Löwen: Nichtaufstieg hat auch positive Seiten

Die Löwen trauern der verpatzten Aufstiegschance nicht mehr nach und sehen sogar Positives im Zweitligaverbleib. Nun will 1860 neue Netzwerke spannen
MÜNCHEN Mit Bergen kennt sich der Gelegenheitswanderer und Hobbyskifahrer Reiner Maurer ganz gut aus. Und weil seine Arbeit als Cheftrainer des TSV 1860 einem ewigen Auf und Ab gleichkommt, er aber zuletzt deutliche Schritte nach oben unternommen hat, lieferte er nun ein passendes Beispiel für seine Lage: „Als Trainer der Löwen wird man nur am Aufstieg gemessen. Das ist so, als will man den Mount Everest erklimmen. Wir sind nicht mehr weit von der Spitze entfernt. Wir sind nicht mehr am ersten Basislager – sondern können den Gipfel schon sehen.“
Dieses Jahr wird es zwar nichts mehr der Attacke Gipfelsturm, doch das sei alles gar kein Problem, behaupten sie nun bei Sechzig.
Im Januar noch hatte Präsident Dieter Schneider im AZ-Interview gesagt: „Der Aufstieg muss in den nächsten ein, zwei Spielzeiten klappen. Das Ziel ist geschafft, wenn wir in der Bundesliga das Pendel sind: in der Mitte mit Ausschlag nach oben. Dann sehen wir irgendwann die Europa League.“ Und dann haben die Löwen die gesamte Rückrunde über davon geträumt, am Ende auf Platz drei zu hüpfen. Doch trotz einer bemerkenswerten Rückrunde, die 1860 im Falle eines Sieges am Sonntag gegen Aachen mit großartigen 34 Punkten beenden würde, bleibt am Ende nur ein Verfolgerplatz. Statt sich aber über den nicht geschafften Sprung nach oben zu ärgern, reden sich die Löwen den Zweitligaverbleib auf einmal schön.
„Ich sage nicht, dass wir es nicht lieber geschafft hätten, aber so haben wir die Zeit, um noch mehr mit unserem Partner Hasan Ismaik zusammenzuwachsen und eine noch bessere Basis zu schaffen. Dass wir es nicht geschafft haben, hat also auch seine positiven Seiten. Wir haben eine richtig gute Saison gespielt, wir haben oben angegriffen, es passt schon so, wie es ist“, erklärte Schneider nun. Und Aufsichtsrat Robert von Bennigsen beteuerte: „Diese Saison konnte Herr Ismaik noch gar nicht so viel von seinen Vorstellungen umsetzen. Wenn wir es nächste Saison nach oben schaffen würden, könnte man erst richtig sagen, wir haben es gemeinsam geschafft. Und so was würde noch viel mehr zusammenschweißen.“
Ab jetzt also tickt die Uhr. Drei Jahre haben die Löwen laut ihrem Strategieplan Zeit, den Sprung nach oben zu schaffen. Und dafür werden nun alle Kräfte gebündelt. Auch neben dem Platz. In der zur Umsetzung des Dreijahresplanes neugegründeten Task Force – für die Schneider, dessen Stellvertreter Franz Maget und Wolfgang Hauner, Geschäftsführer Robert Schäfer, Investor-Vertreter Hamada Iraki und e.V.-Aufsichtsratschef Otto Steiner arbeiten – geht man nun einzelne Projekte an, die 1860 der ersten Liga näherbringen sollen. Neben Ideen zur Verbesserung der Außendarstellung und der Gewinnung neuer und junger Fans (Schüler unter zehn Jahren sind den Löwen besonders wichtig), will der Verein nun intensiv Netzwerke spannen, um die finanziellen Möglichkeiten besser auszuschöpfen. Von Bennigsen nennt ein Beispiel: „Wenn ein Junge in den großen Zeiten von 1860 im Alter von zehn Jahren Löwen-Fan wurde, ist er heute Mitte oder Ende Fünfzig und damit wohl auf dem Höhepunkt seiner beruflichen Karriere. Das heißt für uns: Es gibt nur noch ein geringes Zeitfenster von wenigen Jahren, in denen wir Löwen-Fans in hohen Positionen für uns nutzen können.“ Sogar der Finanzvorstand eines großen Dax-Unternehmens soll „glühender Löwen-Fan“ sein, „wenn wir solche Chancen nicht für uns nutzen, wäre das doch fahrlässig.“