Löwen-Kult-Kicker Miller: "Elf Osakos müsst ihr sein"
Thomas Miller, einer der Löwen-Aufstiegshelden von 1994, bemägelt, dass sich außer dem Neuzugang Yuya Osako die Löwen-Spieler „in die Hose machen“.
München - Während alle Spieler nach dem Training unter der Dusche stehen, beginnt die Sonderschicht von Yuya Osako. Der Japaner schnürt seine Laufschuhe und dreht seine Runden um den Trainingsplatz. In Eigenregie. Dass dieser Fleiß von Erfolg gekrönt ist, zeigen seine ersten drei Einsätze im Löwen-Trikot: Zwei Treffer gelangen ihm bereits, gegen Düsseldorf (1:1) und gegen Paderborn (2:2) war er erfolgreich und rettete dem TSV 1860 zumindest jeweils noch einen Punkt.
Genau diese Einstellung, die Osako bei den Löwen vorlebt, vermisst Thomas Miller an der Grünwalder Straße. Er, der von 1989 bis 1997 213 Spiele für die Löwen bestritt und zum Sinnbild für Kampf und Leidenschaft avancierte. „Jeder Spieler muss das selbstständig machen, das war früher üblich und ist die Grundvorraussetzung“, sagt er der AZ. Miller geht noch weiter. Er ist der Meinung: „Man muss sich an ihm orientieren, obwohl er erst so kurze Zeit bei den Löwen ist! Von den anderen kommt ja viel zu wenig. Es kann nicht sein, dass Osako mit seinen paar Kilo mehr reißt als die anderen Löwen, die 1,90 Meter groß sind und sich in die Hose machen. An seinem Engagement sollten sich die anderen alle mal ein Beispiel nehmen!“
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Nach dem Motto: Elf Osakos müsst ihr sein! Also wie der Japaner, der bei den Löwen alle verrückt macht und für ein dickes Umsatzplus im Löwen-Fanshop sorgt. Für Miller steht indes fest: „Es ist noch gar nichts gelaufen, was den Aufstieg angeht. Die anderen Mannschaften sind ja keinen Deut besser.“ Die Löwen liegen auf Platz neun, haben sechs Punkte Rückstand auf den dritten Rang, den der Aufsteiger Karlsruher SC belegt.
Osako selbst konnte am Dienstag wegen eines Blutergusses an der Hüfte nicht am Training teilnehmen, sein Einsatz am Samstag in Sandhausen ist jedoch überhaupt nicht gefährdet. Stattdessen bereitet sich der 23-Jährige lieber gewissenhaft auf die kommende Aufgabe vor. „Ich kenne die Mannschaften in der Liga ja nicht, deshalb schaue ich mir vorher häufig Videos an, um den Gegner besser einschätzen zu können. Wenn das aber nicht funktioniert, gehe ich einfach unvorbereitet ins Spiel und passe mich an", sagt er.
Reaktion Miller? „Genauso verlange ich es von allen!" Dass die Mannschaft zu wenig Biss zeige, hörte man zuletzt von vielen Seiten, etwa von Meister-Löwe Fredi Heiss, der sagte: „Es ist eine Mannschaft, die sich ihrem Schicksal einfach ergibt und nur dann läuft, wenn sie muss.“
So liegt die Hoffnung auf Osako. Mitspieler Moritz Volz kündigt bereits an: „Wenn er so weiter macht, dann lade ich ihn mal beim Japaner zum Essen ein. Da ist er ja eh jeden Tag. Es ist wichtig, dass er sofort getroffen hat, ansonsten wird man schnell totgeschrieben.“ Die Zahlen belegen Osakos Tatkraft. Drei Viertel seiner Pässe kommen an, etwa 45 Prozent seiner Zweikämpfe gewinnt er. Zum Vergleich: Benny Lauths Pässe kommen zu 62 Prozent an, er gewinnt auch weniger Zweikämpfe (41,7 Prozent) als der Nationakspieler, der in der Winterpause für 500.000 Euro von den Kashima Antlers kam. Die wichtigsten Daten aber: Lauth brauchte für seine zwei Saisontreffer 22 Einsätze, Osako nur drei. Grund genug, um von den Kollegen jetzt schon zu fordern. „Ich brauche mehr Bälle.“