der sich „mit Herzblut” für den Verein eingesetzt habe. Ohne Iraki, so die Befürchtung, müsse man sich nun womöglich der Willkür Ismaiks aussetzen. „Es ist unheimlich wichtig, dass schnellstmöglich ein persönliches Gespräch mit Hasan Ismaik stattfindet, um Missverständnisse zu vermeiden”, fordert der besorgte Vereins-Aufsichtsratschef Otto Steiner.

Ismaiks vor kurzem noch kaum für möglich gehaltenes Muskelspiel bestätigt jene Kritiker, die dem Modell von Beginn an skeptisch gegenüberstanden. Pro1860-Sprecher Hans Vonafka sagt dazu: „Wir Fans werden sowieso nicht mehr gefragt. Die machen einfach, was sie wollen." Nun geht es darum, wen Ismaik als Nachfolger Irakis für die beiden vakanten Positionen beruft. „Die Entscheidung obliegt allein Hasan Ismaik, wem er sie anvertrauen will”, sagt Schäfer. Dass in diesen Tagen zwei Verwandte Ismaiks bei den Sechzgern ein und ausgehen, überrascht nun nicht mehr. Sowohl Ismaiks Cousin Noar Adnan Hasan Bashar als auch sein Bruder Yahya Abdullah Mohammed Ismaik absolvieren gerade bei 1860 ein Praktikum. Der Verein spricht offiziell nur von einem Deutsch-Sprachkurs der zwei Araber. „Es ist völlig in Ordnung, dass er womöglich eine Vertrauensperson installieren wird, egal ob das ein Verwandter oder Freund des Investors ist. Damit können wir gut leben”, sagt Steiner.

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