Löwen: Maurer zählt Lauth an

München - Gelb für Alle! Als die Löwen am Montagmorgen nach ihrem freien Sonntag zum Trainingsplatz kamen, wurden sie sofort wieder an die fürchterliche Heimpleite gegen Rostock erinnert. Hermann Heck, ein bald 80 Jahre alter Dauerkibitz an der Grünwalder Straße, hatte eine übergroße Gelbe Karte mitgebracht und hielt sie jedem Spieler beim Betreten des Trainingsplatzes begleitet von ein paar mahnenden Worten energisch unter die Nase. „So eine Leistung gehört verwarnt“, schnaufte der Rentner, „so was Schlimmes wie gegen Rostock habe ich noch nie gesehen. Die Gelbe Karte heißt: Aufwachen! So geht's nicht weiter!“ Kein Spieler widersprach ihm.
Auch Reiner Maurer bekam Gelb. Und weil der Coach nach dem 0:1 noch immer mindestens ebenso angefressen war wie Heck, nahm er die Rüge auf und tadelte ebenfalls – und zwar auch und vor allem seinen Kapitän Benny Lauth. Ausgerechnet Lauth.
Den Coach und seinen Starstürmer verbindet eigentlich ein Vertrauensverhältnis, das Maurer in dieser Form sonst zu keinem Profi pflegt. Doch nun sind Maurer die inkonstanten Leistungen des Topverdieners offenbar so sehr gegen den Strich gegangen, dass er den Zeigefinger hob und den früheren Nationalspieler öffentlich zurechtwies. „Wir wollen nächstes Jahr eine Toprunde spielen“, sagte Maurer, „und dafür muss sich dann auch ein Benny Lauth klar verbessern. Ein Mann mit seiner Klasse muss eigentlich 20 Tore schießen. Er darf nicht mit 15 oder 16 Toren zufrieden sein.“ Aktuell wäre selbst diese Marke für Lauth ein großer Erfolg – derzeit kommt er auf neun Tore.
Was Maurer zwar nicht offen zur Sprache brachte, er jedoch mehr als deutlich andeutete, ist Lauths Fitnesszustand. „Wir werden nach der Saison ein paar Tests machen. Da geht es um Fakten. Da werden wir auch auf die Grundlagen schauen“, kündigte der Allgäuer an und fügte warnend hinzu: „Wenn man 20 Tore schießen will, muss man was dafür tun. Und im Alter muss man sowieso noch mehr machen. Ich erhoffe mir eindeutig mehr Impulse von ihm. Es ist wichtig, dass er in guter Verfassung ist in der neuen Saison. Deswegen hat die Vorbereitung wichtige Bedeutung. Und das betrifft auch in großem Maße Benny Lauth.“ Ist Lauth nicht fit?
Bislang war es immer so, dass Maurer und Lauth, mittlerweile 30, gar nicht so viel miteinander sprechen mussten, sie wussten ja auch so, was der andere wollte. Lauth brauchte Maurers lockeren Umgang, und Maurer brauchte einen zufriedenen Lauth. Doch nun verschärft der Trainer den Ton – und Lauth kann ihn sogar verstehen. „Bei mir gab es zu viel Auf und Ab, zu wenig Konstanz“, sagte er, als ihn die AZ auf Maurers Kritik ansprach. „Ich kann den Worten nicht widersprechen. Die Kritik ist berechtigt, weil ich einer derjenigen bin, von denen man erwartet, dass sie Spiele rumreißen und entscheiden.“ Den von Maurer angedeuteten Fitness-Mangel jedoch bestritt Lauth vehement. „Nein“, sagte er, „dafür gibt’s keine Anzeichen.“
Dennoch: Auch Lauth, der nach der wenig harmonischen Zusammenarbeit mit Ex-Trainer Ewald Lienen unter Maurer immer unumstrittener Stammspieler war, wird sich auf härtere Zeiten einstellen müssen, sollte der vom Coach erhoffte Leistungsschub ausbleiben. „Benny hat als Kapitän immer großen Rückhalt genossen. Wir werden uns nach der Saison zusammensetzen und über einiges reden“, so Maurer.