Löwen-Nullnummer gegen Paderborn - Frustsaufen auf der Wiesn?
MÜNCHEN - Es war alles bestens angerichtet. Ein Löwen-Sponsor hatte für die 1860-Profis auf der Wiesn einen Tisch im Hacker-Zelt reserviert. Ärgerlich, dass es keinen Grund zum Feiern gab. Vier Tage nach dem Pokal-Triumph gegen Hertha BSC (6:3 n. E.) setzte es für die Löwen in der 2. Liga die nächste Enttäuschung.
Das erbärmliche 0:0 gegen Paderborn bedeutet Platz 13 in der Zweiten Liga. Ob da womöglich nur noch Frustsaufen hilft? Die 21.500 Anhänger hatten schon vorher in der Allianz Arena gefeiert, nachdem die Spieler sich mit einem riesigen Plakat („Ihr seid die besten Fans der Welt“) für die grandiose Unterstützung am Mittwoch in Fröttmaning gegen Hertha bedankt hatten.
Doch auf dem Rasen begann die Lienen-Elf, die mit der gleichen Formation wie gegen die Berliner startete, deutlich zurückhaltender. Ob die Pokal-Schlacht doch zu viel Kraft gekostet hatte? Zunächst wenigstens mal Glück für 1860: In der 4. Minute hatte Aleksandar Ignjovski als letzter Mann Paderborns Sören Brandy 24 Meter vor dem Tor von den Beinen geholt. Dafür gab's von Schiedsrichter Frank Willenborg gnädigerweise nur Gelb. Brandy konnte übrigens nicht mehr weitermachen.
Ein Warnschuss für die Blauen? Im Gegenteil. Die Löwen spielten weiter harmlos und unstrukturiert. Viel Krampf, wenig Klasse. Dem Amerikaner Kenny Cooper (und nicht nur ihm) versprangen immer wieder Bälle. Als Benny Lauth endlich mal mit dem Ball am Fuß aufs Tor zustürmte, wurde er vom wild herbei springenden Paderborner Florian Mohr gestoppt: ein Tritt gegen den Brustkorb, ein Angriff im Karate-Stil. Aber Schiedsrichter Frank Willenborg ließ weiterspielen – und entschied später auf Schiedsrichterball, nachdem Lauth behandelt worden war. Eine klare Fehlentscheidung von Willenborg. Hier wäre wohl sogar ein Platzverweis für Mohr regelkonform gewesen.
Es blieb der einzige Aufreger. Die Stimmung in der Nordkurve war weiter gemäßigt. Zur Pause kamen für die enttäuschenden Löwen nur vereinzelte Pfiffe von den Rängen. Ob Sportdirektor Miki Stevic in diesen Momenten darüber nachgedacht, dass im Löwen-Mittelfeld seit dem Ausfall von Florin Lovin (Kreuzbandriss) doch einer fehlt, der das Spiel lenkt? Möglicherweise, denn der Sonntag zeigte, dass die Last der Verantwortung für die zweifelsfrei hochbegabten Löwen-Talente Tarik Camdal (18), Aleksandar Ignjovski (18) und Sandro Kaiser (20) teilweise doch noch zu groß ist.
Ewald Lienen versuchte es nach dem Wechsel mit dem selben Personal. Je länger das Spiel dauerte, desto ungeduldiger wurde der Trainer an der Seitenlinie. Nach 60 Minuten reagierte Lienen. Für den erneut schwachen Kapitän Benny Lauth und Tarik Camdal brachte der Trainer Peniel Mlapa und Stefan Aigner. Für Aigner war der Einsatz aber nur von kurzer Dauer. Nach einer Viertelstunde war er schon wieder auf dem Weg in die Katakomben: Nach einem harmlosen, aber völlig sinnfreien und überflüssigen Rempler gegen Paderborns Keeper Daniel Masuch (der hatte auf Zeit gespielt) zückte Schiedsrichter Willenborg die Rote Karte. Lienen reagierte fassungslos, zeigte den Scheibenwischer.
Zu zehnt wurde es für 1860 noch schwerer. Es wäre auch kaum verdient gewesen, wenn Mlapas Volleyschuss in der 90. Minute ins Tor anstatt auf die Latte gegangen wäre.
Oliver Griss