Löwen-Keeper Kiraly: „Das geht unter die Haut“

1860-Keeper Gabor Kiraly hat noch nie in der Allianz Arena gespielt. Also hat ihn die AZ hingebracht. Dass das Stadion den Roten gehört, stört ihn nicht: „1860 hat mehr Wert und Tradition als Bayern."
von  Abendzeitung
"Das ist mein neues Wohnzimmer": Gabor Kiraly freut sich auf die Allianz Arena.
"Das ist mein neues Wohnzimmer": Gabor Kiraly freut sich auf die Allianz Arena. © Mike Schmalz

1860-Keeper Gabor Kiraly hat noch nie in der Allianz Arena gespielt. Also hat ihn die AZ hingebracht. Dass das Stadion den Roten gehört, stört ihn nicht: „1860 hat mehr Wert und Tradition als Bayern."

MÜNCHEN Er stand schon in Barcelonas Nou Camp und Manchesters Old Trafford im Tor. Aber in der Allianz Arena hat Gabor Kiraly, die neue Nummer 1 des TSV 1860, noch nie gespielt. Mit der AZ hat der Ungar vor seiner Heim-Premiere gegen Koblenz (Sonntag, 13.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de) das Stadion inspiziert – und war begeistert: „Das ist mein neues Wohnzimmer – toll! Der Rasen ist edel. Für unsere Gegner muss die Allianz Arena in Zukunft die Hölle werden.“

AZ: Das Stadion gehört aber dem FC Bayern, Herr Kiraly!

GABOR KIRALY: Ich weiß. Die Bayern sind Rekordmeister in Deutschland, stehen für Glamour. Der TSV 1860 geht aber richtig unter die Haut. Das ist mir sympathischer. Die Löwen haben mehr Wert und Tradition als der FC Bayern.

Die 1860-Fans wollen hier den Aufstieg bejubeln.

Ich will nicht groß reden, wir wollen 1860 dienen. Ich habe einen Traum: Ich will allen 1860-Legenden auf der Tribüne das Gefühl geben, dass wir eine Generation sind, die ihnen das Gefühl gibt, das sie auf dem Platz erlebt haben: Große Siege feiern.

Wie gut passt eigentlich Ihr Name zu Ihnen?

Wieso?

Kiraly bedeutet: König.

Ach, das ist nur ein Name. Aber viele rufen mich Gabor oder Kiri, das ist eine Abkürzung für Kiraly, das ist so wie bei Schweinsteiger und Schweini. Auch wenn mein Name etwas anderes sagt: Ich bin kein König, kein Star – ich bin ein stinknormaler Torwart. Als Fußballer muss man immer am Boden bleiben.

1860-Torwart-Ikone Petar Radenkovic landete in den 60ern mit dem Lied „Bin i Radi, bin i König“ einen Hit.

Ja, der Radi ist der König, er ist eine Legende in Deutschland. Leider habe ich ihn noch nicht kennengelernt. Ich weiß von ihm, dass er meist schwarz gekleidet im Tor stand – wie ein Dressman. Und er war ein überragender Torwart.

Immerhin haben Sie einen eigenen Fanklub, den Gabor-Kiraly-Fanklub bei Hertha BSC.

(lacht) Ja, und das ehrt mich. Es kann nicht jeder von sich sagen, dass er einen eigenen Fanclub hat – obwohl ich schon seit fünf Jahren von Hertha weg bin. Aber auch die Löwen-Fans sind klasse: In Paderborn – beim 1:0-Pokalsieg – haben sie meinen Namen gerufen. Das gibt mir Kraft.

Die graue Schlabberhose ist Ihr Talisman. Wie viele davon brauchen Sie pro Saison?

15 bis 20 Stück gehen in einer Saison schon drauf. Meine erste Jogginghose habe ich übrigens auch noch, aber leider ist der Gummi schon kaputt. Ich werde sie demnächst in mein Sportzentrum hängen.

Welches Sportzentrum?

Das habe ich 2003 in meiner Heimatstadt Szombathely gebaut, das ist ein richtiger Freizeitpark auf 4,5 Hektar – mit Kegelbahnen, Fußball-, Basketballplätzen.

Die Karriere nach der Karriere ist also vorbereitet. So weitsichtig plant nicht jeder Fußballprofi.

Und das finde ich richtig schlimm: Es gibt viele Fußballer, die kaufen sich mit 20 einen Porsche oder Ferrari, und mit 40 stehen sie dann vor einem Scherbenhaufen. Dann kommt der tiefe Fall. Als Fußball-Profi hast du ein paar Jahre ein nettes Leben, aber wenn du dein Leben nicht voraus planst, wird’s schwierig.

Herr Kiraly, mit Verlaub, Sie sind ja ein Anti-Star.

Na, und? Das macht mir nichts aus. Ich brauch’ keinen Porsche, ich gehe lieber spazieren oder fahre mit dem Fahrrad. Oder komme zu Fuß ins Training – wie am Mittwoch. Das ist für mich Luxus.

Was haben Sie denn von München schon gesehen?

Ach, wenig. Mein Viertel kenne ich, ich weiß, wie es zur Isar geht. Vom Oktoberfest habe ich auch schon viel gehört. Aber ich muss meine Mitspieler enttäuschen: Ich trinke kein Bier, das ist mir zu sauer.

Interview: Oliver Griss

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