Löwen im Abstiegskampf: Die Kopfgehemmten

München - "Wir wären doch alle lieber als Fünfzehnter in die Osterferien gegangen. Wir werden aber nicht groß Trübsal blasen. Wir sind ein bisschen enttäuscht und wieder in der Bringschuld.“ So lautete Oliver Kreuzers vorösterliches Fazit nach dem niveauarmen 1:1 gegen Arminia Bielefeld. Woran es lag, dass der TSV 1860 gegen den direkten Konkurrenten nicht an zuletzt ordentliche Leistungen anknüpfen konnte? „Ich weiß auch nicht, wieso es nicht geklappt hat.“ Kreuzer und das große Fragezeichen.
Dabei war das Ergebnis noch das Beste an der Löwen-Performance. Der Sportchef: „Das war ein mutloser, lascher Auftritt. Keine Bewegung, keine Laufbereitschaft, viele Abspielfehler – ein mäßiges bis schlechtes Spiel.“ Das offenbarte ein altbekanntes Problem an der Grünwalder Straße, denn dort sind sie zuhause, die Kopfgehemmten.
Lesen Sie hier: Pechvogel Simon: "Nochmal bei Null anfangen"
Zehn Punkte aus vier Spielen bescherten zuletzt den Sprung auf den direkten Nichtabstiegsplatz, trotz 1:2-Pleite bei Spitzenreiter Leipzig stimmte auch dort die Leistung. Nun aber, als man zuhause die Chance auf einen kleinen Befreiungsschlag hatte, die Möglichkeit, die schwächelnden Bielefelder tiefer in den Abstiegssumpf zu ziehen, war von Aufbäumen keine Spur. Pflichtsieg? Favoritenrolle? Solche Ausdrücke sind im blauen Vokabular ebenso nicht-existent wie die Worte Kontinuität, eigenes Stadion oder Schuldenfreiheit.
Zu oft, als dass es mit Zufall abgetan werden könnte, versagen den Löwen in solchen Situationen die Nerven. Trainer Benno Möhlmann gab zu, dass sich der ein oder andere Spieler wohl zu viel mit der Tabelle beschäftigt habe: Düsseldorf hatte mit einem 4:3 gegen Kaiserslautern vorgelegt und die Löwen überholt. „Ich kann es nicht abstreiten, dass es in den Köpfen der Spieler eine Rolle spielt. Der ein oder andere würde wohl lieber am Freitagabend spielen“, so der Trainer.
Auch die zuletzt von mehreren Akteuren geäußerte Notwendigkeit, die Arminen als unmittelbaren Gegner im Abstiegskampf schlagen zu müssen, ist für Möhlmann der falsche Ansatz: „Ich denke anders, will in jedem Spiel das Optimale erreichen.“ Wie man derartige Gedanken, die den vorhandenen Druck nur vergrößern, aus den Köpfen bekäme? „Das kriegst du nicht raus. Von der Psychologie her müsste man ganz tief gehen, müsste bis zur Kindheit gehen und am besten noch die Eltern ranholen“, witzelte Möhlmann auf AZ-Nachfrage. Grinsen konnte er dabei nicht.
Lesen Sie auch: AZ-Analyse: Mehr Krampf statt Kampf gegen Bielefeld
Die große, selbst auferlegte Last war den Blauen von Beginn an anzumerken. „Ich will der Mannschaft ihr Bemühen nicht absprechen, aber wenn du merkst: Heute klappt es irgendwie nicht, dann geht Dir das Vertrauen verloren“, analysierte Kreuzer. Nicht einmal das 1:0 durch Neulöwe Jan Mauersberger sei „ein Brustlöser“ gewesen. Auch Möhlmanns Kabinenpredigt verpuffte wirkungslos. Kreuzer dazu: „Der Trainer hat in der Halbzeit deutlich angesprochen, dass wir eine Schippe drauflegen müssen. Aber auch nach der Pause waren uns die Bielefelder überlegen.“
Die Devise, um die Mannschaft in die Spur zu bringen? „Training, Training, Training.“ Auch der geplante Gründonnerstags-Test, nach Ingolstadts Absage wohl gegen Grödig, kommt 1860 gelegen. Dumm nur, dass danach ein verlängertes Oster-Wochenende ansteht. Eventuell bringt die Auszeit ja die Spieler auf andere Gedanken – die sich im Optimalfall nicht um die Tabelle drehen.