Löwen-Präsident unverzichtbar?
Der Stress hat Dieter Schneider krank gemacht. Doch der 1860-Präsident will weiter machen, sein Umfeld bestärkt ihn darin: Die Löwen glauben, ohne ihn nicht zu können.
München - Die Löwen leiden mit ihrem Präsidenten. Dieter Schneider liegt nach einem Schwächeanfall und schweren Magenprobleme im Krankenhaus, demnächst muss der Mann, der wie kein Zweiter für die finanzielle Rettung des Klubs steht, wohl unters Messer. Seine Amtsgeschäfte ruhen – die Termine nehmen erst mal die Vizes Franz Maget und Wolfgang Hauner sowie Klub-Aufsichtsratschef Otto Steiner wahr. So weit es halt geht. „Die Zeit, die Schneider für den Verein investiert, ist enorm”, sagt Hauner, „das kann kein Mensch mit einem normalen Job alleine leisten.”
Tatsächlich war Schneider bis zuletzt oft am Trainingsplatz, noch am Wochenende besuchte er Fanklubs. Dazu kamen Treffen mit Hamada Iraki, dem Vertreter von Investor Hasan Ismaik, und Besprechungen mit der sportlichen Leitung.
Ohne Schneider, erst seit Februar Präsident, geht nichts mehr bei 1860. Oder zumindest nur wenig. Das glaubt Schneider. Und das glauben die Mitstreiter und sogar jene, die Schneiders Machtfülle zunächst skeptisch sahen. „1860 braucht Dieter, und Dieter braucht 1860 wie die Luft zum Atmen”, sagt Otto Steiner, dem selbst zuweilen Ambitionen auf Schneiders Amt nachgesagt werden. „Nichts zu machen”, sagt er, „die Zeit hätte ich nicht. Dieter ist für 1860 ein echter Glücksfall.”
Genau das ist aber auch Teil des Problems. Macht kann krank machen, so ein Amt kann einen auffressen. Schneider wäre nicht der erste, der sich zu viel zumutet, weil er sich für unverzichtbar hält (siehe Kasten). Tatsächlich ist dem Präsidenten der Gang in den Krankenstand sehr schwer gefallen. „Überall, wo ich hinkomme, begegnen mir die Fans mit großer Emotionalität. Das ist schwer zu verdauen und macht das Loslassen nicht leichter”, sagt er. Doch nicht nur die investierte Zeit und die Rettung scheinen ihn unverzichtbar gemacht zu haben für 1860.
Und die Löwen haben all ihre Erwartungen, Hoffnungen und Verpflichtungen, so scheint’s, auf die schmalen Schultern des Präsidenten abgelegt. Wie kein Zweiter steht Schneider für...
Blaue Identität und Bewahrer der Tradition: „Er ist die zentrale Identifikationsfigur unseres Vereins. Wer das nicht erkennt, verschließt seine Augen”, sagt Vize Maget. „Ich mag nicht daran denken, was los wäre, wenn er nicht mehr bei uns wäre." Und Meisterlöwe Fredi Heiß meint: „Der Präsident hat ganz genau verstanden, worum es bei 1860 geht, was den Klub ausmacht. Mit ihm mache ich mir keine Sorgen, dass die Tradition aufgegeben wird, dass 1860 ein seelenloses Gebilde wird.” Zudem geht der Präsident auf die Fans zu, spielt mit ihnen Karten im Löwenstüberl, stellt sich bei Auswärtsspielen in die Kurve. Das kommt an.
Beständigkeit und Ruhe: Als Trainer Reiner Maurer letzte Saison in die Kritik geriet und der ständige Zwist mit Ex-Sportchef Miki Stevic an ihm nagte, stärkte Schneider den Coach. Die Zeit der schnellen Trainerwechsel bei 1860 sei vorbei sagte Schneider; Stevic war bald Geschichte, als Nachfolger holte er dann Florian Hinterberger. „Er konnte mich so gut einschätzen, dass er gefühlt und gespürt hat, dass es passt. Seine Menschenkenntnis ist überragend”, sagt Hinterberger.
Starkes Gegengewicht zum Investor: