Löwen: Nullnummer gegen Bielefeld
MÜNCHEN - Das erste Spiel nach dem Punkteabzug: Womöglich waren die Sechzger ja besonders angespornt, letztlich aber konnten sie das nicht in eine ansprechende Leistung umwandeln. Beim 0:0 gegen Bielefeld boten sie jedenfalls ihre bislang schwächste Saisonleistung.
Für die Löwen ging es am Samstagmittag eigentlich nur um eins: weg mit dem Frust, her mit der Lust! Der Abzug von zwei Punkten durch die DFL unter der Woche hatte dem TSV 1860 zwar kräftig die Laune vermiest, doch im Heimspiel gegen den Tabellenletzten Arminia Bielefeld sollte all der Ärger in eine riesige Portion Extramotivation umgewandelt werden. Womöglich waren die Sechzger ja besonders angespornt, letztlich aber konnten sie das nicht in eine ansprechende Leistung umwandeln. Beim 0:0 gegen Bielefeld boten sie jedenfalls ihre bislang schwächste Saisonleistung.
Immerhin, die Serie von nun sechs Spielen ohne Niederlage bleibt bestehen; und seit drei Partien haben die Blauen nun auch schon kein Tor mehr kassiert. Doch all das hilft ihnen keinen Deut weiter. Mit jetzt 13 Punkten nach neun Spielen verliert der TSV 1860 so langsam den Anschluss nach oben. Bedenkt man, dass die Mannschaft schon vergangene Woche in Oberhausen zwei Punkte hat liegen lassen, dann mit zwei Punkten Abzug bestraft wurde und nun erneut zwei Punkte verspielte, dann waren das ein paar ganz bittere Arbeitstage für 1860-Trainer Reiner Maurer.
"Die zwei Punkte sind egal, unsere Mannschaft spielt brutal“, stand auf einem großen Spruchband in der Löwen-Fankurve zu lesen; wobei das Wörtchen „brutal“ sicherlich nicht als Beschreibung einer überaus aggressiven Gangart gemeint war, sondern einfach nur als Wertschätzung der in dieser Saison bislang meist überzeugenden Leistungen. Ähnliche Worte wählte Stadionsprecher Stefan Schneider, als er kurz vor dem Anpfiff mit seinem Finger auf die Tribünen zeigte und dabei rief: „Zwei Punkte sind weg, aber die besten Freunde, die sind noch da. Und das ist doch das Allerwichtigste im Leben!“
Vor der Pause lief bei den Löwen so wenig zusammen, dass sich ihre Fans mehrfach mit „Scheiß-DFL“-Rufen abzulenken versuchten; Löwen-Geschäftsführer Robert Niemann, der ja um einen intensiven und harmonischen Austausch zwischen seinem neuen und dem alten Arbeitgeber bemüht ist, dürften diese Rufe allerdings gar nicht gefallen haben.
Außerdem wird ihn gewurmt haben, wie wenig seine in den letzten Wochen immer wieder gelobte Mannschaft gegen die enorm tief stehenden Bielefelder zustanden brachte. Wenig Tempo, wenig Bewegung, so ging immer wieder ein genervtes Raunen durch die schwach besetzte Arena, nachdem sich einer der Sechzger mal wieder einen Fehlpass oder ein misslungenes Dribbling geleistet hatte.
Einer, der jedoch für Lichtblicke sorgte, war Daniel Halfar – womöglich war er ja gegen seinen Ex-Verein, bei dem der 22-Jährige auch einen Punktabzug erlitten hatte, besonders motiviert? Nach 19 Minuten hob der Linksfüßer einen präzisen Freistoß auf den Kopf von Verteidiger Stefan Buck, doch dessen Kopfstoß strich knapp am Tor vorbei. Eine Minute später setzte sich Halfar dann gegen gleich mehrere Gegner durch, doch sein Schuss aus rund 18 Metern zischte knapp vorbei.
Gegen die immer wieder durch Fouls auffälligen Bielefelder hatte Stefan Aigner nach einer schönen Flanke von Antonio Rukavina noch eine Kopfballchance (31.); doch mehr brachten die Löwen, bei denen der schwache und gelb-rot-gefährdete Florin Lovin frühzeitig für den jungen Christopher Schindler Platz machen musste, vor dem Seitenwechsel nicht zustande.
Und weil schon kurz nach der Pause der 18-jährige Kevin Volland für den zum wiederholten Male blassen Djordje Rakic kam, probierte es Maurer fortan mit jungendlicher Dynamik und Frische. Doch es wurde nicht besser. In Kombination vergaben zwar erst Aigner und Benny Lauth eine gute Chance (64.), und Lauth hatte später sogar noch zwei weitere Möglichkeiten (79., 80.). Am Ende aber wurden die Löwen aufgrund ihrer spielerisch mangelnden Darbietung mit Pfiffen verabschiedet.
Wenn die Mannschaft am Dienstagabend im DFB-Pokal in Köln bestehen will, muss sich klar steigern. Immerhin darf sie sich sicher sein, dort weitaus mehr Platz zu bekommen, um das eigene Spielvermögen auszuleben.
Marco Plein